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Giftmord an Kremlgegner LitwinenkoTatverdächtiger nach 16 Jahren an Corona gestorben

Lesezeit 2 Minuten
Litwinenko

Mordopfer Alexander Litwinenko kurz vor seinem Tod im November 2006 

Moskau – Fast 16 Jahre nach dem Giftmord an dem Kremlgegner Alexander Litwinenko in London ist der von der britischen Justiz beschuldigte Tatbeteiligte Dmitri Kowtun tot. Der Geschäftsmann sei im Alter von 57 Jahren an den Folgen einer Corona-Erkrankung gestorben, berichtete die russische Staatsagentur Tass am Samstag. Kowtun, der zeitweise in Deutschland gelebt hatte, soll Litwinenko mit dem Strahlgift Polonium 210 getötet haben.

Der ebenfalls tatverdächtige Andrej Lugowoj, der in Russland Parlamentsabgeordneter ist, bestätigte die Todesmeldung in seinem Nachrichtenkanal bei Telegram.

Dmitri Kowtun, hier bei einer Pressekonferenz mit Andrej Lugowoi (l.) im November 2006. (Archivbild)

„Mein enger und treuer Freund Dmitri Kowtun ist vorzeitig aus dem Leben geschieden. Das ist für uns ein unersetzbarer und schwerer Verlust“, sagte Lugowoj. Er und Kowtun werden von der britischen Justiz verdächtigt, den früheren russischen Geheimdienstmitarbeiter Litwinenko 2006 mit dem radioaktiven Stoff Polonium 210 getötet zu haben. Litwinenko beschuldigte vom Krankenbett aus Kremlchef Wladimir Putin, hinter dem Mordanschlag zu stehen. Er starb im November 2006 unter schlimmsten Qualen an den Folgen der Verstrahlung.

Bilder des Strahlenopfers Litwinenko gingen um die Welt

Die Bilder des sichtlich gezeichneten Strahlenopfers gingen damals um die Welt. Kowtun, Lugowoj und die russischen Behörden bestritten, etwas mit dem Tod zu tun zu haben. Der frühere Geheimdienstler Lugowoj und Kowtun hatten sich mit Litwinenko im Hotel Millennium im schicken Londoner Stadtteil Mayfair zu einem Tee getroffen. Dort wurde Litwinenko, der im Kreml als Verräter galt, einem britischen Untersuchungsbericht zufolge vergiftet.

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Vor dem Anschlag hatte Kowtun seine deutsche Ex-Frau in Hamburg besucht und zog dabei, wie sich später herausstellte, eine Spur von Polonium durch die Stadt. Der Offizier hatte 1991 in Deutschland Asyl beantragt. Wie Lugowoj kehrte er nach der Tat nach Russland zurück und entzog sich der britischen Justiz. Die britischen Haftbefehle gegen ihn und Lugowoj konnten nie vollstreckt werden.

Litwinenko gehörte zu den schärfsten Kritikern des Kremls. Unter anderem hatte er den Inlandsgeheimdienst FSB, für den er gearbeitet hatte, beschuldigt, für Bombenanschläge auf Wohnhäuser in Russland verantwortlich zu sein, die 1999 einen Vorwand für den zweiten Tschetschenien-Krieg liefern sollten. (dpa)