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Begrenzung von Biontech-LieferungSpahn im Kreuzfeuer der Kritik

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) steht wegen der geplanten Begrenzung von Lieferungen des Biontech-Impfstoffes an Hausärzte im Kreuzfeuer der Kritik. Ärztevertreter warnten am Wochenende durch die geforderte Umstellung auf das Moderna-Vakzin vor Chaos in den Praxen.

Aus den Bundesländern kamen Forderungen nach einer sofortigen Rücknahme der Beschränkung. Am Montag befasst sich die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) mit dem Thema. Das Gesundheitsministerium werfe mit der Entscheidung „Brocken in das Impfgetriebe“, kritisierte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in der „Bild am Sonntag“. „Ich habe kein Verständnis mehr für dieses Hin und Her.“

Schwesig: Begrenzung „sofort zurücknehmen“

Angesichts der schwierigen Corona-Lage forderte Schwesig, die angekündigte Begrenzung „unverzüglich“ zurückzunehmen. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), nannte die Lieferbegrenzungen in der „Bild am Sonntag“ „inakzeptabel“. Sie zerstörten Vertrauen und müssten „sofort zurückgenommen werden“.

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Das Ministerium hatte am Freitag angekündigt, dass die Höchstabgabemenge von Biontech-Impfstoff auf 30 Impfdosen pro Woche pro niedergelassenem Arzt oder niedergelassener Ärztin beschränkt werden soll. Hintergrund ist demnach, dass die Medizinerinnen und Mediziner derzeit zu mehr als 90 Prozent Biontech nachfragen.

Ministerium wirbt für Moderna

Das Ministerium warb deshalb dafür, vermehrt den Moderna-Impfstoff einzusetzen - auch weil andernfalls ab Anfang kommenden Jahres der Verfall bereits eingelagerter Dosen droht. „Nächste Woche werden sechs Millionen Dosen Biontech ausgeliefert“, sagte Spahn am Samstagabend in der ARD. „Das heißt aber auch, unser Lager läuft gerade leer. Und deswegen müssen wir eben zusätzlich zum Impfstoff von Biontech auch den von Moderna stärker wieder mit einsetzen.“ Beides seien „gute, sichere und wirksame Impfstoffe“.

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, zeigte sich angesichts der Biontech-Limitierung „fassungslos“. Er betonte in der „Bild am Sonntag“, dass die Moderna-Dosen nur bedingt weiterhelfen würden, weil sie nicht an Unter-30-Jährige gespritzt werden dürften, beim Transport empfindlicher seien und bei den Patienten erheblichen Beratungsbedarf auslösten.

KV warnt vor „heillosem Durcheinander“

Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) warnte deshalb vor einem „ein heillosen Durcheinander“ in den Praxen. Denn die meisten Impftermine seien für den Biontech-Impfstoff vereinbart. Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sprach von einem „schwerer Schlag gegen die Auffrischungskampagne“ bei den Impfungen. Jüngste Beschlüsse von Bund und Ländern „für das Hochfahren der Impf-Angebote werden praktisch untergraben“.

Spahns Ministeriumzufolge stehen bis Jahresende 50 Millionen Dosen der neuartigen mRNA-Impfstoffe zur Verfügung. Davon entfielen 24,3 Millionen auf Biontech und gut 26 Millionen Dosen auf Moderna. „Weitere Impfstoff-Lieferungen durch die Hersteller folgen direkt im Januar und Februar.“

Laut Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) soll das Thema nun bei der Konferenz der Gesundheitsminister der Länder (GMK) am Montagnachmittag besprochen werden. Dies habe sie bereits mit ihrem bayerischen Kollegen Holetschek vereinbart, der den GMK-Vorsitz innehat, sagte sie. An den Beratungen nimmt üblicherweise auch Spahn teil. (afp)