Die Krankenhäuser fürchten an Silvester viele Notfälle behandeln zu müssen, da Feuerwerksverbote aufgehoben sind. Die Personaldecke in Krankenhäusern könnte überstrapaziert werden.
Böller an SilvesterKrankenhäuser fürchten Patientenansturm durch Knallerei
Nach dem Ende des pandemiebedingten Feuerwerksverbots erwartet der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, in der kommenden Silvesternacht erneut eine hohe Belastung der Kliniken durch Feuerwerks-Verletzungen.
„In der Silvesternacht des Böllerverbots 2020/21 haben die Krankenhäuser zwei Drittel weniger Feuerwerks-Schwerstverletzte auf den Stationen gezählt“, sagte Gaß dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Analog dazu wurden auch die Notaufnahmen spürbar entlastet“, ergänzte der DKG-Vorsitzende.
Hoffnung auf verantwortungsvollen Umgang mit Raketen und Böllern
„Wir müssen davon ausgehen, dass die Krankenhäuser und ihre Notaufnahmen in der kommenden Silvesternacht wieder so stark wie in den Jahren vor der Pandemie mit Feuerwerks-Verletzungen belastet werden“, sagte Gaß. Das treffe „auf die weiterhin angespannte Situation aus gehäuften Atemwegserkrankungen und Personalausfällen durch erkrankte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“
Die DKG sei gegen ein generelles Feuerwerksverbot, appelliere aber, verantwortungsvoll und vorsichtig mit Raketen und Böllern umzugehen. „Das kann den Krankenhäusern und ihren Beschäftigten bereits helfen“, sagte Gaß.
Für ein Verkaufsverbot für privates Feuerwerk sprach sich zuletzt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) – die wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde – aus. Das Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper habe sich in den beiden Pandemiejahren insgesamt als effektive Maßnahme erwiesen, die Gesamtzahl der Augenverletzungen zur Silvesterzeit zu reduzieren, teilte die Gesellschaft mit. In der Silvesternacht 2020/21 seien die Augenverletzungen im Vergleich zum Vorjahr sogar um 86 Prozent zurückgegangen.
„Für dieses Jahr, in dem Pyrotechnik wieder frei verkäuflich ist, erwartet die DOG einen neuerlichen Anstieg bei den Augenverletzungen“, heißt es in der Mitteilung. Eine Fachgruppe der DOG will deshalb eine Petition auf den Weg bringen, um privates durch kommunales Feuerwerk zu ersetzen.
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht sich für ein Feuerwerksverbot aus. „Umfragen zeigen, dass die Menschen ein Gespür für die vielfältigen Risiken privaten Feuerwerks entwickelt haben“, sagte der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke dem RND. „Abgesehen von der Umweltbelastung, den unnötigen Müllbergen auf den Neujahrsstraßen und überlasteten Notfallambulanzen haben wir jedoch vor allem die Sicherheit unserer Kolleginnen und Kollegen im Blick“, sagte Kopelke.
„In der Silvesternacht fallen per se viele alkoholbedingte Einsätze, darunter oft Körperverletzungsdelikte, an“, sagte der Polizeigewerkschafter. Das sei für die Einsatzkräfte schon gefährlich. „Unter dem Beschuss von Feuerwerkskörpern einzuschreiten, hat dann noch einmal eine ganz andere Qualität.“ Solche Angriffe müssten zeitnah und konsequent geahndet werden, mahnte Kopelke. „Die Strafen müssen klar signalisieren, dass schwerste Verletzungen von Polizistinnen und Polizisten in Kauf genommen wurden“, sagte er.
„Wir jedenfalls werden unsere Meinung nicht ändern und uns weiterhin intensiv für zentral organisierte Feuerwerke sowie ein generelles Verkaufsverbot von Feuerwerk für private Zwecke einsetzen“, so Kopelke.