Kommentar zu KirchenaustrittenKardinal Woelki steuert auf eine Kirche ohne Gläubige zu

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Rainer Maria Woelki, Kardinal von Köln, hält im Dom den Bischofsstab in der Hand. (Symbolbild)

Rainer Maria Woelki, Kardinal von Köln, hält im Dom den Bischofsstab in der Hand. (Symbolbild)

Wenn das Erzbistum Köln weiterhin rund 3,5 Prozent seiner Mitglieder verliert, ist das Ende absehbar – zumindest das Ende jener Kirche, wie wir sie kennen.

Mit biblischen Zahlenspielen kann das Erzbistum Köln in seiner Statistik wahrlich nicht aufwarten. Statt massenhaften Zulaufs und wundersamer Mitgliedervermehrung setzt sich der Schwund scheinbar unaufhaltsam fort. Weshalb die kirchlichen Öffentlichkeitsarbeiter zu einem – wie sie selbst sagen – derzeit beliebten Bezug zum Fußball greifen: 33 Mal könnten die Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum das Rheinenergie-Stadion in Köln-Müngersdorf „komplett füllen, mit immer wieder neuer Besetzung“.

Dass sie sich damit die Wirklichkeit schönreden, würden die Verantwortlichen wohl selbst nicht bestreiten. Wenn das Erzbistum weiterhin alljährlich dreieinhalb Prozent seiner Mitglieder verliert, ist das Ende absehbar – zumindest das Ende jener Kirche, wie wir sie kennen: groß, reich an Einfluss und an Geld. Davon ist im Erzbistum immer noch so viel vorhanden, dass die Bistumsspitze sich – auch im übertragenen Sinn – sehr viel leisten kann. Aber es kommt der Tag, und er ist nicht mehr fern, an dem auch ein so finanzstarkes Bistum in die Knie gehen wird. Woran werden die Bistumsgewaltigen dann sparen? Was werden sie drangeben? Worauf werden sie setzen?

Kardinal Rainer Woelki tut derzeit alles dafür, Strukturen, Personal und inhaltliche Ausrichtung im Erzbistum „auf Linie“ zu trimmen. Er hängt dem Glauben an, dass eine auf ihren Kern geschrumpfte Kirche am Ende die bessere Kirche sein wird – ohne „zeitgeistigen“ Ballast und ohne allerlei nervtötende Debatten über Kirchenreformen, über Frauen in den Ämtern oder verheiratete Priester.

Bei einem Kirchenbesuch von schon jetzt nur noch fünf Prozent müsste es aber auch Woelki dämmern, dass er auf eine Kirche ohne Gläubige zusteuert. Noch kaschiert ein gut eingespurter Apparat diese Perspektive. Aber mit jedem Katholiken und jeder Katholikin, die sich aus der kirchlichen Gemeinschaft verabschieden, tritt sie deutlicher hervor.

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