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Gewalt eskaliert weiterIsrael zerstört Hochhaus in Gaza – Tel Aviv unter Beschuss

Lesezeit 4 Minuten
Gaza Hochhaus afp

Im Gazastreifen ist ein Hochhaus bombardiert worden.

Jerusalem – Es war der bisher schwerste Raketenangriff auf Israels Küstenmetropole Tel Aviv: Mindestens eine Frau wurde bei den Explosionen am Dienstagabend getötet. Nach Angaben der Rettungsorganisation Zaka starb sie in der Stadt Rischon Lezion bei einem direkten Einschlag.

Mehrere Menschen wurden nach Angaben von Sanitätern bei den massiven Raketenangriffen von Militanten aus dem Gazastreifen verletzt. In Tel Aviv waren am Abend immer wieder schwere Explosionen zu hören. Die islamistische Hamas erklärte noch am Abend, 130 Raketen aus dem Gazastreifen nach Tel Aviv und Zentralisrael abgefeuert zu haben.

Die israelische Armee hatte zuvor ein Gebäude mit Büros von Mitgliedern des Hamas-Politbüros und Sprechern der islamistischen Palästinenserorganisation im Gaza-Streifen zerstört. Die Anwohner des Gebäudes wurden vor dem Angriff von den israelischen Streitkräften gewarnt und angehalten, das 14-stöckige Haus zu verlassen, wie Augenzeugen am Dienstagabend berichteten. Die islamistische Hamas drohte mit einem „harten“ Raketenangriff auf Tel Aviv.

Israel Raketenangriffe Gaza

Israel feuert Raketen auf Chan Yunis im Gazastreifen.

Israel kündigt Gegenschlag an

Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte am Abend, die militanten Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad würden einen hohen Preis für die jüngsten Angriffe auf Israel bezahlen. „Diese Operation wird Zeit brauchen, aber wir werden den Bürgern Israels die Sicherheit zurückbringen.“

Generalstabschef Aviv Kochavi sagte, Israels Armee habe seit Montag „bereits 500 Ziele im Gazastreifen angegriffen und Dutzende Terroraktivisten getötet“. Man sei fest entschlossen, den militanten Gruppierungen einen harten Schlag zu versetzen.

Bundesaußenminister Heiko Maas verurteilte die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel scharf. „Dass es jetzt noch eine derartige Eskalation der Gewalt gibt, ist weder zu tolerieren noch zu akzeptieren, und das haben wir auch gegenüber der Palästinensischen Autonomiebehörde sehr deutlich gemacht“, sagte Maas in Rom. Die Raketenangriffe müssten sofort beendet werden. „Israel hat in dieser Situation das Recht auf Selbstverteidigung“, fügte Maas hinzu.

Russland rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Es sollten keine Schritte unternommen werden, die mit einer Eskalation der Lage behaftet seien, teilte das Außenministerium am Abend in Moskau mit. „Wir verurteilen nachdrücklich Angriffe auf Zivilisten, unabhängig von ihrer Nationalität oder Religion.“ Die Entwicklung der Ereignisse sei sehr besorgniserregend, hieß es in der Mitteilung.

Zerstörung Gaza

Zerstörung in Gaza-Stadt nach einem israelischen Angriff

UN-Generalsekretär António Guterres zeigt sich besorgt

In New York zeigte sich UN-Generalsekretär António Guterres sehr besorgt über die „schwerwiegende Eskalation im besetzten palästinensischen Gebiet und in Israel“ sowie in Gaza, wie ein Sprecher mitteilte. „Er ist zutiefst traurig über die zunehmende Zahl von Opfern - darunter Kinder - wegen israelischer Luftangriffe in Gaza sowie Todesfälle in Israel durch Raketen, die aus Gaza abgefeuert wurden.“ Der internationale Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wurde wegen der Angriffe für Landungen und Abflüge geschlossen. Die Flüge wurden nach Zypern umgeleitet.

Nach Angaben des israelischen Militärs wurden bislang mindestens 20 Mitglieder der islamistischen Hamas und des militanten Islamischen Dschihads getötet, darunter hochrangige Vertreter. Zudem seien mehr als 150 Vorrichtungen zum Abschuss von Raketen attackiert worden. Laut Conricus wurden viele von diesen in Gebieten stationiert, in denen Zivilisten wohnen. Zivile Opfer könnten daher nicht ausgeschlossen werden, auch wenn sich die Armee darum sehr bemühe.

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hatte sich seit Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan Mitte April zugespitzt. Inzwischen sind es die heftigsten Auseinandersetzungen seit mehreren Jahren. Der Ramadan geht diese Woche zu Ende.

Nach Angaben der israelischen Polizei wurden in der besonders schwer beschossenen Küstenstadt Aschkelon tagsüber bereits zwei Menschen getötet. Der Rettungsdienst Zaka berichtete von massivem Beschuss mit Dutzenden Raketen binnen kurzer Zeit - offenkundig mit dem Ziel, das israelische Abwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) zu überlasten. Das von Israel entwickelte mobile System fängt üblicherweise einen Großteil abgefeuerter Raketen ab.

Rakete aus Gaza

Eine Rakete aus dem Gazastreifen fliegt Richtung Israel.

28 Menschen in Gaza gestorben

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza starben im Zuge der Gewalt bislang 28 Menschen, darunter zehn Kinder. Nach Berichten örtlicher Medien und von Augenzeugen wurden drei Kinder durch israelische Luftangriffe getötet, die übrigen sechs durch die fehlgeleiteten Raketen der Extremisten.

In den vergangenen Tagen hatte es zunächst vor allem in Jerusalem heftige Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gegeben. Auslöser waren unter anderem Polizei-Absperrungen in der Altstadt sowie drohende Zwangsräumungen von palästinensischen Familien im Viertel Scheich Dscharrah. Seit Montagabend beschießen militante Palästinenser Israel mit Raketen.Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stimmte die Israelis auf einen längeren Konflikt ein.

Eine der zentralen Streitfragen im Nahost-Konflikt ist der Status Jerusalems. Israel beansprucht Jerusalem als „ewige und unteilbare Hauptstadt“ für sich. Die Palästinenser halten am Anspruch auf Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines unabhängigen Staates fest.

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Seit der gewaltsamen Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen 2007 haben sich Israel und die radikale Palästinenserorganisation drei Kriege geliefert. Israel und Ägypten halten das Gebiet unter Blockade und begründen dies mit Sicherheitserwägungen. Etwa zwei Millionen Menschen leben dort - nach Angaben von Hilfsorganisationen unter miserablen Bedingungen. Im August 2020 verkündete die Hamas nach Vermittlung Katars eine Waffenruhe. (dpa)