AboAbonnieren

Parteiübergreifende TrauerEx-Innenminister Gerhart Baum in Köln gestorben

Lesezeit 4 Minuten
Der frühere Innenminister Gerhart Baum (FDP) ist im Alter von 92 Jahren in Köln gestorben. (Archivbild)

Der frühere Innenminister Gerhart Baum (FDP) ist im Alter von 92 Jahren in Köln gestorben. (Archivbild)

Der Liberalismus war sein Lebensthema – persönlich wie politisch. Jetzt ist der FDP-Politiker Gerhart Baum in Köln gestorben.

Gerhart Baum ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Bis unmittelbar vor seinem Tod, schon gezeichnet von schwerer Krankheit, trieb Baum die Sorge um die Zukunft der Demokratie um. Eine wehrhafte Demokratie dürfe nicht zulassen, dass „eine freiheitliche Verfassung nun von Systemverächtern benutzt wird, um diese abzuschaffen“, sagte er noch vergangene Woche in einem Gespräch am Krankenbett.

Dieser Prozess sei in vollem Gange. Statt jedoch in Schockstarre zu verfallen, müssten nun alle, denen an der Demokratie liege, dafür kämpfen, dass die in den vergangenen 80 Jahren errungenen Werte erhalten blieben. Mit dem Engagement und der Solidarität der Vielen – gerade auch junger Menschen – könne das gelingen. Davon war der große Liberale und unverbesserliche Optimist zutiefst überzeugt.

Gerhart Baum: Unermüdlicher Kämpfer für die Demokratie

„Diese Energie der Jugend ist weiterhin da, sie ist riesengroß – und sie muss für den Wandel genutzt werden. Das geht nicht, in dem die Alten sich von den Jungen abgrenzen, sondern durch die solidarische Zusammenarbeit bestehender demokratischer Kräfte“, so Baum.

Gerhart Baum wurde 1932 in Dresden geboren und war zwölf Jahre alt, als er vor genau 80 Jahren die Bombennacht in der sächsischen Hauptstadt überlebte. Tief prägte sich ihm diese Katastrophe ein, die der Krieg und der Kampf der Alliierten gegen die Barbarei des Nazi-Regimes über seine Stadt und ihre Bewohner gebracht hatten. Daraus entstand in ihm der Wunsch, aus der Verantwortung der Deutschen für den Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus heraus am Aufbau einer neuen, besseren Gesellschaft mitzuwirken.

Gerhart Baum war Innenminister unter Helmut Schmidt

Am Samstag hatte zunächst Baums Frau gegenüber WDR und ARD den Tod des FDP-Politikers bestätigt. Kurz darauf bestätigt auch FDP-Chef Christian Lindner die Todesmeldung. Baum war von 1978 bis 1982 Bundesinnenminister unter Kanzler Helmut Schmidt. Bis 1994 saß er im Bundestag. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag setzte Baum sein unermüdliches Engagement für Bürgerrechte fort.

Für seine Verdienste wurde Baum vielfach ausgezeichnet. 2023 erhielt er von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland. Nach Bekanntwerden des Todes von Baum herrscht parteiübergreifende Trauer in der deutschen Politik.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte die Verdienste des FDP-Politikers in einer Stellungnahme: „Mit Gerhart Baum verliert unser Land einen großen Liberalen und engagierten Demokraten, der keine Auseinandersetzung scheute. Bis zuletzt hat er sich klug zu Wort gemeldet und sich um Deutschland verdient gemacht. Meine Gedanken sind bei seinen Angehörigen und Freunden.“

FDP-Politiker trauern um Gerhard Baum: „Großartiger Mensch“

„Mit Gerhart Baum haben unser Land und die Freien Demokraten eine der kräftigsten Stimmen für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie verloren“, schrieb unterdessen FDP-Chef Christian Lindner auf der Plattform X. „Er war eine unabhängige Persönlichkeit mit kritischem Urteil, die unsere liberale Familie gestärkt hat.“

Baum habe stets darauf geachtet, dass Bürgerrechte auch in heiklen Lagen Gehör fanden, führte Lindner aus. „Er hat sie nicht nur in seinen öffentlichen Ämtern verteidigt, sondern über Jahrzehnte auch in Debatten und durch zahlreiche erfolgreiche Verfassungsbeschwerden.“

„Die Freien Demokraten sind ihm zu großem Dank verpflichtet“

„Die Freien Demokraten sind ihm zu großem Dank verpflichtet. Sein Rat und sein kritischer Blick werden uns fehlen. Wir werden uns weiter für seine politischen Ziele einsetzen“, fügte Lindner an. „Meine Gedanken sind jetzt bei seiner Frau Renate und seiner Familie.“

Baum sei ein „Kämpfer für die Bürgerrechte“ ein „großartiger Mensch“ gewesen, erklärte der ehemalige Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP). „Über Jahrzehnte war er für Freiheit und Rechtsstaat im Einsatz. Er wird unserem Land fehlen.“

Mona Neubaur: „Er wird fehlen. Dieser kluge, starke Mann“

Auch die FDP in Nordrhein-Westfalen brachte ihre Trauer zum Ausdruck. „Sein Engagement für Freiheit, Gerechtigkeit und die Wahrung der Grundrechte hat Generationen geprägt und unsere Partei nachhaltig beeinflusst“, schrieb der FDP-Landesvorsitzende Henning Höne bei X. Baum habe immer wieder gezeigt, „dass Freiheit nicht selbstverständlich ist, sondern täglich verteidigt werden muss“, führte Höne aus.

„Er wird fehlen. Dieser kluge, starke Mann“, schrieb unterdessen die stellvertretende Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Mona Neubaur (Grüne) am Samstag bei X. „Seine Worte waren ein Fels von Überzeugung für Freiheit in Verantwortung, das Gemeinwohl und Menschenrechte. Seine Gedanken leben in uns fort.“

Henriette Reker: „Ich verliere einen Vertrauten und Ratgeber“

Aus den Reihen der CDU äußerte sich Vorstandsmitglied Karin Prien zum Tod des FDP-Politikers. „Der große liberale Demokrat, Mahner und Kämpfer für Freiheit, Menschenrechte und Rechtsstaat, ein Vorbild für viele, ist tot“, schrieb Prien auf der Plattform X. „Seine Stimme wird fehlen.

„Mit Gerhart Baum geht ein großer Liberaler, ein Kämpfer für die Menschenrechte und die Freiheit des Einzelnen, ein Mahner für das liberale Gewissen von uns“, schrieb die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker unterdessen am Samstag auf X zum Tod Baums. „Ich verliere einen Vertrauten und Ratgeber. Wir Kölnerinnen und Kölner werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“