Der Vorstandschef des Essener Spezialchemiekonzerns Evonik, Christian Kullmann, will keine Vertreter der AfD in seinem Unternehmen. Das Wirtschaftsprogramm der Partei wäre nach Ansicht des Industrie-Bosses „das wirtschaftspolitische Ende Deutschlands“.
ChemiekonzernEvonik stellt AfD den Stuhl vor die Tür
Der Vorstandsvorsitzende des Chemie-Konzerns Evonik, Christian Kullmann, hat für sein Unternehmen eine klare Absage an die AfD formuliert. „Bei uns werden Funktionäre der Partei nicht willkommen geheißen“, sagte Kullmann in der „katholischen Morgenlage“, einer neuen Gesprächsreihe des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) mit Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft. Er respektiere demokratische Wahlergebnisse, betonte Kullmann. Aber „bei mir wird die AfD nicht ins Unternehmen eingeladen“.
In scharfen Worten warnte Kullmann vor der wirtschaftspolitischen Programmatik der AfD. Nähme man dieses „Potpourri“ ernst, würde dies nach Kullmanns Worten „das wirtschaftspolitische Ende Deutschlands bedeuten“.
Weiterbildungsangebot auf Basis christlicher Prinzipien
Die Distanz zur AfD begründete der Chef des größten deutschen Spezialchemiekonzerns mit 34.000 Mitarbeitenden damit, „dass wir für die christlichen und katholischen Prinzipien eintreten“. Dazu biete Evonik unterschiedlichste Programme und Angebote in der internen Weiterbildung von Mitarbeitern an. „Nur wer versteht, was politisch vorgeht, kann auch einen Beitrag dazu leisten, dass wir weiterhin wettbewerbsfähig bleiben.“
Kullmann rief Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft zu einem persönlichen Einsatz in politischen Diskussionen auf. „Verbände sind wichtig, aber Menschen sind für den politischen Diskurs genauso wichtig. Mein Appell ist, dass wir uns auch sehr persönlich in diese Debatte einbringen.“ Die Wirtschaft insgesamt werde politischer. „Politik findet in der Öffentlichkeit statt. Deshalb müssen wir uns einbringen.“
„Eine Bevölkerung, die Angst vor Veränderung hat“
Für die deutsche Wirtschaft und die Gesellschaft sieht Kullmann „eine fantastische Chance in der grünen Transformation“. Er sehe aber auch eine Bevölkerung, die Angst vor dieser Veränderung habe. „Was Deutschland stark macht, ist die Freiheit. Die Freiheit, sich entwickeln zu können in der sozialen Marktwirtschaft.“
Kullmann, der seit 2017 an der Spitze des RAG-Nachfolgeunternehmens mit Sitz in Essen steht, bezeichnete sich als engagierten Katholiken. Sein Unternehmen führe er als Christ „in einem christlichen Sinne“. Die Kirche müsse „in den wichtigsten gesellschaftlichen Debatten unserer Zeit viel lauter werden“ und eine bedeutendere Rolle spielen, forderte Kullmann. Die Kirche biete „Orientierung, das Angebot einer Haltung und Verantwortung für die Gesellschaft in Freiheit. Und um diese Botschaft auszudrücken, müssen wir alle Tonarten nutzen.“