Die Kindergrundsicherung soll es für Familien einfacher machen, finanzielle Leistungen für Kinder zu erhalten. Das Familienministerium hat nun Eckpunkte vorgelegt - doch nicht alle sind glücklich damit.
FamilienSPD und Grüne bestehen auf Kindergrundsicherung
Nach skeptischen Tönen aus dem Bundesfinanzministerium zu ersten Vorschlägen für eine Kindergrundsicherung stellen sich die Fraktionen von SPD und Grünen hinter das Vorhaben. Es handle sich um ein verabredetes Projekt der gesamten Koalition, sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, Sönke Rix, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Ich erwarte deshalb, dass die FDP und der Bundesfinanzminister da auch mitmachen.“ Ähnlich äußerte sich die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Maria Klein-Schmeink. Die beiden Abgeordneten reagierten auf Kritik aus dem Finanzministerium. Das Haus von Ressortchef Christian Lindner (FDP) hatte betont, dass es für eine Bewertung des Vorhabens zu früh sei.
Rix betonte: „Die Bekämpfung von Kinderarmut und damit die Einführung einer Kindergrundsicherung hat für die SPD höchste Priorität - vor allem in Krisenzeiten, aber auch darüber hinaus.“ Kinderarmut lasse sich nicht mit niedrigen Steuern und schon gar nicht zum Nulltarif bekämpfen.
Laut Grünen-Politikerin zentrales Reformprojekt der Ampel
Die Grünen-Politikerin Klein-Schmeink sagte der dpa, die Kindergrundsicherung sei das sozialpolitische Reformprojekt dieser Legislaturperiode und dieser Ampel-Regierung. „Wir akzeptieren nicht, dass jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut aufwächst. Deshalb ist das Gelingen dieser großen sozialpolitischen Reform uns Grünen eine Herzensangelegenheit.“
Klar sei, dass die Kindergrundsicherung ein wirksamer Hebel gegen Kinderarmut werden müsse, sowohl was die materielle Absicherung angehe als auch mit Blick auf Teilhabe und Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen, sagte Klein-Schmeink. „Wir müssen jetzt ohne Zögern und Zaudern voranschreiten und Kinderarmut bekämpfen.“ Erfolgreich umsetzen werde man die Kindergrundsicherung aber nur gemeinsam als Ampel-Fraktionen und mit den vielen Akteurinnen und Akteuren der Zivilgesellschaft.
DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sagte der dpa, Kinderarmut sei ein Skandal mit schlimmen Nachteilen für die Betroffenen. „Keinesfalls darf die Bundesregierung aufschieben, diese Armut zu bekämpfen – schon gar nicht in einem reichen Land wie Deutschland. Wir erwarten, dass die Ampel zügig die im Koalitionsvertrag angekündigte Kindergrundsicherung umsetzt.“ Jeder weitere Tag des Nichtstuns nehme Kindern wichtige Entwicklungschancen.
Finanzminister spricht von „Schnellschuss“
Das von Lindner geführte Bundesfinanzministerium hatte überrascht auf die Veröffentlichung der Eckpunkte der Kindergrundsicherung reagiert. „Die regierungsinternen Verfahren wurden hier nicht beachtet. Die Ergebnisse der interministeriellen Arbeitsgruppen liegen noch gar nicht vor“, hieß es aus dem Ministerium. Für eine Bewertung sei es daher zu früh. „Es handelt sich offenbar um einen Schnellschuss vor der Berlin-Wahl. Es kann daher keine Garantie geben, dass diese Vorüberlegungen wirklich so umgesetzt werden können“, so ein Vertreter des Finanzministeriums. Die Berlin-Wahl ist Mitte Februar.
„Alle Koalitionsvorhaben müssen in den Bundeshaushalt passen. Außerdem muss die Wirkung auf den Arbeitsmarkt geprüft werden“, hieß es weiter aus dem Ministerium. Vielfach müssten die Eltern der Kinder in Beschäftigung zurückkehren, um die Armut der Familie zu überwinden. Hier dürfe es keine neuen Anreize geben, die in die falsche Richtung führten, wurde am Freitag betont.
Familienministerin Lisa Paus (Grüne) hatte zuvor Eckpunkte für die von der Ampel geplante Kindergrundsicherung vorgelegt und in die regierungsinterne Abstimmung gegeben. Die Pläne waren am Donnerstag öffentlich geworden. Die Kindergrundsicherung gehört zu den zentralen sozialpolitischen Vorhaben der Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Diverse Leistungen vom Kindergeld über den Kinderzuschlag bis hin zur finanziellen Unterstützung für Klassenfahrten und Freizeit sollen darin gebündelt werden. Viele Familien beantragen Leistungen bislang wegen Unkenntnis oder bürokratischer Hürden nicht. (dpa)