Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat sich in einem Interview zur Situation in der Ukraine und zu den Optionen eines Kriegsendes geäußert.
Klare WorteBaerbock: „Die halbe Welt tut nichts anderes als Putin zu beknien“
Annalena Baerbock hat sich in einem Interview mit dem Fachinformationsdienst Table.Media gegen einen Kompromiss im Krieg Russlands gegen die Ukraine ausgesprochen, um einen Waffenstillstand herbeizuführen. Ihre Position, mit der sie sich auch gegen Stimmen beispielsweise aus der SPD wendet, machte sie so klar: „Dahinter steckt ja, dass man bereit wäre, einen russischen Diktatfrieden einfach so zu akzeptieren“, so Baerbock. Es könne erst Frieden geben, wenn die Ukraine den Krieg gewinnt. „Verliert sie, dann gibt es keine Ukraine mehr“.
Es mangele nicht an diplomatischen Bemühungen, aber der russische Präsident Wladimir Putin habe einzig und allein das Ziel, die Ukraine zu brechen. Sie versuche mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, dies zu verhindern. „Natürlich hoffe auch ich, dass Putin irgendwann zur Besinnung kommt. Die halbe Welt tut nichts anderes als ihn zu beknien. Aber mit dem Prinzip Hoffnung beendet man keine Kriege, sondern gibt Menschen dem Tod preis“, findet Baerbock klare Worte. Für sie heiße Diplomatie eben nicht nur, mit Aggressoren zu reden, sondern auch internationale Beziehungen zu pflegen oder auch humanitäre Hilfe zu leisten.
Annalena Baerbock: Bin von Sergej Lawrow belogen worden
Im Januar, also wenige Wochen vor dem russischen Angriff auf die Ukraine, hatte Baerbock den russischen Außenminister Sergej Lawrow in Moskau getroffen. Ihre ungeschnörkelte Sprache hatte ihr kurz nach ihrem Amtsantritt in Deutschland Anerkennung verschafft.
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Allerdings stellten sich Lawrows Versicherungen, beim Truppenaufmarsch an der Grenze zu Ukraine handele es sich lediglich um eine Übung, als falsch heraus. Baerbock bezichtigte Lawrow nach Kriegsbeginn daraufhin der Lüge. Im Interview sagte sie nun, dass Russland das Offensichtliche ja immer geleugnet habe und sie nicht davon ausgegangen sei, dass dort immer die Wahrheit gesagt werde.
Die Außenministerin räumte aber ein, dass die Politik in Deutschland selbstkritisch sein müsse. Zu lange seien Warnungen aus Osteuropa ungehört verhallt. Auch sie selber habe sich einen Angriffskrieg in „unmittelbarer Nachbarschaft“ nie vorstellen können.
Mit Waffenlieferungen auch aus Deutschland könne die Ukraine seine Menschen retten und sich aus der russischen Besatzung befreien, meint Baerbock. Die Befürchtungen, damit eine Ausweitung des Krieges herbeizuführen, sei verständlich, aber „Angst, auch Angst vor Russland, ist ein schlechter Ratgeber“, sagt die Außenministerin. (cme)