Rheinische Pilgerpfade, Wallfahrtsorte7 Ausflüge bei denen Sie Ruhe und Kraft finden
- Heilige Stiege in Bonn bis zum Himmlischen Jerusalem im Bergischen: 7 Ausflüge zum Aufatmen.
- Vom Schöpungspfad in der Eifel bis zur Rheinromantik.
Traditionell machen sich vor und um Ostern herum viele Pilger auf ihre Wege, der Bekannteste ist wohl der Jakobsweg. Bereits im zweiten Corona-Ostern, sieht das in diesem Jahr allerdings erneut anders aus, denn touristische Reisen und Übernachtungen (zumindest im eigenen Land) sind weiterhin verboten. Doch es gibt in Deutschland auch Pilgerwege für Kurzreisende oder Orte in der Natur, wo wir in aller Ruhe neue Energie tanken können.
Sich einmal gezielt hinter dicke Mauern von Klöstern und Kirchen zu begeben, ist eine Möglichkeit, um dem täglichen Trubel zu entkommen. Aktuell ist auch das wegen der Pandemie-Beschränkungen nicht möglich.
Dafür bieten sich zum Beispiel das Kloster Kamp am Niederrhein oder die Abtei Brauweiler im Rhein-Erft-Kreis an. Besondere Routen bieten eine Kombination von Bewegung und Besinnung. Der Jakobsweg etwa, der von unterschiedlichen Startorten in Europa ins spanische Santiago de Compostela führt, verläuft allein in Nordrhein-Westfalen über eine Strecke von 1000 Kilometern.
Die Kloster-Garten-Route, die auf rund 190 Kilometern sieben verschiedene Klostergärten im Teutoburger Wald verbindet, sowie die Route der Sakralbauten bringen Besucher an ganz unterschiedliche Orte der Stille und Spiritualität.
Unsere heimische Natur zwischen Rhein, Erft und Sieg dient natürlich in allen Jahreszeiten als Kraftquelle: Zu Ostern, wenn der Frühling anklopft, erwacht die Natur nach einem kalten Winter zu neuem Leben. Es liegt ein besonderer Duft in der Luft, wenn Pflanzen und Bäume zu blühen beginnen. Besondere Orte wie der Rhein oder der Nationalpark Eifel ziehen uns an solchen Tagen einmal mehr in einen Bann.
Wir haben ein paar Vorschläge für Sie.
Pilgern vor der Haustür auf dem Jakobsweg
Der wohl berühmteste Pilgerweg der Welt führt seit über tausend Jahren Pilger zum Grab des Apostels Jakobus im nordspanischen Santiago de Compostela. Dabei besteht die Route nicht aus einem, sondern vielen Wegen, die von unterschiedlichen Startorten aus Santiago de Compostela erreichen. Auch im Rheinland gibt es einige der nach historischem Vorbild rekonstruierten Routen, die durch die berühmte gelbe Jakobsmuschel auf blauem Grund gekennzeichnet sind. Sie alle verfügen über eine gut ausgebaute Infrastruktur am Wegesrand mit Übernachtungsmöglichkeiten für Pilger.
Wahlweise aus Köln oder Bonn bringt uns die Route über Trier und den Höhenrücken des Saargaus weiter nach Schengen am Dreiländereck von Deutschland, Luxemburg und Frankreich, von dort nach Metz. Vom Kölner Dom, dem Knotenpunkt zahlreicher Pilgerwege im Rheinland, führt der Weg über die Bördelandschaft der Niederrheinischen Bucht nach Bad Münstereifel (58 km). Die andere Route zweigt in Bonn vom Linksrheinischen Jakobsweg ab und führt ebenfalls dorthin (49 km). Die einzelnen Etappen sind aber kürzer und jeweils in drei bis fünf Stunden zu bewältigen.
Wallfahrt - Heilige Stiege in Bonn
Vielleicht eines der pompösesten Wallfahrtsziele Deutschlands ist die Kreuzbergkirche in Bonn mit ihrer beeindruckenden Heiligen Stiege. Die prunkvolle Barocktreppe, die vorbei an üppig bemalten Wänden zum Chor der Wallfahrtskirche hinaufführt, wurde von Balthasar Neumann im Auftrag des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Clemens August erbaut – jenem Baumeister, der auch das Unesco-Welterbe Schloss Augustusburg in Brühl errichtete.
Die Stiege ist eine Nachbildung der „Scala Santa“ in Rom, der angeblich vom Palast des Pilatus stammenden Treppe, die Jesus vor seiner Verurteilung hinaufsteigen musste und die schon 326 nach Rom gebracht worden sein soll. Seitdem erklimmen Pilger jedes Jahr an Karfreitag und Karsamstag auf Knien die insgesamt 28 Stufen, bis sie den Altar mit Jesus als Erlöser am Kreuz erreichen. Auf dem Balkon der Fassade ist in lebensgroßen Figuren die Szene nachgestellt, in der Pilatus Christus dem Volk zur Verurteilung vorführt. Der Kreuzberg selbst liegt auf einer Anhöhe, mitten im Park mit herrlicher Aussicht auf Bonn und den Rhein – auch deshalb ein beliebtes Ausflugsziel. Aber eben auch ein Ort der Meditation und religiösen Inspiration.
Himmlisches Jerusalem im Bergischen Dom
Inmitten von Wäldern und Wiesen gelegen, ragt der mächtige Altenberger Dom unvermittelt aus dem Tal der Dhünn auf. Kaum ein Besucher würde hier ein solches Zeugnis mittelalterlicher Baukunst erwarten. Aber solch abgeschiedene Flusstäler gehörten zu den bevorzugten Bauplätzen der Zisterziensermönche.
1133 kamen die Mönche auf Einladung der Grafen von Berg aus dem französischen Morimond nach Altenberg, um hier ein neues Kloster zu gründen. Zwischen 1259 und 1379 errichteten sie in Altenberg ihre Klosterkirche und schufen dabei eine der schönsten gotischen Kirchen Deutschlands. Auch als „Bergischer Dom“ bekannt hält sie bis heute einen Rekord: Das um 1400 entstandene Westfenster mit einer Abbildung des himmlischen Jerusalem ist das größte Kirchenfenster nördlich der Alpen. Heute ist der von katholischen und evangelischen Gläubigen gleichermaßen genutzte Dom ein Zentrum für geistliche Musik, das jedes Jahr mit über hundert Konzerten lockt. Wanderungen und Spaziergänge durch die sanfthügelige Landschaft rings um Altenberg sind zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Am Wochenende werden im Dom zum Teil kostenlose Führungen angeboten.
Feldkapelle - Architektur trifft Eifel
Alte Pilgerwege ziehen sich durch die Eifel, hohe Kirchtürme, Wegkreuze, Marienkapellchen, Votivtafeln – in diese gesegnete Landschaft ist eine neue, der Natur und den Menschen verbundene Kapelle gebaut worden. Trutzig steht sie da, wie ein Wehrturm auf freiem Feld. Die Bruder-Klaus-Kapelle bei Mechernich in der Eifel. Aus der Nähe betrachtet wirkt sie schroff und spröder, von weitem wie ein glatter Monolith. Der Schweizer Stararchitekt Peter Zumthor, der auch das Kunstmuseum Kolumba in Köln erbaute, hat sie im Auftrag einer Bauernfamilie aus dem nahe gelegenen Wachendorf entworfen.
Die zwölf Meter hohe Betonkapelle ist in ihrem Inneren durch Fichtenstämme verkleidet. Durch ein kleines Loch im Dach kann Wasser eindringen, das auf dem Blei-Zinnfußboden, der als Reminiszenz an die Bleistadt Mechernich eingelassen wurde, einen kleinen See bilden kann. Die Kapelle ist nur zu Fuß über einen 1300 Meter langen und leicht ansteigenden Feldweg zu erreichen. Parkmöglichkeiten auf dem ausgeschilderten Parkplatz am Ortsrand von Wachendorf in Richtung Lessenich. Einzelbesucher können die Kapelle ohne Anmeldung besuchen, Pilgergruppen ab zehn Personen jedoch nur nach Vorankündigung.
Kunstschätze im Stiftsmuseum in Xanten
Die faszinierende Kultur der Stifte und Klöster prägte das mittelalterliche Deutschland. Steinerne Zeugen dieser Kultur sind Kirchenbauten wie der St. Viktor Dom in Xanten. Eine einzigartige, über Jahrhunderte gewachsene Ausstattung aus Altären, Skulpturen, Wandteppichen, Gestühl und Glasfenstern hat sich hier erhalten. Eine Besonderheit sind auch die Nebengebäude des ehemaligen Viktor-Stifts mit Kreuzgang, Kapitelsaal, Stiftsschule, Kellnereigebäuden, Gerichtsstätte, Archiv, Stiftsbibliothek, Bauhütte, Michaelskapelle und einem Kranz von ehemaligen Kanonikerhäusern.
Inmitten dieses Gebäudeensembles befindet sich das Stiftsmuseum, wohl eines der schönsten kirchlichen Museen Deutschlands. Kunstliebhaber finden hier prächtige Schätze in Gold und Silber, handgefertigte Messgewänder und aufwendig gestaltete Bücher und Handschriften. Besucher nimmt es mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte des religiösen Lebens am Niederrhein: Die beginnt in der Römerzeit, führt durch das Mittelalter mit der Gründung des St. Viktor-Stiftes um 800 und endet mit der Auflösung des Stifts am Anfang des 19. Jahrhunderts. Es gibt verschiedene Themenführungen für Gruppe bis zu 25 Personen.
Kraft tanken in der Natur mit Rheinromantik
Der Rhein zieht Menschen aus aller Welt in seinen Bann. Besonders schöne Ausblicke bieten sich vom sagenumwobenen Drachenfels bei Königswinter, der hoch über dem Tal des Flusses thront. Ein Ausflug dorthin lässt sich mit einem Besuch der nahen Klosterlandschaft Heisterbach aus dem 13. Jahrhundert verbinden. An der gleichnamigen Klosterruine führen gleich mehrere Wanderwege durch das wilde Siebengebirge vorbei. Zwölf Mönche aus der Eifel waren die Gründer der Abtei Heisterbach. Ihre Abteikirche übertraf zu jener Zeit mit 88 Längenmetern alle romanischen Kirchen Kölns.
Über 600 Jahre prägten Gebet und Arbeit der Mönche die Region, bis durch die Säkularisation von 1803 auch Heisterbach aufgehoben wurde. Die Steinquader der Abbruchruine wurden später zum Bau der Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz verwendet. Was erhalten blieb, ist der östliche Chorflügel samt Rundkuppel. Diesen kann man kostenfrei auf der Wiese der Parkanlage bewundern. Vor Ort gibt es heute Gruppenführungen durch die ehemalige Zisterzienserabtei. Besucher können sich aber auch mit einem Audioguide oder der Heisterbach-App über die Klosterlandschaft informieren.
Dem Leben auf der Spur auf dem Schöpfungspfad
„Dem Leben auf der Spur“ heißt der Schöpfungspfad bei Simmerath-Hirschrott. Das Projekt des Netzwerks „Kirche im Nationalpark Eifel“ und der Nationalparkverwaltung ist als meditative Wanderung gedacht – auf schmalen Pfaden einen spirituellen Zugang zur Natur finden. Startpunkt ist der Parkplatz Finkenauel in Simmerath-Erkensruhr.
Von dort sind es rund 1,3 Kilometer zum Einstieg: Der Schöpfungspfad selbst ist drei Kilometer lang und kann zum Rundweg erweitert werden. Tafeln mit weltlichen Texten sowie Ausschnitten aus der Bibel begleiten den Wanderer.
Etwas Besonderes ist auch ein Besuch bei Nacht, denn im Nationalpark ist es so dunkel, dass der Sternenhimmel einfach überwältigend wirkt. Selbst die Milchstraße und andere geheimnisvolle Sternbilder lassen sich von dort entdecken.
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