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Kommentar

Demokrat Warnock gewinnt
Trumps ultimative Demütigung

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Donald Trump, ehemaliger US-Präsident, spricht in seinem Anwesen Mar-a-Lago. Er schaut ernst nach oben.

Immer mehr Senatskandidaten von Donald Trump verlieren bei den Zwischenwahlen.

Reihenweise sind die Kandidaten von Trump bei den Zwischenwahlen durchgefallen. Nun scheitert er in Georgia erneut. Doch die US-Demokraten könnten ein Problem bekommen.

Es sollte ein großer Durchmarsch werden und der kraftvolle Auftakt zum angestrebten Machtwechsel in Washington in zwei Jahren. Doch einen Monat nach den amerikanischen Midterms entpuppt sich die vermeintliche Revolte der Republikaner als gigantischer Rohrkrepierer. Tatsächlich hat Präsident Joe Biden bei der traditionellen Denkzettelwahl nicht nur viel weniger Sitze im Repräsentantenhaus verloren als seine Vorgänger. Seit dieser Nacht ist klar: Im weit wichtigeren Senat haben Bidens Demokraten sogar ein Mandat hinzugewonnen.

So strahlt das Ergebnis der Stichwahl in Georgia weit über die regionalen Grenzen hinaus: Der in der Vergangenheit verlässlich konservative Südstaat schickt zum zweiten Mal den Demokraten Raphael Warnock als Senator nach Washington und erteilt dem Republikaner Herschel Walker eine Abfuhr. Für Walker, einen schillernden Ex-Football-Star, mag das Ergebnis eine Enttäuschung sein. Doch für Donald Trump, den ungekrönten Boss und Präsidentschaftsbewerber der Republikaner, ist es ein Desaster.

Trumps extreme Kandidaten scheitern reihenweise

Gnadenloser als der narzisstische Möchtegern-Autokrat kann ein Politiker vom Wähler kaum abgestraft werden. Im Vorfeld der Zwischenwahlen hatte Trump vielerorts teils bizarre, teils schlicht unfähige, doch stets extreme Kandidaten durchgedrückt, die seinem Verschwörungswahn von der gestohlenen Wahl huldigen. In Nevada, Arizona und Pennsylvania sind diese Figuren schon gescheitert - nun also auch in Georgia.

Der demokratische Senator Raphael Warnock winkt während einer Party in der Wahlnacht vom 6. Dezember seinen Unterstützern.

Im US-Bundesstaat Georgia hat der demokratische Senator Raphael Warnock die Stichwahl gegen seinen republikanischen Herausforderer Walker gewonnen.

Die Niederlage in dem Südstaat kommt zugleich der ultimativen persönlichen Demütigung für Trump gleich. Schließlich hatte er Georgia 2020 mit einem hauchdünnen Abstand von 11.000 Stimmen an Joe Biden verloren. Sein damaliger Versuch, den republikanischen Landes-Innenminister zur Manipulation des Wahlergebnisses zu drängen, führte de facto zur Spaltung der Landespartei. Der von Trump verwunschene republikanische Gouverneur Brian Kemp sicherte sich Anfang November ohne Schwierigkeiten eine zweite Amtszeit. Trumps Senats-Kandidat aber scheiterte nun krachend.

Trump und seine Marionetten sind nicht mehr mehrheitsfähig

Der von seiner Großartigkeit besoffene MAGA-Anführer („Make America Great Again“) ist in Wahrheit ein Mega-Verlierer. So sehr ihn ein harter Kern von Anhängern als Sektenführer verehrt, so genervt sind partei-ungebundene und städtische Wähler von seinem permanenten egomanischen Drama, seiner rückwärtsgewandten Obsession mit der verlorenen Wahl und seinen zunehmend extremistischen Ausfällen.

Das ist mitnichten eine Abkehr vom rechts-populistischen, latent rassistischen Trumpismus, der inzwischen Mehrheitslehre bei den Republikanern ist. Aber dessen inzwischen von Verschwörungslügen und Allmachtphantasien besessener Begründer sowie seine Marionetten sind bei Wahlen in den USA ganz einfach nicht mehr mehrheitsfähig.

Die Gefahr einer erneuten Kandidatur von Trump fürs Präsidentenamt ist mit der Georgia-Wahl zwar keineswegs gebannt. Die Chancen einer tatsächlichen Rückkehr ins Weiße Haus aber scheinen deutlich gesunken zu sein. Das ist zunächst eine richtig gute Nachricht für die Welt - wenngleich nicht unbedingt für die amerikanischen Demokraten. Ihr Kandidat Warnock hat in Georgia nämlich extrem von der Trump-Müdigkeit moderat-konservativer Wähler profitiert. Der Kampf gegen das Feindbild des Möchtegern-Autokraten war sein wohl wichtigstes Mobilisierungs-Argument.

Sollten die Republikaner nach den desaströsen Erfahrungen der Zwischenwahlen nun tatsächlich die Abnabelung von Trump wagen und einen anderen Kandidaten aufstellen, hätten die Demokraten ein Problem: Sie würden ihren besten Wahlhelfer verlieren.