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„Wir haben in der Pandemie geblutet"So denken kleine KGs über Karnevals-Hilfen

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Sessionseröffnung 2021/2022 der Müllemer Junge

Köln. – Die gute Nachricht ist am Freitag bei den mittleren und kleinen Karnevalsvereinen noch gar nicht richtig angekommen, die Summe von 50 Millionen Euro, die das Land zur Unterstützung von Ehrenamt und Brauchtum wegen der Corona-Pandemie zusätzlich lockermachen will, wirkt noch abstrakt, aber grundsätzlich ist die Erleichterung groß.

Kölner Vereine profitieren kaum von Landeshilfen

„Vor allem das neue Programm, das sich ‚Zukunft Brauchtum‘ nennt, dessen Ausgestaltung wir noch nicht kennen, könnte kleineren und mittleren Vereinen helfen, die wegen der freiwilligen Absage von Veranstaltungen in eine existenzbedrohende Schieflage geraten sind“, sagt Thorsten Krämer, Schatzmeister der Fidelen Kaufleute von 1927.Der Verein hat 100 Mitglieder.

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Thorsten Krämer

„Bei uns stellt sich dieses Problem zum Glück nicht. Wir werden nach der Absage unserer großen Sitzung aus dem Sonderfonds des Bundes 90 Prozent der Kosten wohl erstattet bekommen und können die restlichen zehn Prozent verkraften, weil wir finanziell gut dastehen.“

Für Absagen von vereinsinternen Veranstaltungen wie des Senatorenabends gibt es keinen Ausgleich, weil sie weder Eintritt kosten noch öffentlich zugänglich sind. Das neue Programm werde für die Fidelen Kaufleute so nicht infrage kommen. „Wenn mit dem Geld kleinere Vereine gerettet werden können, ist das eine gute Sache. Da zeigen wir uns gerne solidarisch“, so Krämer.

Ganz ähnlich sieht das Siegfried Schaarschmidt, Präsident der KG Müllemer Junge mit 330 Mitgliedern. Das Sonderprogramm Heimat der Landesregierung hat für uns keine Relevanz, das ist eher für die ganz kleinen Vereine außerhalb Kölns gedacht, die eine Veranstaltung durchführen und vom Mettbrötchen übers Bier bis zum Stuhlaufbau alles selber machen“, sagt Schaarschmidt.

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Siegfried Schaarschmidt, Präsident der KG Müllemer Junge

„Wir werden die Mittel, um die es da für jeden Verein geht, nicht beantragen. Wie übrigens die meisten Festkomitee-Gesellschaften, da waren wir uns beim letzten Präsidentenabend weitgehend einig. Wir haben in einer regulären Session rund 6000 Gäste in der Mülheimer Stadthalle, allein die Programmkosten liegen bei mehr als 100.000 Euro. Wir sind Gott sei Dank finanziell gesund und werden auch die zweite Corona-Session überstehen.“

Hilfe für Kindersitzungen im Veedel

28 Mitglieder hat die KG Rocholomäus, deren Präsident Benedikt Conin das Geld beantragen und in soziale Projekte stecken wird. „Wir haben eine große Sitzung im Sartory, machen sonst caritative Formate wie Senioren- und Kindersitzungen im Veedel.“ Dafür sei die Unterstützung hochwillkommen.

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Benedikt Conin, Präsident der KG Rocholomäus

„Für mich ist das eine Anerkennung des Ehrenamts, und eine weitsichtige Investition ins Brauchtum. Das Gemeinschaftsgefühl, das Vereinsleben aufrecht zu erhalten, ist in der Pandemie nicht einfach. Das ist ein positives Zeichen und hilft uns beim Neustart.“

Auch die Löstigen Ubier, die 86 Mitglieder zählen, freuen sich über eine mögliche Unterstützung. „Das hört sich gut an“, sagt der 1. Vorsitzender Dieter Mummert.

„Wir haben schon geblutet in der Pandemie. Bei allem, was wir tun wollen, müssen wir uns sehr genau überlegen, ob wir uns das leisten können. Sessionseröffnung, Sommerfest, Dinge, die das Vereinsleben ausmachen. Wir würden gerne mal nach zwölf Jahren im Rosenmontagszug mitgehen. Das Vereinsleben ist schon sehr reduziert gerade, man sieht sich zu selten. Das Planen ist sehr schwierig. Viele unserer Mitglieder sind schon älter und oft entsprechend zurückhaltender und vorsichtiger.“

Schlader Botze warten auf Erstattung der Ausfallkosten

Abwartend reagiert Bernd Hachenberg, Geschäftsführer der KG Schlader Botze aus Bergisch Gladbach mit 420 Mitgliedern.

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Viel Herzblut, viel Ehrenat: Sitzung im Sartory

„Wir sind zuerst einmal froh, wenn wir 90 Prozent der Ausfallkosten für unsere Sitzung erstattet bekommen, zu der normalerweise rund 600 Menschen gekommen wären. Wir haben das beantragt, aber sicher sind wir nicht, ob das Geld auch fließen wird.“

Staatliche Hilfe überlebenswichtig

Ohne staatliche Hilfen durch die Landesregierung wäre es für viele Vereine im zweiten Corona-Jahr problematisch geworden, heißt es vom Festkomitee Kölner Karneval. Viele Vereine in NRW seien am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angekommen.

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„Das Verständnis, dass der Karneval nicht nur aus bunten Partyformaten besteht, sondern als Immaterielles Kulturerbe eine wichtige, identitätsstiftende Rolle in der Gesellschaft spielt, war für uns als Vertreter des organisierten Karnevals in den Gesprächen jederzeit spürbar“, sagt Vorstandsmitglied Michael Kramp.