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Einmalzuschuss für EnergieFast 80 Prozent der Studierenden beantragen 200-Euro-Hilfszahlung

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Ausgaben- und Einnahmenplan eines Kölner Studenten.

Ausgaben- und Einnahmenplan eines Kölner Studenten.

Der Antrag war knifflig zu stellen, doch die meisten Studierenden haben den Zuschuss zu Energieausgaben beantragt. Doch es gibt Kritik an der Höhe.

Kurz bevor die Antragsfrist am 2. Oktober ausläuft, haben etwa 79 Prozent der Studierenden und Fachschüler die einmalige Energiepauschale in Höhe von 200 Euro beantragt. Die Regierung bewertet diese Zahl positiv: „Das sind fast 80 Prozent Antragsquote und die liegt deutlich höher als bei anderen Sozialleistungen, die auf Antrag ausgezahlt werden“, sagte Wolfgang Büchner, stellvertretender Regierungssprecher in der Bundespressekonferenz. „Das zeigt, dass das Angebot niedrigschwellig war und gut angenommen wurde.“

Von den etwa 3,5 Millionen Antragsberechtigten haben laut Zählstand des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) rund 2,81 Millionen Anträge eingereicht (Stand 29. September). Etwa 561,5 Millionen Euro wurden bereits ausgezahlt. Noch bis zum 2. Oktober können Studierende und Fachschüler, die am 1. Dezember 2022 an einer deutschen Hochschule oder Ausbildungsstätte angemeldet waren, die Soforthilfe beantragen.

Restliche Gelder sollen im System bleiben

Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks appelliert an alle Studiereden, die Hilfe in Anspruch zu nehmen – und hat schon einen anderen Verwendungszweck für die nicht abgerufenen Gelder im Blick. „Mir ist wichtig, dass die nun verbleibenden, restlichen Mittel in Höhe von bis zu 140 Millionen Euro im System bleiben“, teilte Anbuhl dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit.

Das Geld müsse weiterhin dafür eingesetzt werden, Studierende zu unterstützen, die durch Krisen in materieller oder immaterieller Not seien „und nicht zurück in den allgemeinen Haushalt fließen“, fordert der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Studierendenwerks.

Gemeint seien die vielen Studierenden, die sich wegen psychischer Probleme und Krisen an die psychosozialen Beratungsstellen der Studierendenwerke wenden und wegen der immens hohen Nachfrage oft sehr lange auf einen Termin warten müssten. „Schon mit einem niedrigen zweistelligen Millionen-Betrag könnten die Studierendenwerke ihre psychosoziale Beratung über die kommenden Jahre ausbauen und diesen Studierenden helfen“, sagt Anbuhl.

Studierendenvertretungen begrüßen, dass die Energiepauschale eingerichtet wurde, mahnen aber an, dass eine Einmalzahlung nicht ausreiche. „Auch wenn diese ‚Soforthilfe‘ viel zu spät kam, unnötig kompliziert umgesetzt und viel zu niedrig angesetzt ist: Sie sollte wahrgenommen werden, denn mit mehr Hilfe in diesem Sinne ist trotz der prekären Lebenslagen und den daraus resultierenden dringenden Bedarfen leider nicht zu rechnen“, sagt Sascha Wellmann, Vorstand des Studierendenverbands Freier Zusammenschluss von Student*innenschaften (fzs).

„Ein Tropfen auf den heißen Stein“

Die 200 Euro seien „ein Tropfen auf den heißen Stein“ und würden sich bei den hohen Lebenshaltungskosten kaum auf den Kontostand auswirken.

Darüber, warum die restlichen 20 Prozent der Berechtigten die Hilfe noch nicht beantragt hat, kann nur spekuliert werden. Die Studierendenvertretungen machen das aufwendige Antragsverfahren dafür verantwortlich. „Das Antragsverfahren ist einfach zu kompliziert“, sagt Maurice Schiller aus dem Vorstand des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) in Münster. „Die bürokratischen Hürden sind zu hoch und die Erstellung des BundID-Kontos oder das Elster-Zertifikat ist besonders für ausländische Studierende eine Qual.“

Überhaupt müsse der Fokus auf eine Bafög-Reform gelegt werden, „die langfristig für eine sichere Studienfinanzierung sorgt und besonders die große Zahl der armutsgefährdeten Studierenden unterstützt“, fordert Schiller.

Dem stimmt das Deutsche Studierendenwerk zu. „Was mich umtreibt, sind die 37 Prozent der Studierenden, die gemäß der 22. Sozialerhebung mit weniger als 800 Euro im Monat auskommen müssen“, sagt Anbuhl. „Gleichzeitig erreicht das BAföG nur noch 11% der Studierenden, und die Zinsen beim KfW-Studienkredit gehen durch die Decke; das ist eine toxische Mischung.“