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Nach Assads SturzSyrien: Islamisten planen Liste mit Folter-Verantwortlichen

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Die staatlich angeordnete Folter in Syrien fand unter anderem im Saidnaja-Gefängnis statt.

Die staatlich angeordnete Folter in Syrien fand unter anderem im Saidnaja-Gefängnis statt.

Mit dem Sturz von Syriens Machthaber zerfällt auch ein System staatlich angeordneter Folter. Die Aufständischen versprechen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) will die an staatlicher Folter beteiligten Ex-Offiziere in Syrien namentlich in einer Liste nennen und sie als Kriegsverbrecher zur Rechenschaft ziehen. „Wir werden jedem Belohnungen anbieten, der Informationen über ranghohe Offiziere von Armee und Sicherheitsbehörden zur Verfügung stellt, die an Kriegsverbrechen beteiligt waren“, teilte HTS-Anführer Ahmed al-Scharaa mit, der zuvor mit seinem Kampfnamen Abu Mohammed al-Dschulani auftrat. In einer ersten Liste sollten die Namen der ranghöchsten beteiligten Ex-Offiziere veröffentlicht werden.

Eine Rebellenallianz unter Führung der HTS hatte am Wochenende die Macht in Syrien übernommen und eine jahrzehntelange Herrschaft der Assad-Familie beendet. 

Weiter hieß es in der Erklärung: „Wir werden nicht zögern, die Kriminellen, Mörder, Sicherheits- und Armee-Offiziere zur Rechenschaft zu ziehen, die an der Folter des syrischen Volks beteiligt waren. Wir werden Kriegsverbrecher verfolgen und Länder, in die sie geflohen sind, um deren Überstellung bitten.“

Dem Syrischen Netzwerk für Menschenrechte (SNHR) zufolge wurden allein seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 mehr als 15.000 Menschen durch Folter getötet. In 98 Prozent der Fälle war die syrische Regierung des gestürzten Machthaber Baschar al-Assad verantwortlich, in Dutzenden Fällen aber auch HTS, andere Milizen in Syrien oder die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). (dpa)