US-Präsident Trump würde gerne den Krieg in der Ukraine beenden. Dazu muss er aber mit den Akteuren reden. Erst mit dem Ukrainer Selenskyj - Kremlchef Putin muss noch warten.
Die Lage im ÜberblickTrump will Selenskyj treffen - Deal mit Rohstoffen im Blick
![Trump könnte Selenskyj nächste Woche treffen. (Archivbild)](https://static.ksta.de/__images/2025/02/08/45141938-d57a-467d-b3c7-385c9adbf9a1.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=3123bd359aa688fda7bb7d7f8154dc60)
Trump könnte Selenskyj nächste Woche treffen. (Archivbild)
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US-Präsident Donald Trump hat ein baldiges Treffen mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj angedeutet. „Ich werde wahrscheinlich nächste Woche mit Präsident Selenskyj zusammentreffen“, sagte Trump im Weißen Haus bei einem Treffen mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shigeru Ishiba. Der Republikaner betonte erneut, dass es in der Ukraine seltene Mineralien gebe. Er hatte zuletzt Hilfen für die Ukraine an den Zugriff auf deren Rohstoffe geknüpft. Selenskyj zeigte sich kooperationsbereit.
Zum Ort einer möglichen Zusammenkunft sagte Trump, dass es Washington sein könne. „Ich reise nicht dorthin“, sagte der Republikaner mutmaßlich mit Blick auf Kiew. Selenskyj freute sich auf die Zusammenarbeit mit Trump.
Trump sagte weiter, dass er „wahrscheinlich“ auch mit Kremlchef Wladimir Putin sprechen werde. „Ich möchte, dass dieser Krieg vor allem aus einem Grund beendet wird: Es werden so viele Menschen getötet“, so Trump über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Er monierte, dass die USA mehr Geld in die Ukraine investierten als Europa. „Und dennoch betrifft es Europa natürlich viel stärker als uns“, sagte er.
Trump will Rohstoffe aus der Ukraine
„Eines der Dinge, die wir mit Präsident Selenskyj anstreben, ist die Sicherheit ihrer Vermögenswerte. Sie haben Vermögenswerte unter der Erde, Seltene Erden und andere Dinge, aber hauptsächlich Seltene Erden“, so Trump zu seiner Forderung nach Rohstoffen aus der Ukraine. Selenskyj hatte deutlich gemacht, sich für westliche Hilfe mit Seltenen Erden und anderen Bodenschätzen erkenntlich zeigen zu wollen.
Selenskyj bestätigte indirekt das anstehende Treffen mit Trump. „Die kommenden Wochen können in der Diplomatie sehr arbeitsreich sein, und wir werden alles Notwendige tun, um diese Zeit effektiv und produktiv zu gestalten“, schrieb er auf X und Telegram. „Wir schätzen die Zusammenarbeit mit Präsident Trump sehr“, sagte er. Selenskyj teilte zudem mit, dass auch Treffen ukrainischer und amerikanischer Teams geplant seien, um Details auszuarbeiten. „Ein solider, dauerhafter Frieden kann näher rücken.“
Die Ukraine sei auch bereit, mit den USA bei den von Trump angesprochenen Mineralien und Seltenen Erden zu kooperieren, „im Interesse der Sicherheit“. Die Ukraine verfüge über eine der größten Reserven an strategischen Ressourcen in Europa, „und der Schutz der Ukraine bedeutet auch den Schutz dieser Ressourcen.“
Russland: Eroberung von Bergarbeiterstadt Torezk
Derweil gehen die Kämpfe an der Front in der Ostukraine weiter. Die russische Armee gab an, die ostukrainische Bergarbeiterstadt Torezk erobert zu haben. Eine entsprechende Mitteilung machte das Verteidigungsministerium in Moskau bei Telegram, wobei die Behörde die Stadt mit dem noch aus sowjetischer Zeit stammenden Namen Dserschinsk bezeichnete. Felix Dserschinski (Feliks Dzierzynski) war der erste Chef des sowjetischen Geheimdienstes.
Die ukrainische Armee dementierte den Verlust. „Die Kämpfe dauern im Stadtgebiet an“, sagte der für den Frontabschnitt zuständige Sprecher, Nasar Woloschyn, dem ukrainischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Demnach leisten ukrainische Truppen weiter heftigen Widerstand und fügen dem Gegner starke Verluste zu.
Ukrainische Militärbeobachter hatten allerdings bereits seit längerem nur noch den Stadtrand als umkämpft gekennzeichnet und gingen von einem baldigen Fall der Stadt aus. Der ukrainische Militärblog „DeepState“ schrieb, dass russische Truppen bei Torezk vorgerückt seien. Torezk liegt im Gebiet Donezk und hatte vor dem Krieg über 30.000 Einwohner. Nur wenige Dutzend sollen in den Ruinen ausgeharrt haben.
Drohnenangriffe in der Nacht
In der Nacht zum Samstag wurden in der südrussischen Stadt Rostow am Don einige mehrstöckige Gebäude beschädigt, wie Gouverneur Juri Sljusar bei Telegram mitteilte. 68 Bewohner hätten ein Hochhaus in einem Stadtbezirk verlassen müssen und sechs Menschen ein Unternehmensgebäude in einem anderen Stadtbezirk. Verletzte habe es aber nicht gegeben.
Drohnenalarm gab es in der Nacht auch über der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Eine feindliche Drohne bewege sich auf das Stadtzentrum zu, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko auf seinem Telegram-Kanal mit. Berichte von Schäden oder Verletzten gab es zunächst nicht.
Selenskyj: Nordkoreaner wieder da
Bei den Kämpfen um die westrussische Region Kursk kehrten die nordkoreanischen Soldaten nach einer „Zwangspause“ wieder an die Front zurück. Das teilte Selenskyj in seinem Bericht zur Lage an den Fronten mit. Die nordkoreanischen Soldaten, die mehrere Tage aus ungenannten Gründen von der vordersten Kampflinien zurückgezogen worden waren, seien wieder an der Seite der russischen Truppen zu neuen Angriffen angetreten. Russen und Nordkoreaner hätten dabei hohe Verluste erlitten. „Wir reden hier über Hunderte von russischen und nordkoreanischen Soldaten.“ Die Angaben Selenskyjs konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Pjöngjang hatte knapp 12.000 nordkoreanische Soldaten nach Russland geschickt, um den Verbündeten beim Kampf gegen die Ukraine zu unterstützen. Nach Schätzungen westlicher Beobachter erlitten die Nordkoreaner bei den Kämpfen um Kursk schwere Verluste, so dass sie zur Neuaufstellung aus den vordersten Linien herausgezogen werden mussten.
Keine Neuwahlen in der Ukraine vor Kriegsende
In der Ukraine wird und kann es während des russischen Angriffskriegs nach den Worten von Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk keine Parlaments- und Präsidentschaftswahlen geben. Im Gespräch mit der Funke Mediengruppe führte er Russland und Belarus als Beispiele dafür an, dass nicht alle Wahlen ein „Ausdruck von Demokratie“ seien. „Nach der ukrainischen Verfassung können während des Kriegsrechts keine Wahlen abgehalten werden“, betonte Stefantschuk.
![Stefantschuk: Keine Wahlen zu Kriegszeiten. (Archivbild)](https://static.ksta.de/__images/2025/02/08/b4e3ec68-e28a-45f2-b28e-659c561b8b46.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=53b69621c85e9c42731af1de4acab63c)
Stefantschuk: Keine Wahlen zu Kriegszeiten. (Archivbild)
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Frontsoldaten etwa sollten wählen dürfen, sonst würden „die Wahlen nicht fair“ sein. Zudem lebten Millionen von Ukrainern außerhalb des Landes. Andere Ukrainer leben in den besetzten Gebieten. „Auch sie haben das Recht, ihre Stimme abzugeben.“ Darüber hinaus könnten während des Krieges keine internationalen Wahlbeobachter in das Land kommen. „Wenn das Kriegsrecht endet, wird es Neuwahlen geben“, versprach Stefantschuk.
Kremlchef Putin sprach seinem Widersacher Selenskyj zuletzt mehrmals die Legitimität als Staatschef der Ukraine ab mit dem Argument, dass die Amtszeit des Ukrainers längst abgelaufen sei. Entsprechend wolle er auch nicht direkt mit Selenskyj verhandeln, bestenfalls Vertreter zu Gesprächen delegieren, ließ Putin wissen.
Selenskyj ist seit 2019 Präsident der Ukraine. Offiziell lief seine Amtszeit im Mai 2024 ab, wegen des Kriegsrechts bleibt er jedoch weiterhin im Amt. (dpa)