„Geht zurück nach Minsk!““ Polen fordert Migranten per SMS zur Umkehr auf
Warschau – Polens Grenzschutz warnt Migranten an der Grenze zu Belarus per SMS vor dem Versuch einer illegalen Einreise in die EU. „Die polnische Grenze ist abgeriegelt. Belarussische Stellen haben euch Lügen erzählt. Geht zurück nach Minsk! Nehmt keine Tabletten von belarussischen Soldaten“, heißt es in der Kurznachricht auf Englisch, wie Innenminister Marius Kaminski per Twitter mitteilte.
Die SMS würden alle erhalten, deren Handys sich im Grenzgebiet in Reichweite des polnischen Mobilfunks befänden. Dazu gehört auch ein Link auf die Webseite des polnischen Innenministeriums, wo die Situation auf Englisch, Arabisch und Russisch erklärt wird.
Weiterhin heißt es in den Textnachrichten, die sich verschlechternden Wetterbedingungen könnten für „Leben und Gesundheit“ gefährlich sein. „Jeder Versuch, sich zu verstecken und im Freien zu schlafen, kann tragisch enden“, warnten die Behörden. Außerdem wird dazu aufgerufen, keine Medikamente von belarussischer Seite einzunehmen, da diese vergiftet sein könnten.
Polnische Regierung beschuldigt Lukaschenko
Polen hat in den vergangenen Wochen tausende Soldaten an der Grenze stationiert, einen Stacheldrahtzaun errichtet und einen Ausnahmezustand verhängt, der Journalisten und Hilfsorganisationen den Zugang zur gesamten 400 Kilometer langen Grenze verbietet.
Die Regierung in Warschau beschuldigt den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Flüchtlinge aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen. Lukaschenko hatte Ende Mai angekündigt, dass Minsk Migranten nicht mehr an der Weiterreise in die EU hindern werde – als Reaktion auf verschärfte westliche Sanktionen gegen die ehemalige Sowjetrepublik.
Binnen 24 Stunden 473 Grenzübergangsversuche
Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes gab es am Dienstag 473 Versuche eines illegalen Grenzübertritts. Dies sei die bislang höchste Zahl innerhalb von 24 Stunden, sagte eine Behördensprecherin. Seit Anfang September seien rund 6000 Versuche einer illegaler Einreise registriert worden.
Hilfsorganisationen äußern den Verdacht, dass Polens Grenzschutz das Gros der Migranten wieder nach Belarus abschiebt. Überprüfen und dokumentieren lässt sich das nicht, da Polen an der Grenze den Ausnahmezustand verhängt hat. Journalisten und Helfer dürfen nicht hinein.
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Ein aus der Türkei stammender Flüchtling erzählte der Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“, nach der Abschiebung aus Polen nach Belarus würden die Migranten dort von belarussischen Sicherheitskräften festgesetzt, geschlagen und wieder an die Grenze zurückgebracht. (dpa/afp)