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Explosion in KrankenhausIsraelische Aufnahmen deuten auf fehlerhafte Rakete aus Gaza hin

Lesezeit 4 Minuten
Verwundete Palästinenser sitzen im Eingangsbereich des Al-Shifa-Krankenhauses, nachdem es im Al-Ahli-Krankenhaus zu einer verheerenden Explosion mit laut örtlichen Angaben hunderten Toten gekommen ist.

Verwundete Palästinenser sitzen im Eingangsbereich des Al-Shifa-Krankenhauses, nachdem es im Al-Ahli-Krankenhaus zu einer verheerenden Explosion mit laut örtlichen Angaben hunderten Toten gekommen ist.

Nach der Explosion gibt es internationales Entsetzen. Israel macht eine palästinensische Terrorgruppe verantwortlich.

Bei einer Explosion im Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza sind nach örtlichen Angaben mehrere Hundert Menschen getötet worden. Die Hintergründe der Explosion sind am Mittwochmorgen unklar. Die palästinensische Terrororganisation Hamas, die Israel am 7. Oktober angegriffen hatte, gab der israelischen Armee die Schuld für die Explosion. Israel wies die Vorwürfe umgehend zurück – und lieferte am Mittwoch Material, das als Beleg dafür dienen soll.

„Die ganze Welt sollte es wissen: Es waren barbarische Terroristen in Gaza, die das Krankenhaus in Gaza angegriffen haben“, teilte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Dienstag mit. Es sei nicht das israelische Militär gewesen. „Diejenigen, die unsere Kinder brutal ermordet haben, ermorden auch ihre eigenen Kinder“, teilte er weiter mit.

Am Mittwochmorgen veröffentlichten die israelischen Streitkräfte Aufnahmen, die beweisen sollen, dass eine fehlgeleitete palästinensische Rakete für den tödlichen Einschlag verantwortlich sei.

In dem veröffentlichten Videozusammenschnitt sind Luftaufnahmen der Al-Ahli-Klinik und eines Parkplatzes nahe dem Krankenhaus zu sehen. Verglichen werden Luftaufnahmen vor und nach dem tödlichen Vorfall. Es sei kein typischer Krater zu sehen, wie er sonst bei israelischen Luftangriffen entstehe, teilte das israelische Militär mit.

Später am Mittwoch legte Israel weiteres Material vor, das die Verantwortung der Gruppe Islamischer Dschihad belegen soll. Das Außenministerium veröffentlichte eine Tonaufnahme, die ein Gespräch zwischen Hamas-Offiziellen dokumentieren soll. Auch dort ist die Rede von einem gescheiterten Raketenabschuss des Islamischen Dschihads.

Die israelischen Streitkräfte hatten zuvor bereits am Dienstagabend mitgeteilt, dass erste Informationen darauf hindeuteten, dass „der Islamische Dschihad für den fehlgeschlagenen Raketenabschuss verantwortlich ist“. Unabhängig waren die Angaben nicht zu überprüfen.

Die Terrorgruppe verübt neben der im Gazastreifen herrschenden Hamas regelmäßig Raketenangriffe auf Israel. Der Islamische Dschihad bezeichnete die Anschuldigung Israels am Mittwoch als „Lüge“, mit der das Land „seine Angriffe auf Krankenhäuser rechtfertigen“ und „sich der Verantwortung für sein Verbrechen entziehen“ wolle.

Berichte über Munitionslager in Krankenhaus in Gaza

Berichten zufolge könnte ein Munitionslager in dem Krankenhaus beim Einschlag einer Rakete explodiert sein, was das Ausmaß der Detonation erklären könnte. Auch dazu gibt es bisher jedoch keine gesicherten Erkenntnisse.

Das Auswärtige Amt in Berlin hat den Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza mit zahlreichen Toten scharf verurteilt. „Wir sind zutiefst schockiert angesichts der Berichte über hunderte Tote im Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza“, erklärte das Außenministerium auf seinem englischsprachigen Account auf X (ehemals Twitter) am Dienstag. „Zivile Ziele, insbesondere ein voll funktionstüchtiges Krankenhaus mit Patienten und medizinischem Personal, dürfen unter keinen Umständen angegriffen werden.“ Zivilisten müssten in Konflikten geschützt werden, hieß es weiter.

Auswärtiges Amt zeigt sich „zutiefst schockiert“ nach Explosion im Gazastreifen

Bundeskanzler Olaf Scholz befand sich während der verheerenden Explosion im Gazastreifen in Israel und setzte in der Nacht seine Reise nach Ägypten fort. Am Mittwoch wird Joe Biden in Israel erwartet. Der Besuch des US-Präsidenten wird nun von der Explosion im Krankenhaus überschattet. Die Bemühungen, einen Flächenbrand in der Region zu verhindern, erhalten damit einen Rückschlag. Jordanien sagte nach der Explosion im Gazastreifen ein geplantes Treffen zwischen König Abdullah II. und dem US-Präsidenten ab.

Ein libanesischer Demonstrant wirft Steine auf ein brennendes Gebäude in der Nähe der US-Botschaft während einer Solidaritätsdemonstration mit der Bevölkerung des Gazastreifens.

Ein libanesischer Demonstrant wirft Steine auf ein brennendes Gebäude in der Nähe der US-Botschaft während einer Solidaritätsdemonstration mit der Bevölkerung des Gazastreifens.

In muslimisch geprägten Ländern kam es am Dienstagabend zu Ausschreitungen. Im Iran, Libanon und in Jordanien gingen zahlreiche Menschen auf die Straßen. In Beirut zogen Hunderte vor die US-Botschaft und skandierten „Tod für Amerika“ und „Tod für Israel“, in Jordanien gab es unterdessen den Versuch, die Botschaft Israels zu stürmen.

Massenproteste in muslimisch geprägten Ländern am Dienstagabend

„Ich bin entsetzt über die Tötung Hunderter palästinensischer Zivilisten heute bei einem Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza, den ich aufs Schärfste verurteile“, schrieb unterdessen UN-Generalsekretär António Guterres bei X. „Mein Herz ist bei den Familien der Opfer. Krankenhäuser und medizinisches Personal unterliegen dem Schutz des humanitären Völkerrechts.“ Der UN-Generalsekretär forderte zudem einen sofortigen Waffenstillstand.

Die vom Iran unterstützte Hisbollah im Libanon verkündete am Mittwoch unterdessen einen „Tag der Wut gegen den Feind“ und sprach mit Blick auf den Raketenbeschuss von einem „Massaker“ und „brutalen Verbrechen“. (mit dpa)