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Aus MAGA wird MEGAWeidel und Orban zelebrieren US-Kopie – Zeitung in Ungarn sieht „feindselige Geste“

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Weidel und Orban trafen sich im früheren Karmeliterkloster auf der Budapester Burg zu einem Gespräch. Der Auftritt bei der Pressekonferenz vor ungarischen und deutschen Fahnen wirkte wie ein Staatsbesuch.

Weidel und Orban trafen sich im früheren Karmeliterkloster auf der Budapester Burg zu einem Gespräch. Der Auftritt bei der Pressekonferenz vor ungarischen und deutschen Fahnen wirkte wie ein Staatsbesuch.

Die Nähe der AfD zur rechtspopulistischen Politik von Ungarns Ministerpräsidenten Orban ist nicht neu, bekommt jetzt aber einen gemeinsamen Slogan.

Ein Treffen mit Signalwirkung vor der Bundestagswahl sollte es offensichtlich werden: AfD-Chefin Alice Weidel hat bei ihrem Besuch in Budapest Ungarn in höchsten Tönen gelobt und als Vorbild bezeichnet. „Ungarn ist das Bollwerk gegen illegale Migration“, sagte sie bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Regierungschef Viktor Orbán.

Ungarn sei für die AfD ein Symbol für Vernunft, Souveränität, Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit. Für den Fall einer AfD-Regierungsbeteiligung in Deutschland versprach Weidel: „Wir werden dem Pfad von Ungarn, unserem großen Vorbild, folgen.“

Empfang von Weidel sollte wie ein Staatsbesuch aussehen

Weidel und Orban trafen sich an dessen Amtssitz im früheren Karmeliterkloster auf der Budapester Burg zu einem Gespräch. Am Vorabend gab es dem Vernehmen nach auch ein gemeinsames Abendessen. Der Auftritt bei der Pressekonferenz vor ungarischen und deutschen Fahnen wirkte wie ein Staatsbesuch.

Orban schrieb zuvor bei X, er habe heute die Zukunft Deutschlands empfangen. „Es war eine Ehre, Sie in Budapest zu empfangen, Vorsitzende Alice Weidel!“ – und Weidel gab ihre Wertschätzung auf X entsprechend zurück.

Alice Weidel kopiert die Strategie von Donald Trump

Auf ihrem X-Account schreib sie: „Es war eine Ehre, ihr Gast zu sein“, um anschließend der gemeinsamen Sache eine Überschrift zu geben: „Let's make Europe great again!“. Zahlreiche User kommentierten Weidels Post mit „MEGA“, um ihre Begeisterung auszudrücken. Eine Abwandlung des US-Slogans „Make America great again“ (kurz: MAGA), mit dem die republikanische Seite um Donald Trump ihren Wahlkampf befeuerte.

Auch dass Orban einen „Freiheitskampf“ führe, wie es Weidel beschrieb, erinnert an die Ausführungen von US-Präsident Donald Trump, wenn der über seinen Kampf gegen illegale Einwanderung spricht. „Wir werden ihm mit Freude folgen“, betonte Weidel noch, und nannte Ungarn ein „Bollwerk gegen illegale Migration“ sowie ein Vorbild beim „Schutz der Meinungsfreiheit“.

Die AfD-Chefin beklagte, dass die bilateralen Beziehungen Deutschlands zu anderen Staaten zuletzt schlechter geworden seien – „vor allem zu Ungarn, aber auch zu den Großmächten USA, Russland und China“. „Meine und unsere Aufgabe ist es, diese Beziehungen zu verbessern“, sagte Weidel.

Die Initiative für das Treffen war von der AfD ausgegangen. Orban hatte der „Neuen Zürcher Zeitung“ gesagt, Weidel habe um dieses Treffen gebeten. Die AfD betont seit Jahren ihre Nähe zur rechtspopulistischen und EU-kritischen Politik des seit 2010 in Ungarn regierenden Orban. Im vergangenen Jahr sagte Weidel, sie habe volle Bewunderung für Orban, ebenso wie für den österreichischen FPÖ-Politiker Herbert Kickl.

Kritik von Budapester Zeitung „Nepszava“: Großer Bahnhof für Alice Weidel nicht gut für Ungarn

Der staatsbesuchsmäßig zelebrierte Empfang der AfD-Chefin löste derweil auch Kritik in Ungarn selbst aus. Die oppositionelle Budapester Tageszeitung „Nepszava“ kommentierte das Treffen der Politiker und stellte die Strategie der ungarischen Führung infrage: „Zeugt es von Respekt für Deutschland, wenn der ungarische Regierungschef anderthalb Wochen vor der vorgezogenen Bundestagswahl die Ko-Vorsitzende und Kanzlerkandidatin der rechtsextremen AfD empfängt und verlangt, die Brandmauer gegen die AfD möge verschwinden, sprich: Die Partei sei in die nächste Regierung zu holen?“

Zudem bezeichnete das Blatt das Treffen zwischen Orban und Weidel als „feindselige Geste gegen den aller Wahrscheinlichkeit nach nächsten deutschen Bundeskanzler, Friedrich Merz (CDU)“. Weil Donald Trumps eigensinniger Berater Elon Musk die Deutschen dazu aufgerufen habe, die AfD zu wählen, empfinde es Orban nun als seine Pflicht, sich durch seinen Einsatz für Weidel bei der amerikanischen Administration einzuschmeicheln, heißt es weiter.

Orban gratulierte etwa der AfD, nachdem diese kürzlich im Bundestag erstmals einem Antrag von CDU/CSU zu einer Mehrheit verholfen hatte. Orban steht seit Jahren in der EU wegen Vorwürfen des Verstoßes gegen Prinzipien von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Kritik. Weidels in Teilen rechtsextreme AfD liegt unterdessen in Umfragen zur Bundestagswahl seit langem auf Platz zwei. Eine Koalition mit ihr nach der Wahl haben jedoch alle anderen Parteien ausgeschlossen. (mit dpa/afp)