Ein langes Leben ist zu Ende: Mit 100 Jahren stirbt Jimmy Carter. Die Welt erinnert sich an einen US-Präsidenten, der auch nach seiner Zeit im Weißen Haus für Frieden und Gerechtigkeit kämpfte.
TodesfallTrauer um früheren US-Präsidenten Jimmy Carter
Der Tod des früheren US-Präsidenten Jimmy Carter hat rund um den Globus große Anteilnahme hervorgerufen. Carter war am Sonntag im Alter von 100 Jahren im Kreise seiner Familie in seinem Heimatort Plains im US-Bundesstaat Georgia gestorben, wie Carters Stiftung mitteilte. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs bekundeten ihre Trauer. US-Präsident Joe Biden würdigte Carter als einen „Mann mit großem Charakter und Mut, Hoffnung und Optimismus“.
Der Demokrat Carter regierte von 1977 bis 1981 im Weißen Haus. Nach seiner ersten Amtsperiode wurde er nicht wiedergewählt - er verlor die Wahl gegen den Republikaner Ronald Reagan. Carters Amtszeit wurde vor allem von der Geiselnahme von Diplomaten in der US-Botschaft in Teheran 1979 und durch die missglückte Befreiungsmission im Jahr darauf überschattet.
Biden: „Mitgefühl und moralische Klarheit“
Nach seinem Ausscheiden aus der Präsidentschaft gründete Carter gemeinsam mit Ehefrau Rosalynn in Atlanta das Carter Center zur Förderung von Demokratie, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung. Rosalynn, mit der er 77 Jahre lang verheiratet war, starb vor gut einem Jahr.
Im Jahr 2002 wurde Carter für seinen „jahrzehntelangen Einsatz zur friedlichen Lösung internationaler Konflikte“ der Friedensnobelpreis zuerkannt. Bis ins hohe Alter widmete er sich aktiv seinem humanitären Engagement. Carter war der älteste noch lebende frühere US-Präsident. Keiner seiner Amtsvorgänger erreichte ein höheres Alter als er.
Mit Mitgefühl und moralischer Klarheit habe sich Carter für die Ausrottung von Krankheiten, den Frieden, die Förderung von Bürger- und Menschenrechten, freie und faire Wahlen, Obdachlose und die Ärmsten eingesetzt, teilte Biden mit. „Er hat das Leben von Menschen auf der ganzen Welt gerettet, verbessert und verändert.“
Nationaler Trauertag am 9. Januar
Biden rief den 9. Januar zu einem nationalen Trauertag aus und ordnete an, die US-Flagge auf dem Weißen Haus sowie die Flaggen an allen Regierungsgebäuden, Militäreinrichtungen und Botschaften im Ausland für 30 Tage auf halbmast zu setzen. Er werde zudem ein Staatsbegräbnis anordnen, das in der Hauptstadt Washington stattfinden solle, erklärte Biden.
Geplant ist auch eine öffentliche Trauerfeier in Carters Heimatbundesstaat Georgia. Carter hinterlässt vier Kinder, elf Enkelkinder und 14 Urenkel. „Mein Vater war ein Held - nicht nur für mich, sondern für alle, die an Frieden, Menschenrechte und selbstlose Liebe glauben“, zitierte die Stiftung Carters Sohn Chip.
Trump: Amerikaner sind Carter zu großem Dank verpflichtet
Auch Bidens designierter Nachfolger Donald Trump würdigte den Ex-Präsidenten. Carter habe in einer herausfordernden Zeit „alles in seiner Macht Stehende getan, um das Leben aller Amerikaner zu verbessern“. Dafür seien ihm alle zu großem Dank verpflichtet. Entgegen den Gepflogenheiten hatte Carter auch nachfolgende Präsidenten immer wieder kritisiert - auch den Republikaner Trump. Carter hatte sich nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus immer wieder in die Politik eingemischt.
Scholz und Macron würdigen Carter
Auch aus dem Ausland zollten viele Politiker dem 39. Präsident der Vereinigten Staaten Respekt. „Zeit seines Lebens war Carter ein unerschütterlicher Verfechter der Rechte der Schwächsten“, schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf der Plattform X. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf X, die „USA verlieren einen engagierten Streiter für die Demokratie“.
Aus Großbritannien meldete sich das Königshaus zu Wort. „Sein Engagement und seine Bescheidenheit waren für viele eine Inspiration“, teilte König Charles III. mit. Der britische Premier Keir Starmer betonte, dass Carter die Zeit nach seiner Präsidentschaft neu definierte „mit einem bemerkenswerten Engagement für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte im In- und Ausland“.
Würdigung als Friedensstifter
„Er widmete sein Leben der Förderung des Friedens in der Welt und der Verteidigung der Menschenrechte. Lasst uns heute daran erinnern: Frieden ist wichtig, und die Welt muss sich weiterhin geschlossen gegen diejenigen stellen, die diese Werte bedrohen“, hieß es seitens des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi erinnerte an Carters Rolle beim Zustandekommen des Friedensabkommens zwischen Ägypten und Israel. „Sein humanitäres Engagement ist ein Beispiel für ein hohes Maß an Liebe, Frieden und Brüderlichkeit“, schrieb er auf X.
Letzte Jahre geprägt von Krankheit
Der Gesundheitszustand Carters war zuletzt schlecht. Im Februar 2023 brach er nach mehreren Krankenhausaufenthalten seine medizinische Behandlung ab und begab sich in häusliche Pflege. Im November erfüllte er sich einen Wunsch und stimmte bei der US-Präsidentenwahl per Brief ab. Carter hatte Biden zuvor deutlich gemacht, die Demokratin Kamala Harris unterstützen zu wollen.
Carter hatte 2015 eine Krebserkrankung öffentlich gemacht, die er allerdings überwinden konnte. In den vergangenen Jahren war Carter wegen Stürzen mehrfach ins Krankenhaus gebracht worden.
Im November 2019 hatte Carter bei einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt Plains deutlich gemacht, dass er mit Gelassenheit auf den Tod blicke. „Ich habe Gott nicht darum gebeten, mich am Leben zu lassen“, sagte er. „Ich bat Gott, mir eine angemessene Einstellung zum Tod zu geben. Und ich stellte fest, dass ich mit dem Tod ganz und gar im Reinen war.“ (dpa)