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Mexiko trollt designierten PräsidentenGalgenhumor und Entsetzen nach Trumps imperialistischen Drohungen

Lesezeit 5 Minuten
Donald Trump wird am 20. Januar sein Amt als US-Präsident antreten. Militäreinsätze gegen Nato-Partner will er nicht ausschließen. (Archivbild)

Donald Trump wird am 20. Januar sein Amt als US-Präsident antreten. Militäreinsätze gegen Nato-Partner will er nicht ausschließen. (Archivbild)

Trump will Panama, Grönland und Kanada. Die Reaktionen fallen eindeutig aus. In Trumps Partei findet man aber: „Zeit, zu expandieren.“

Donald Trump hat mit seiner Weigerung, US-Militäreinsätze in Panama oder Grönland auszuschließen, seinem Griff nach Kanada und seinen Bemerkungen zu einer Umbenennung des Golfs von Mexiko für Entsetzen, aber auch für „Galgenhumor“ gesorgt.

So bekam Trump für seinen Vorschlag, das Gewässer zwischen Mexiko und den USA künftig in Golf von Amerika umzubenennen, eine Retourkutsche der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum. Der Süden der USA könne doch wie auf den Weltkarten des 17. Jahrhunderts wieder „America Mexicana“ heißen, schlug Sheinbaum vor. „Warum nennen wir es nicht mexikanisches Amerika? Klingt gut, nicht wahr?“, sagte sie bei einer Pressekonferenz.

Mexikanische Präsidentin trollt Donald Trump mit Gegenvorschlag

Bis zum mexikanisch-amerikanischen Krieg im 19. Jahrhundert waren heutige US-Bundesstaaten wie Kalifornien, Arizona und Texas Teil von Mexiko. Der Name des Golfs von Mexiko an der Südküste der USA ist seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlich. Das Gewässer grenzt nicht nur an die US-Bundesstaaten Texas, Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida, sondern auch an Mexiko und Kuba.

Eine Umbenennung würde also diplomatische Verhandlungen mit diesen Staaten erfordern, und außerdem bedeutende Anpassungen in Kartenwerken, internationalen Verträgen und wissenschaftlichen Dokumenten nach sich ziehen.

Olaf Scholz: „Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden“

Den Golf von Mexiko umzubenennen war derweil wohl noch die harmloseste Forderung von Trump, der bei einer Pressekonferenz am Dienstag bekräftigt hatte, dass er als US-Präsident Anspruch auf den Panama-Kanal und die dänische Insel Grönland erhebt. Außerdem soll, wenn es nach Trump geht, Kanada der 51. Bundesstaat der USA werden. Mit seinen imperialistischen Visionen weckte Trump internationale Sorgen.

Bundeskanzler Olaf Scholz ging am Mittwoch auf Konfrontationskurs. „Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden“, sagte er, ohne Trump ausdrücklich zu erwähnen. Das Prinzip der Unverletzlichkeit gelte für jedes Land, egal ob es im Osten oder im Westen liege, schickte der Kanzler mit der Anspielung auf Russlands Gebaren ein deutliches Signal an Trump. Zuvor hatte Scholz eine Telefonkonferenz mit europäischen Partnern abgehalten. Dort habe „ein gewisses Unverständnis“ über Trumps Äußerungen geherrscht, hieß es.

Regierungschef trifft König Frederik: „Grönland gehört den Grönländern“

„Grönland gehört den Grönländern. Das möchte ich einfach wiederholen“, sagte derweil der grönländische Regierungschef Mute B. Egede dem Rundfunksender DR bei seiner Ankunft am Flughafen von Kopenhagen. In der dänischen Hauptstadt kam Egede mit König Frederik X. zusammen, ohne dass nähere Details zu ihrem Treffen bekannt wurden. Der König hatte zuvor das Wappen des Königshauses ändern lassen, um Grönlands Zugehörigkeit zu Dänemark zu unterstreichen.

Auch aus Panama kamen deutliche Worte: „Die Souveränität unseres Kanals ist nicht verhandelbar“, sagte Außenminister Javier Martínez-Acha bei einer Pressekonferenz. Aufgabe des Kanals sei es, der Menschheit und dem Welthandel zu dienen. „Die einzigen Hände, die den Kanal kontrollieren, sind panamaisch und das wird auch so bleiben.“

Kanada weist Trump zurück: „Nicht den Hauch einer Chance“

Der scheidende Premierminister von Kanada, Justin Trudeau, hatte zuvor bereits auf der Plattform X jegliche amerikanische Forderungen in Bezug auf sein Land zurückgewiesen. Kanada werde niemals Teil der USA sein und niemals vor Trumps Drohungen zurückschrecken, erklärte Trudeau. Dafür gebe es „nicht den Hauch einer Chance“, so der Premierminister.

Für Entsetzen sorgte derweil die Reaktion von manchen republikanischen Parteikollegen Trumps. „Ich glaube nicht, dass er scherzt“, zitierte CNN den Senator Kevin Cramer, ein Republikaner aus North Dakota. „Ich möchte Dänemark nicht wirklich angreifen, aber ich denke, es lässt sich kaum leugnen, dass Grönland ein wirklich schönes strategisches Stück Land wäre, wenn wir es bekämen“. Auch Senator Tommy Tuberville aus Alabama zeigte sich angetan von Trumps imperialistischen Absichten.

US-Senatoren stützen Trump: „Es ist Zeit, zu expandieren“

China sei „überall am Panamakanal“, behauptete Tuberville und fügte an: „Wir haben uns zurückgelehnt und einfach nett gespielt. Es ist Zeit, zu expandieren.“ Es sei gut, darüber nun zu reden, so der Senator. „Ob es passieren wird oder nicht, wer weiß“, sagte Tuberville, der sich ähnlich zu Grönland äußerte. „Die Mineralien in Grönland, das würde uns von anderen abheben. Sie sind ganz in der Nähe, direkt vor Maine“, erklärte Tuberville. „Es ist ja nicht so, dass wir nach Russland fahren müssen, um an unsere Mineralien zu kommen.“

„Die meinen das Ernst“, kommentierte Rüdiger Bachmann, ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler, der als Professor an der amerikanischen University of Notre Dame lehrt. Der renommierte US-Historiker Timothy Snyder vergleicht die Überlegungen von Trump und seinen Unterstützern wie Tuberville derweil mit Russlands Präsident Wladimir Putin.

US-Historiker: Donald Trump plagiiert Wladimir Putin

„Die Art und Weise, wie Trump, Trump Jr., Tuberville und Hannity heute über Grönland, Mexiko, Panama und Kanada sprechen, ist ein Plagiat von Putin aus dem Jahr 2013, vor der ersten Invasion der Ukraine“, schrieb Snyder auf der Plattform X.

Das Gerede, „dass Grenzen keine Rolle spielen, dass Leute insgeheim von uns regiert werden wollen, dass ihre Länder unwirklich sind“ sei nicht „sehr amerikanisch, nicht einmal MAGA, sondern sehr Kreml“, führte der Historiker aus. „Trump gibt Putin Rückendeckung für Russlands Angriffskrieg in der Ukraine, indem er Putins Argument gegen unsere eigenen Nachbarn wiederverwendet.“

Trump greift nach Grönland, Panama und Kanada: Freude in Moskau

Tatsächlich folgte die freudige Reaktion aus Moskau schnell. Namhafte politische Experten aus dem Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin hätten ihre Unterstützung für Trumps neuerliche Absicht bereits zum Ausdruck gebracht, berichtete CNBC. „Sie kommentierten, ein solcher Schritt würde die expansionistischen territorialen Ambitionen aller anderen Länder, vor allem aber die Russlands, bestätigen“, hieß es weiter bei dem US-Sender.

Ähnlich äußerte sich auch die Journalistin Julia Davis, die regelmäßig die Berichterstattung in den russischen Medien analysiert. „Russland genießt das, da es Putins imperialistischen Expansionismus rechtfertigt“, schrieb Davis mit Blick auf Moskau und Trumps jüngste Vorstöße. (mit dpa/afp)