Studentisches Wohnen in Deutschland wird immer teurer, zeigt eine Studie. Studierende stellt das vor Herausforderungen.
„Lage erneut zugespitzt“Studierende unter Druck – Bafög reicht nicht für WG-Zimmer in Köln
Die Situation auf dem Wohnungsmarkt hat sich für Studierende im vergangenen Jahr drastisch verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Finanzkonzerns MLP in Kooperation mit dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW). Dafür wurden die Wohnkosten an 38 Universitäts- und Hochschulstandorten in Deutschland ausgewertet: Im Schnitt sind die Kaltmieten für Studierende im vergangenen Jahr um 6,2 Prozent gestiegen. Grund hierfür sind neben der Inflation auch die steigende Nachfrage nach kleinen Wohnungen.
WG-Zimmer in Köln gesucht?
Doch nicht nur die Kaltmieten steigen, sondern auch die Nebenkosten. Das stellt immer mehr Studierende vor Herausforderungen: Allein die Heizkosten haben zwischen Januar 2022 und Juni 2023 im Schnitt um 43 Prozent zugelegt.
Wer in Köln ein WG-Zimmer sucht und durch Anzeigen auf einem Online-Portal stöbert, sieht, wie sich die theoretischen Erkenntnisse der Studie in der Praxis auswirken.
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Ein zwölf Quadratmeter großes WG-Zimmer in Merheim kostet 435 Euro im Monat. Für ein 13 Quadratmeter großes Zimmer nahe der S-Bahnhaltestelle Hansaring werden 459 Euro Miete fällig. Für 17 Quadratmeter in Deutz beträgt die Miete 510 Euro. Hinzu kommen in allen drei Fällen Nebenkosten von rund 100 Euro. Die drei Zimmer sind keineswegs überdurchschnittlich teuer, sondern spiegeln relativ gängige Preise in Köln wider.
Zum Vergleich: Wer Bafög bezieht, erhält maximal 360 Euro Wohnkostenzuschlag. Keines der oben aufgeführten WG-Zimmer wäre damit bezahlbar.
München noch einmal deutlich teurer als Köln
Dabei ist Köln mit Blick auf die Wohnkosten für Studierende im deutschlandweiten Vergleich keineswegs Spitzenreiter. Die mittlere Angebotsmiete für WG-Zimmer lag im Wintersemester 2022/2023 in Köln bei rund 20 Euro pro Quadratmeter, während in München etwa 28 Euro pro Quadratmeter fällig wurden, in Heidelberg und Hamburg rund 27 Euro, in Stuttgart 26. Am günstigsten lebt es sich in Chemnitz: Hier beliefen sich die mittleren Preise für WG-Zimmer im vergangenen Semester auf rund zwölf Euro pro Quadratmeter. Auch in Magdeburg, Greifswald und Trier liegen die Kosten mit rund 14 Euro pro Quadratmeter unter dem deutschen Durchschnitt.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Betrachtung der Mietkosten für bei Studierenden beliebten Wohnungen mit einer Größe von unter 40 Quadratmetern: In Köln sind hierfür rund 17 Euro pro Quadratmeter fällig. Deutlich höher liegen die Kosten in München (25 Euro pro Quadratmeter), Frankfurt und Stuttgart (je 19 Euro). Auch Berlin und Freiburg liegen mit Preisen von etwa 18 Euro je Quadratmeter im Ranking noch vor Köln. Auf den hinteren Plätzen – also dort, wo es für Studierende besonders günstig ist – finden sich Chemnitz und Magdeburg mit Kosten von rund sechs beziehungsweise sieben Euro pro Quadratmeter.
Die starken Unterschiede zwischen Quadratmeterpreisen für WG-Zimmer und kleine Wohnungen erklärt sich durch Flächen, die in WGs gemeinschaftlich genutzt werden (z.B. Küche, Bad, Flur) und dementsprechend nicht in der Zimmergröße inkludiert sind. Ein direkter Vergleich der Kosten wirkt dadurch verzerrt.
Druck auf dem Mietmarkt für Studierende steigt
„Wir sehen, dass der Druck auf dem Mietmarkt für Studierende steigt“, sagte Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft bei der Präsentation der Untersuchungsergebnisse. „In der Corona-Pandemie schien sich das Ganze ein wenig zu entspannen, doch wie schon im letzten Jahr hat sich die Lage erneut zugespitzt.“ Die Gründe sind vielfältig: Studierende kehren nach der Pandemie in die Hochschulstädte zurück und suchen Wohnraum. Hinzu kommen weitere Zuwanderer, die ebenfalls Wohnraum suchen, während die Bautätigkeit stagniert und die Zahl der Wohnungsangebote für Studierende sinkt. Das Angebot nimmt also ab, während es gleichzeitig mehr Menschen gibt, die eine Wohnung suchen.
Zwar wurden auf dem Wohnungsgipfel, der Anfang der Woche im Kanzleramt stattfand, einige Maßnahmen beschlossen, die hilfreich sein könnten: Vorgesehen sind zum Beispiel Steuervorteile für Bauherren, zudem soll der Umbau leerstehender Büros und Läden zu neuen Wohnungen unterstützt werden. „Daraus ergeben sich Entlastungen an der ein oder anderen Stelle. Kurzfristig wird das alles aber nicht wirken“, erklärt IW-Experte Voigtländer.
Somit stehe zu befürchten, dass vermehrt ökonomische Einschränkungen die Studienwahl beeinflussen – „und nicht persönliche Neigungen oder bessere Studienmöglichkeiten an weiter entfernten Standorten“, erklärt Voigtländer. Er befürchtet, dass sich die Situation aufgrund der derzeit einbrechenden Bautätigkeit in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird.