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„Der Name ist Copter – Eli Copter“Putins Propaganda-Maschine blamiert sich mit absurder Theorie zu Raisis Tod

Lesezeit 4 Minuten
Eine Rede von Kremlchef Wladimir Putin läuft im Juni 2023 auf einem TV-Gerät in St. Petersburg. In Russland werden die Staatssender immer wieder für Propaganda genutzt, nun auch nach dem Tod von Irans Präsident Ebrahim Raisi.

Eine Rede von Kremlchef Wladimir Putin läuft im Juni 2023 auf einem TV-Gerät in St. Petersburg. In Russland werden die Staatssender immer wieder für Propaganda genutzt, nun auch nach dem Tod von Irans Präsident Ebrahim Raisi.

Wladimir Solowjow gehört zu Putins wichtigsten Propagandisten. Im Staats-TV blamiert sich der Russe nun jedoch vor der Weltöffentlichkeit.

Nach dem Helikopterabsturz von Irans Präsident Ebrahim Raisi und seiner Entourage am vergangenen Sonntag dauerte es nicht lange, ehe das Netz mit wilden Theorien und bösen Witzen geflutet wurde. Einer der Scherze erwies sich in den sozialen Netzwerken dabei als besonders populär: Der Pilot des verunglückten Hubschraubers sei in Wahrheit ein Agent des israelischen Geheimdienst Mossad gewesen. Sein Name: Eli Copter.

Obwohl das Wortspiel offensichtlich erscheint und für zahlreiche Sprüche in den sozialen Netzwerken sorgte, griff der israelisch-französische Sender „i24 Francais“ den Internetwitz on air auf. Der Politikanalyst Daniel Haik zitierte während einer Live-Übertragung des Senders aus einem Telegram-Kanal und erklärte: „Eine Hamas-Gruppe hat erklärt, der Pilot sei ein Mossad-Agent mit dem Namen ‚Eli Copter‘ gewesen. Es ist derzeit nicht klar, ob das wahr ist oder nicht, aber das ist das Gerücht, das im Umlauf ist.“

Französischer Sender und Putins Propagandist erkennen „Eli Copter“-Wortwitz nicht

So zog das „Gerücht“, das eigentlich nur ein makabrer Witz war, schließlich noch größere Kreise – offenbar bis in die TV-Studios in Russland, einem der wenigen Verbündeten des Iran. Der Ausschnitt aus der französischen Sendung landete prompt bei Wladimir Solowjow, einer der prominentesten Figuren im Propaganda-Zirkus des Kremls.

In seiner Talkshow auf dem Staatssender Rossiya-1 zeigte Talkmaster Solowjow den Ausschnitt. „Sie haben sogar seinen Namen genannt: Eli Copter“, erklärte Solowjow und setzte, ohne eine Miene zu verziehen, zu einer Abhandlung über ein Buch eines nicht genannten israelischen Historikers an, in dem es angeblich um die Ermordung von Politikern gehe.

Geraune im russischen Staats-TV nach „Eli Copter“-Witz zu Raisis Tod

Wenn Israel nun eine Beteiligung abstreite, müsse man sich angesichts derartiger Bücher vor Augen halten, dass „solche Länder“ noch nie eingeräumt hätten, für Attentate verantwortlich gewesen zu sein, raunte Solowjow also munter drauflos. Gemeint war damit nicht bloß Israel.

„Die USA haben eine kolossale Anzahl von politischen Ermordungen begangen“, behauptete Solowjow. Dass es sich bei dem mutmaßlichen Mossad-Agenten „Eli Copter“ um einen offensichtlichen Witz handelte, erfuhren die russischen Zuschauer derweil nicht, wie die Journalistin Julia Davis berichtete.

Russische Propaganda sieht stets die Schuld im Westen

Seit Russlands Krieg gegen die Ukraine greifen russische Propagandisten immer wieder aktuelle Entwicklungen des Weltgeschehens auf, um Deutungen und Theorien zu verbreiten, die den vom Kreml verbreiteten Narrativen als Unterfütterung dienen sollen. So behauptet Moskau immer wieder, in der Ukraine und anderen europäischen Ländern seien „Nazi-Regime“ an der Macht.

Ein zentrales und beständiges Motiv bei all den Propaganda-Geschichten ist die angebliche Beteiligung des Westens, insbesondere der USA. Russische Medien verbreiten immer wieder die Behauptung, Wolodymyr Selenskyj und seine Regierung in Kiew seien von Washington gesteuert, auch hinter den Maidan-Protesten im Jahr 2014 habe amerikanische Manipulation gesteckt, heißt es dort nahezu mantraartig. Stichhaltige Beweise hat Moskau für derartige Vorwürfe derweil nie vorgelegt.

Ebrahim Raisi: Kein Hinweis auf Sabotage an Präsidentenhubschrauber

Nach dem Absturz des iranischen Präsidentenhelikopters spricht unterdessen nichts für Sabotage. Der Jahrzehnte alte Hubschrauber war am Sonntag in dichtem Nebel in einen Berghang nahe der Grenze zu Aserbaidschan gestürzt, alle neun Passagiere starben. Hinweise auf Fremdverschulden gibt es bisher nicht.

TV-Moderator und einer der wichtigsten russischen Propagandisten: Wladimir Solowjow. (Archivbild)

TV-Moderator und einer der wichtigsten russischen Propagandisten: Wladimir Solowjow. (Archivbild)

Der frühere iranische Außenminister Mohammad Javad machte unterdessen dennoch die USA indirekt für das Unglück verantwortlich. „Einer der Hauptschuldigen für die gestrige Tragödie sind die Vereinigten Staaten, die den Verkauf von Flugzeugen und Luftfahrtteilen an den Iran verboten haben und es dem iranischen Volk nicht erlauben, gute Luftfahrteinrichtungen zu nutzen“, erklärte Javad der „New York Post“ zufolge in einem Interview mit dem iranischen Staatsfernsehen. Beim abgestürzten Helikopter handelte es sich Berichten zufolge um einen in den USA hergestellten Bell 212. Washington hatte bereits 1984 den Transport von Flugzeugteilen in den Iran eingeschränkt.

Unterstützung für Krieg: Wladimir Putin will gute Beziehung zum Iran in Zukunft ausbauen

Raisis Tod scheint unterdessen nichts an den zuletzt immer intensiveren Beziehungen zwischen Teheran und Moskau zu ändern. Kremlchef Wladimir Putin erwarte, dass sich die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern auch unter Raisis Nachfolger Mohammed Mokhber „in gleicher Weise“ fortsetzen werde, berichtete die Staatsagentur Ria am Dienstag.

„Wir werden unsererseits alles tun, um sicherzustellen, dass die russisch-iranischen Beziehungen in diesem Sinne weitergehen“, erklärte Putin demnach und bot Teheran „fachkundige Hilfe“ bei der Ermittlung der „Ursache der Katastrophe“ an. Der Iran hat Russlands Krieg gegen die Ukraine in den letzten Jahren mit Waffenlieferungen unterstützt.