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Verhandlungen im Ukraine-KriegUkraine-Treffen: Absage Rubios schürt Zweifel an Fortschritt

Lesezeit 4 Minuten
Ein Künstler geht in London mit einem Gemälde von Trump, Selenskyj und Putin am Tag der Ukraine-Gespräche vor den Toren der Downing Street 10 entlang.

Ein Künstler geht in London mit einem Gemälde von Trump, Selenskyj und Putin am Tag der Ukraine-Gespräche vor den Toren der Downing Street 10 entlang.

Eigentlich will US-Präsident Trump bald eine Abmachung für ein Kriegsende in der Ukraine präsentieren. Nun streicht sein Minister ein Treffen in London. Wird dies jetzt zur unverbindlichen Teestunde?

Das Fernbleiben von US-Außenminister Marco Rubio von Gesprächen in London hat die Erwartungen an schnelle Fortschritte in den Verhandlungen für einen Frieden in der Ukraine gedämpft. Vor dem Hintergrund kolportierter US-Forderungen an das angegriffene Land, Territorien an Russland aufzugeben, wird am Mittwoch in der britischen Hauptstadt auf Beraterebene gesprochen. Ein Treffen der Außenminister sei verschoben worden, teilte das britische Außenministerium auf Anfrage mit. 

Zuvor war bekanntgeworden, dass US-Außenminister Marco Rubio nicht bei dem Treffen dabei sein wird. Eine Sprecherin des US-Außenministeriums hatte logistische Gründe für Rubios Abwesenheit angegeben. Ihren Angaben zufolge soll der US-Sondergesandte Keith Kellogg teilnehmen. Das Ministerium habe Rubios Abwesenheit mit Terminproblemen begründet, aber es deute an, dass die Chancen auf einen Durchbruch in London begrenzt seien, meldete die Nachrichtenagentur PA. 

Vor einer Woche hatte Rubio noch ein ähnliches Treffen in Paris besucht. Die „New York Times“ berichtete, Rubio habe am Dienstag beschlossen, die nächste Phase der Gespräche auszulassen. Das Treffen in der britischen Hauptstadt sei danach herabgestuft worden, schrieb das Portal „Politico“.

Verwirrung in London

Dass Rubio nicht nach London reist, sorgte für einige Verwirrung. Der britische Außenminister David Lammy teilte auf der Plattform X mit, er habe mit Rubio telefoniert. Großbritannien arbeite mit den USA, der Ukraine und Europa zusammen, um Frieden zu erreichen und die illegale Invasion des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu beenden, schrieb Lammy. 

In London fehlt auch der französische Außenminister Jean-Noel Barrot, stattdessen nahm Präsidentenberater Emmanuel Bonne an den Beratungen teil. Berlin entsandte - wie bereits nach Paris - den Kanzlerberater für Außen- und Sicherheitspolitik, Jens Plötner, zu den Verhandlungen. US-Medien zufolge ist auch der US-Sondergesandte Steve Witkoff nicht in London dabei. In den kommenden Tagen will er erneut nach Moskau reisen, um mit Putin über eine Beendigung des russischen Angriffskriegs zu beraten.

Konflikt zwischen Kiew und Washington die Ursache?

Rubios Absage erfolgte kurz nachdem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Gebietsabtretungen ausgeschlossen hatte. „Da gibt es nichts zu bereden. Das steht außerhalb unserer Verfassung“, sagte der Staatschef in Kiew. Selenskyjs Worte dürften eine Reaktion auf Medienberichte gewesen sein, wonach Trumps „letztes Angebot“ eine juristische Anerkennung der von Moskau annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim als russisch beinhalte. Daneben werde die Besetzung weiterer unter russischer Kontrolle stehender ukrainischer Gebiete faktisch geduldet. 

Moskau solle sich im Gegenzug verpflichten, die Invasion entlang der derzeitigen Frontlinie einzufrieren, berichtete die „Financial Times“ unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Das Einfrieren der Front ist laut Militärexperten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) dabei noch kein Garant für einen künftigen Frieden. Russland könne die Pause in den Kampfhandlungen für weitere Aufrüstung und eine spätere Wiederaufnahme der Aggression nutzen, vor allem wenn im Abkommen ein Moratorium auf westliche Waffenhilfe an die Ukraine festgeschrieben sei.

Zudem wollte Kremlsprecher Dmitri Peskow nicht bestätigen, dass Moskau überhaupt mit der Möglichkeit eines Stopps der Kämpfe an der aktuellen Frontlinie einverstanden sei. Es kursierten derzeit viele Falschmeldungen in den Medien, doch mögliche Konturen einer Einigung wären nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Gleichzeitig spekulierte er selbst öffentlich darüber, dass das avisierte hochrangige Treffen in London wegen Differenzen zwischen Kiew und Washington gescheitert sei.

Konsequenzen für die Ukraine

Die US-Regierung hatte zuletzt damit gedroht, als Vermittler auszusteigen, wenn nicht schnell eine Einigung erzielt werde. Experten sehen Rubios Verzicht auf den London-Trip als Mittel, um den Druck auf Kiew weiter zu erhöhen. Ein Rückzug der USA - in dem Fall womöglich auch als Unterstützer - würde für die Ukraine eine massive Schwächung in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion bedeuten. 

Das von Präsidentenberater Andrij Jermak geführte hochrangige ukrainische Verhandlerteam in London reagierte vorerst gelassen. Außenminister Andrij Sybiha postete ein Foto mit Lammy, in dem er Großbritannien für die Unterstützung dankte. Das Team werde über Möglichkeiten zur Stärkung der Ukraine und der Erreichung eines dauerhaften Friedens reden, schrieb er. (dpa)