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Brasilien„Architektonisches Juwel“ bei Krawallen stark beschädigt

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere Busse mit Anhängern des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro fahren in Richtung eines Gefängnisses. Die Polizei beobachtet den Transport.

Die brasilianische Polizei transportiert Anhänger des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro ab. Nach Unruhen im brasilianischen Parlament waren mehr als 1200 von ihnen festgenommen worden.

Das Ausmaß der Unruhen in Brasilien ist größer als gedacht. Einige berühmte Bauwerke sind arg demoliert. Die Polizei greift hart durch.

Das Ausmaß der Unruhen in der brasilianischen Hauptstadt Brasília sorgt weltweit für Bestürzung. Tausende Anhänger des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro hatten am Sonntagnachmittag (Ortszeit) das brasilianische Kongressgebäude, den obersten Gerichtshof und den Palácio de Planalto, den Amtssitz von Präsident Lula da Silva, gestürmt.

Mehr als 1200 Menschen seien im Rahmen der Proteste festgenommen worden, teilte die brasilianische Polizei am Montag mit. Videos in den sozialen Netzwerken zeigen Busse, die die festgenommenen und teils gewalttätigen Angreifer abtransportieren. Sie sollen schnellstmöglich für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden.

Brasilien: "Architektonisches Juwel" in Brasília bei Krawallen stark beschädigt

Die Demonstrierenden warfen zahlreiche Glasscheiben ein, zerstörten Büros oder rissen Gold- und Marmorfiguren von den Wänden. Brasiliens Kongress, der oberste Gerichtshof und der Amtssitz des Präsidenten gelten als besondere Denkmäler der modernen Architektur, der Schaden ist derzeit noch nicht abzuschätzen.

Präsident Lula da Silva war nicht im Palácio de Planalto, als die Unruhen begannen. Der 77-Jährige besuchte am Montag die drei Gebäude, um sich ein Bild von den Schäden zu machen. Er bezeichnete die Krawalle als einen „Akt des Terrorismus“.

Der Palácio de Planalto wurde vom weltberühmten brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer entworfen und gilt als ein „architektonisches Juwel“. Niemeyers Bauwerk wurde von den Angreifern stark beschädigt, teils Jahrzehnte alte Figuren wurden aus den Wänden gerissen. Zu sehen ist außerdem, wie Fliesen aus dem Boden gerissen oder Dokumente im ganzen Gebäude verteilt werden.

Brasília: Ex-Präsident Jair Bolsonaro wendet sich an Angreifer in Brasilien – Baerbock reagiert auf Krawalle

Jair Bolsonaro verurteilte die Angriffe auf Twitter. Der ehemalige Präsident, der aus Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen nach Ende seiner Amtszeit nach Florida geflohen sei, verurteilte die Angriffe. Demonstrationen seien Teil einer vernünftigen Demokratie, die Angriffe, gingen aber zu weit, schrieb Bolsonaro weiter.

US-Präsident Joe Biden veröffentlichte am Montag gemeinsam mit seinen Amtskollegen Justin Trudeau (Kanada) und Andres Miguel Lopez Obrador (Mexiko) ein gemeinsames Statement. Sie nannten die Krawalle „einen Angriff auf Brasiliens Demokratie und den friedlichen Prozess der Machtübergabe“.

Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zeigte sich entsetzt über die Bilder aus Brasilien. Sie nannte die Aktion einen „feigen und gewalttätigen Angriff auf die Demokratie“. Die Solidarität gelte dem brasilianischen Volk und Präsident Lula da Silva.

Unruhen in Brasilien: Parallelen zum Sturm auf das Kapitol – Bilder eines „Fake“-Schamanen

In den sozialen Netzwerken wurden schnell Parallelen zum Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 diskutiert. Damals hatten Anhänger von Ex-US-Präsident Donald Trump versucht, die offizielle Bestätigung der Wahlergebnisse zu verhindern und hatten das Kapitol gestürmt.

Hinzu kamen Bilder eines vermeintlichen „Schamanen“, wie er auch bei den Krawallen in Washington D.C. zu sehen war. Ähnliche Bilder wurde auch aus Brasília gepostet, entpuppten sich aber als Fälschung. Die Bilder waren bereits im September 2021 bei einer Demonstration von Bolsonaro-Anhängern in São Paulo entstanden. (shh)