Jahrestag des D-DaysBiden hält „Demokratie mehr gefährdet denn je seit Ende des Zweiten Weltkriegs“

Lesezeit 4 Minuten
US-Präsident Joe Biden spricht während der Gedenkfeier für die gestorbenen amerikanischen Soldaten am D-Day in Frankreich.

US-Präsident Joe Biden hat bei der Gedenkfeier in Frankreich zum 80. Jahrestag des D-Days vor der Gefährdung der Demokratie gewarnt.

Biden nahm in Frankreich an der Gedenkfeier für die bei der Landung der Alliierten im zweiten Weltkrieg getöteten US-Soldaten teil.

US-Präsident Joe Biden hat bei der Gedenkfeier in Frankreich zum 80. Jahrestag des D-Days vor der Gefährdung der Demokratie gewarnt. „Wir leben in einer Zeit, in der die Demokratie weltweit mehr gefährdet ist denn je seit Ende des Zweiten Weltkriegs“, sagte Biden am Donnerstag in Colleville-sur-Mer. Er nahm dort an der Gedenkfeier für die bei der Landung der Alliierten getöteten US-Soldaten teil.

„Hier haben wir bewiesen, dass die Kräfte der Freiheit stärker sind als die Kräfte der Eroberung“, sagte Biden mit Blick auf den Militäreinsatz am 6. Juni 1944, der den Weg für den Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland bereitete. Der D-Day habe auch gezeigt, wie wichtig Bündnisse seien. „Isolationismus war vor 80 Jahren keine Antwort und ist auch heute keine“, sagte Biden in Anspielung auf die Bedeutung der Nato.

Der US-Präsident beklagte, Aggressivität und Gier, der Wunsch, zu dominieren und zu kontrollieren und Grenzen gewaltvoll zu verschieben - all das gebe es auch heute. „Der Kampf zwischen Diktatur und Freiheit endet nicht. Hier in Europa sehen wir ein krasses Beispiel“, sagte Biden mit Blick auf die von Russland angegriffene Ukraine. Er versicherte, man werde weiter zu der Ukraine stehen.

D-Day: Joe Biden ruft zur Verteidigung der Demokratie auf

Biden erinnerte an den Einsatz der D-Day-Kämpfer von damals und mahnte: „In Erinnerung an die, die hier gekämpft haben, hier gestorben sind, wortwörtlich hier die Welt gerettet haben: Lasst uns ihrem Opfer würdig sein.“ Er sagte, die Demokratie sei weltweit stärker gefährdet, als sie nach der Landung der Alliierten in der Normandie vor 80 Jahren jemals gewesen sei. Die Menschen müssten sich auch heute fragen, ob sie sich gegen Tyrannei und das Böse zur Wehr setzten und gemeinsam Freiheit und Demokratie verteidigten. „Meine Antwort ist Ja - und sie kann nur Ja sein.“

Beim Gedenken an die Landung der Alliierten in der Normandie vor 80 Jahren hat auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den damals eingesetzten Soldaten gedankt. „Sie haben alles verlassen und alle Risiken für unsere Unabhängigkeit, für unsere Freiheit auf sich genommen. Das werden wir nicht vergessen“, sagte Macron am Donnerstag auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville in Anwesenheit von US-Präsident Joe Biden und rund 170 Veteranen.

Biden bekräftigt Solidarität mit der Ukraine

Biden bekräftigte die Solidarität der internationalen Gemeinschaft mit der Ukraine. „Wir werden uns nicht abwenden“, betonte er. „Denn wenn wir das tun, dann wird die Ukraine unterjocht werden. (...) Und ganz Europa wird bedroht“, fügte er hinzu.

„Wollen Sie den Preis für Freiheit wissen? Dann kommen Sie in die Normandie und schauen sich das an“, sagte Biden unter Verweis auf die hohe Zahl der Toten beim D-Day. „Der Preis einer nicht kontrollierten Tyrannei ist das Blut der jungen und mutigen Menschen einer Generation“, sagte er. „Demokratie ist niemals garantiert. Jede Generation muss sie erhalten, verteidigen und dafür kämpfen“, fügte er hinzu.

Macron dankt Soldaten für D-Day-Einsatz - „Werden nicht vergessen“

„Die freie Welt brauchte jeden von Ihnen und Sie sind gekommen“, sagte der Präsident. „An unserer Seite haben Sie diesen Krieg geführt und wir haben ihn gewonnen.“ Macron zeichnete elf hochbetagte US-Veteranen für ihren damaligen Einsatz als Ritter der Ehrenlegion aus. Wenn eben möglich, standen die in Rollstühlen sitzenden Männer auf, um die hohe Auszeichnung entgegenzunehmen. „Sie sind hierhergekommen, also sind Sie für immer zu Hause, auf dem Boden Frankreichs, und wir vergessen nicht“, sagte Macron. Auch Präsident Biden schüttelte den Veteranen die Hand.

Zuvor hatte Macron bei einer Zeremonie auf dem britischen Soldatenfriedhof in Ver-sur-Mer die hohe Auszeichnung ebenfalls an die britische Veteranin Christian Lamb verliehen, die maßgeblich an der Planung der Landungsoperation an der nordfranzösischen Küste im Zweiten Weltkrieg beteiligt war. „Sie haben uns ein Beispiel gegeben, das wir nicht vergessen werden.“

D-Day markierte Auftakt der Befreiung Europas von Nazi-Deutschland

Frankreich werde die britischen Truppen, die am D-Day gelandet seien, sowie ihre Waffenbrüder nie vergessen. „Dieser Glaube an die Freiheit, den sie nie verloren haben, diese ständige Selbstlosigkeit und Aufopferung leiten uns und sind uns eine Pflicht.“

Am 6. Juni 1944 waren Soldaten der Alliierten an den Stränden der Normandie gelandet. Der sogenannte D-Day markierte den Auftakt der Befreiung Europas vom nationalsozialistischen Deutschland von Westen her. Etwa 3100 Landungsboote mit mehr als 150 000 Soldaten machten sich auf den Weg nach Nordfrankreich.

Ukrainischer Präsident  Selenskyj mit Beifall empfangen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist bei seiner Ankunft zur Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie am Donnerstag mit Beifall empfangen worden. Selenskyj erschien wie üblich als einziger Staatschef in Militär-Kleidung: khakifarbene Hosen, dunkles Sweatshirt und robuste Schuhe. Der ukrainische Präsident trägt seit Beginn des Krieges in der Öffentlichtkeit fast ausschließlich Militärkleidung, eine Solidaritätsgeste gegenüber den Soldaten seines Landes.

Seine Frau Olena Selenska trug einen eleganten Hosenanzug. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron begrüßte das Paar auf einem roten Teppich, der zu der Gedenkfeier am Omaha Beach führte. Kurz nach Selenskyj traf auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein. (dpa/afp)

Nachtmodus
KStA abonnieren