Horst Köhler sei am Samstagmorgen in Berlin gestorben, teilte das Bundespräsidialamt mit.
Politiker würdigen Alt-PräsidentenFrüherer Bundespräsident Horst Köhler mit 81 Jahren gestorben

Altbundespräsidenten Horst Köhler, aufgenommen am 17.11.2013 in Freiburg (Baden-Württemberg) bei der Vergabe des Preises der Hayek-Stiftung.
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Der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler ist tot. Köhler starb am Samstagmorgen nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren in Berlin, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Köhler war von Juli 2004 bis Mai 2010 der neunte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.
Köhler war am 23. Mai 2004 zum Staatsoberhaupt gewählt und fünf Jahre später im Amt bestätigt worden. Am 31. Mai 2010 trat er jedoch überraschend zurück. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den Gestorbenen in einem Kondolenzschreiben an seine Witwe Eva Luise Köhler als „einen Glücksfall für unser Land“. Er betonte: „Wir können nur zutiefst dankbar sein, dass wir Horst Köhler als neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland erleben durften. Er hat diesem Land viel gegeben.“
Scholz, Merz, Habeck, Lindner und Faeser gedenken Köhler
Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte ihn als „einen engagierten Politiker, der sich Zeit seines Lebens für eine gerechtere Welt eingesetzt hat“, wie der SPD-Politiker auf der Plattform X mitteilte.
CDU-Chef Friedrich Merz sagte, mit Köhlers Tod verliere Deutschland einen „klugen Kopf, einen aufrichtigen Demokraten und einen Staatsmann, der unser Land geprägt hat“.
Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hob die Bürgernähe Köhlers und sein feines Gespür für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger und Sorgen hervor. Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) nannte Köhlers „Einsatz für soziale Gerechtigkeit und internationale Verantwortung auch über sein Amt hinaus - insbesondere für Afrika und eine gerechte Weltwirtschaft“ sein Vermächtnis.
FDP-Chef Christian Lindner lobte Köhlers Blick auf die Wirtschaftspolitik. Er sei für freien Welthandel und sichere Handelswege eingetreten. „Damals wurde er dafür diffamiert. Heute erkennen wir seine Weitsicht“, sagte Lindner.
Horst Köhler: Erstmals kein Parteipolitiker als Bundespräsident
Mit Köhler übernahm erstmals kein Parteipolitiker das höchste Staatsamt. Der studierte Volkswirt hatte 1976 seine Beamtenlaufbahn im Bundeswirtschaftsministerium begonnen und wurde nach verschiedenen Stationen 1990 Staatssekretär im damals von Theo Waigel (CSU) geführten Bundesfinanzministerium. Köhler war unter anderem deutscher Chefunterhändler für den Maastricht-Vertrag zur Europäischen Währungsunion.
1993 wechselte er in die Finanzwelt, zunächst als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, dann als Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London. Im Jahr 2000 wurde er an die Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) berufen.
2004 wurde Köhler als neunter Bundespräsident Nachfolger von Johannes Rau. Im Jahr 2009 wurde er von der Bundesversammlung wiedergewählt. Sein Rücktritt mit sofortiger Wirkung nur ein Jahr später ist einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik. „Es war mir eine Ehre, Deutschland als Bundespräsident zu dienen“, sagte er vor der Presse in seinem Amtssitz Schloss Bellevue.
Knapp ein Jahr nach seinem Rücktritt äußerte sich Köhler erstmals zu seiner Entscheidung. In einem Gespräch mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ erklärte er: „Ich bin zurückgetreten, um Schaden vom Amt abzuwenden.“ Die Kritik an seinen Äußerungen zu sicherheitspolitischen Interessen Deutschlands bezeichnete er als „ungeheuerlich und durch nichts gerechtfertigt.“
Köhler zog sich danach weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, engagierte sich aber weiterhin für Afrika und nachhaltige Entwicklung. Unter anderem war er Sondergesandter der Vereinten Nationen für die Westsahara. Gelegentlich äußerte er sich in Reden und Gastbeiträgen zu wirtschaftlichen und globalen Themen. Köhler lebte mit seiner Frau Eva Luise zurückgezogen und verbrachte viel Zeit mit seiner Familie. Bis zu seinem Tod am 1. Februar 2025 blieb er eine geachtete Stimme in wirtschafts- und entwicklungspolitischen Fragen. (jag/dpa/afp)