Die Ermittlungen im Fall der beschädigten Datenkabel in der Ostsee kommen voran. Die dänische Marine beschattet seit der Nacht einen chinesischen Frachter.
Beschädigte Ostsee-KabelFrachter aus China unter Verdacht – Schiff fuhr auffällige Manöver
Im Fall der aus noch unbekannten Ursachen beschädigten Datenkabel in der Ostsee gibt es einen ersten Verdacht. Ein großer chinesischer Massengutfrachter ist in den Fokus der dänischen Marine geraten. Das Schiff war am frühen Montag auffällige Manöver südlich der schwedischen Insel Öland gefahren. Unweit davon werden die Kabelschäden vermutet.
Am Montag waren in der Ostsee Schäden an Kommunikationskabeln zwischen den neuen Nato-Mitgliedern Finnland und Schweden sowie ihren Bündnispartnern Deutschland und Litauen gemeldet worden. Das staatliche finnische Unternehmen Cinia hatte mitgeteilt, dass ein Defekt an dem Untersee-Datenkabel C-Lion1 zwischen Finnland und Deutschland festgestellt worden sei und die Kommunikationsverbindungen über das Kabel dadurch unterbrochen seien. Die schwedischen Behörden ermitteln seit Dienstag wegen möglicher Sabotage.
Was sollten die auffälligen Manöver der „Yi Peng 3″ in der Ostsee nahe Öland?
Was der Frachter „Yi Peng 3″ am Montag in dem Gewässer unternahm, ist noch unbekannt. Bekannt ist nach Aufzeichnungen von Daten aus Tracking-Apps nur, dass das 226 Meter lange Schiff am Montagmorgen in dem Seegebiet südlich von Öland fast 90 Minuten stoppte, driftete und zwei Kreise fuhr. Ob der Frachter dabei auch seinen Anker fallen ließ und über den Meeresboden zog, ist unklar.
Die dänische Marine reagierte auf den Vorfall am Montagnachmittag. Zunächst wurde die Fregatte „Niels Juel“ zur „Yi Peng 3″ geschickt. In der Nacht zum Dienstag sendete das dänische Marinekommando auch das Patrouillenboot „Rota“ dorthin. Es übernahm die Eskorte der aus Ust Luga in Russland kommenden „Yi Ping 3″ durch die Kadetrinne bis zum Großen Belt.
Bei Langeland übernahm am Morgen die Fregatte „Hvidbjörnen“ den Auftrag. Mit langsamer Fahrt folgte die dänische Fregatte dem chinesischen Frachter, der Kurs auf das Kattegat genommen hatte. Bei der Durchfahrt durch Kadetrinne und Fehmarnbelt habe es keine Auffälligkeiten mit der „Yi Peng 3″ gegeben, berichtete die Bundespolizei in Bad Bramstedt auf Nachfrage der Kieler Nachrichten.
Peking hält sich bedeckt
Nach dem Beginn der Ermittlungen hat sich Peking zunächst bedeckt gehalten. Angesprochen auf einen Bericht der „Financial Times“, wonach der Frachter „Yi Peng 3″ zum Zeitpunkt der Beschädigungen in der Nähe der Kabel gefahren sei, erklärte das Außenamt am Mittwoch, die entsprechende Situation sei nicht bekannt.
China habe immer seine Pflichten als Flaggenstaat erfüllt und verlange von chinesischen Schiffen, sich strikt an die jeweiligen Gesetze zu halten, betonte Sprecher Lin Jian in Peking. China messe dem Schutz von Unterwasser-Infrastruktur große Wichtigkeit bei, sagte er.
Schäden an Datenkabeln in der Ostsee sollen untersucht werden
„Das dänische Verteidigungsministerium gibt keine Kommentare zum chinesischen Schiff ‚Yi Peng 3′“, heißt es von der dänischen Marine. Es habe auch keine Anweisung zum Stoppen des Schiffes gegeben, da es ein Recht auf freie Durchfahrt der dänischen Meerengen habe. „Generell kann mitgeteilt werden, dass das dänische Verteidigungsministerium regelmäßig Schiffe überwacht, die dänische Meerengen und Gewässer durchqueren“, erklärte ein Sprecher.
Zu den überwachten Schiffen gehörten zuletzt fast ausschließlich Forschungs- und Marineschiffe aus Russland sowie Marineschiffe aus China. Die dänischen Einheiten haben die „Yi Peng 3″ jeweils umrundet, um Fotos vom Zustand des Frachters zu machen. Ob dabei Spuren an den Ankern sichtbar waren, wurde nicht bekannt gegeben.
Durchtrennte Datenkabel: Schäden durch Anker ließen sich nachweisen
Die Untersuchung der Bruchstellen an den Datenkabeln südlich von Öland ist indes angelaufen. Dort ist inzwischen die Fregatte „Niels Juel“ eingetroffen. Auch ein Spezialschiff für Kabeluntersuchungen ist aus Frankreich auf dem Weg dorthin. Wichtige Hinweise auf die Ursache der Schäden werden erst nach der Untersuchung von Bruchstellen auf dem Meeresgrund erwartet. Sollte die „Yi Peng 3″ den Schaden mit ihrem Anker verursacht haben, sollte sich dies nachweisen lassen.
Allerdings ist Eile geboten: Spätestens am Mittwochmorgen wird das chinesische Schiff die Ostsee verlassen und bei Skagen in die Nordsee fahren. Dann bliebe den Ermittlern nur die Hoffnung auf eine Untersuchung an Bord erst nach einer Rückkehr des Schiffes in einen Hafen der EU. (rnd)