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Öffentlicher DienstBus, Amt, Kita: Tarifeinigung oder weitere Warnstreiks?

Lesezeit 3 Minuten
Die Gewerkschaften haben zuletzt unterschiedlichste Bereiche bestreikt. (Archivbild)

Die Gewerkschaften haben zuletzt unterschiedlichste Bereiche bestreikt. (Archivbild)

Dass sie bereit für Warnstreiks sind, haben die Gewerkschaften schon bewiesen. Jetzt geht es in die nächste Tarifrunde für Beschäftigte von Bund und Kommunen. Finden beide Seiten zueinander?

Der Flugverkehr lahmgelegt, die Kita zu, der Müll nicht abgeholt: Der Tarifstreit im öffentlichen Dienst ist in Deutschland gerade an vielen Orten zu spüren. In den nächsten Tagen verhandeln Arbeitgeber und Gewerkschaften wieder in Potsdam. Es ist schon die dritte Runde – doch für eine Einigung müsste sich noch einiges tun.

Für wen wird verhandelt?

Es geht um das Einkommen und die Arbeitszeit von mehr als 2,5 Millionen Beschäftigten der Kommunen und des Bundes. Die arbeiten nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in Kitas, an Schulen und Universitäten, im Nahverkehr, bei den Abfallbetrieben, in Klärwerken, Bädern, Pflegeeinrichtungen oder an Flughäfen. Der Großteil von ihnen ist nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) beschäftigt, üblicherweise wird der Abschluss aber später auch auf Beamtinnen und Beamte übertragen. Nicht betroffen sind Beschäftigte der Länder, für die separat verhandelt wird.

Was fordern die Gewerkschaften?

Für die Arbeitnehmer verhandeln Verdi und der Beamtenbund dbb. Sie fordern eine Tariferhöhung um acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat sowie höhere Zuschläge für die Arbeit zu belastenden und ungünstigen Zeiten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem wollen die Gewerkschaften mindestens drei zusätzliche freie Tage durchsetzen.

Kurz vor Beginn der Verhandlungen forderten die Gewerkschaften „jetzt endlich ein Angebot“ der Arbeitgeberseite. Das sei überfällig, sagte dbb-Verhandlungsführer Volker Geyer. „Wir brauchen doch irgendwo eine Hausnummer.“ Dass etwa der „seit Jahren bestehende Personalmangel“ auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werde, sei ein Versagen der Arbeitgeber, betonte Geyer.

Was wollen die Arbeitgeber?

Die haben sich noch nicht klar geäußert – außer, dass ihnen die Forderungen der Gewerkschaften zu teuer sind. Wahrscheinlich legen sie aber nun doch einen Vorschlag vor: „Es ist die dritte Verhandlungsrunde, da wird es irgendwann ein Angebot geben“, sagte Innenministerin Nancy Faeser (SPD), die Verhandlungsführerin des Bundes.

Allein die zentralen Punkte der Gewerkschaften würden nach Rechnung der Arbeitgeber Mehrkosten von fast 15 Milliarden Euro im Jahr bedeuten. Das sei angesichts leerer Kassen und hoher Verschuldung nicht darstellbar, argumentieren sie. Besonders kritisch sehen die Arbeitgeber die geforderten zusätzlichen freien Tage.

Ist eine Einigung am Wochenende realistisch?

Das ist offen. Die Arbeitgeber hoffen auf eine „tragfähige Lösung“ und geben sich optimistisch. „Dafür braucht es aber Bewegung auf beiden Seiten“, betonte Benrath. Die Gewerkschaften kritisieren vor allem, dass sich Bund und Kommunen bisher überhaupt nicht bewegt hätten.

In der Vergangenheit gelang in der dritten Verhandlungsrunde oft ein Durchbruch – selbstverständlich ist das aber nicht. Drei Tage haben die Verhandler dafür erst einmal angesetzt, doch die Gespräche könnten auch in die Verlängerung gehen – entweder am Montag oder sogar in eine vierte Runde.

Kommen weitere Warnstreiks, wenn man sich nicht einigt?

Das kann sein, es ist jedoch nicht zwingend. Ist man nah an einem Kompromiss, könnte eine weitere Verhandlungsrunde vereinbart werden. Sind die Gespräche richtig festgefahren, könnte auch eine Schlichtung angestrebt werden. So war es zum Beispiel bei den letzten Verhandlungen für die Beschäftigten von Bund und Kommunen 2023.

Bei einer Schlichtung wird versucht, festgefahrenen Verhandlungen mit Hilfe von unabhängigen Schlichtern doch noch zu einem Durchbruch zu verhelfen. Warnstreiks wären dann für eine bestimmte Zeit vom Tisch, denn während der Schlichtung gilt eine Friedenspflicht.

Welchen Einfluss haben die laufenden Koalitionsgespräche?

Die SPD-Politikerin Faeser nimmt parallel zu den Tarifverhandlungen an den Gesprächen zur Bildung einer neuen Bundesregierung teil. Sie sitzt in der Arbeitsgruppe zum Bürokratieabbau und zur Modernisierung des Staats – allerdings nur als Nummer zwei auf SPD-Seite. Wann die Arbeitsgruppe tagt, ist nicht bekannt. In Potsdam muss Faeser allerdings auch nicht ständig persönlich vor Ort sein. Haushaltsstaatssekretär Steffen Meyer könnte sie dort zwischendurch vertreten. (dpa)