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Nach Unruhen in KasachstanPräsident erteilt Schießbefehl gegen Demonstranten

Lesezeit 3 Minuten
Tokajew Kasachstan

Der kasachische Präsident Tokajew geht mit aller Härte gegen Demonstranten vor.

Nur-Sultan – Die Lage in Kasachstan eskaliert weiter: Nach tagelangen schweren Unruhen mit Toten und Verletzten ordnet Präsident Tokajew an, das Feuer auf Demonstranten zu eröffnen. Vor allem in der Millionenstadt Almaty ist die Situation unübersichtlich.

Nach schweren Unruhen hat der Präsident der autoritär geführten Republik Kasachstan, Kassym-Jomart Tokajew, einen Schießbefehl gegen militante Demonstranten erteilt.

„Ich habe den Sicherheitskräften und der Armee den Befehl gegeben, ohne Vorwarnung das Feuer zu eröffnen“, sagte Tokajew am Freitag in einer Fernsehansprache.

Über Aufrufe zu einer friedlichen Lösung der Krise aus dem Ausland sagte der Staatschef: „Welch eine Dummheit! Was für Verhandlungen kann es mit Verbrechern und Mördern geben?“ Die sogenannten Anti-Terror-Einsätze würden bis zur „vollständigen Vernichtung der Kämpfer“ fortgeführt.

Vor allem in der Millionenmetropole Almaty im Südosten des zentralasiatischen Landes ist die Lage äußerst angespannt und unübersichtlich. Dort sollen sich bewaffnete Demonstranten im Gebäude eines Fernsehsenders verschanzt haben. Solche Informationen sind derzeit allerdings kaum zu überprüfen. Immer wieder wird das Internet abgestellt, die kasachische Grenze wurde für Ausländer geschlossen.

Staatsfernsehen spricht von 26 toten Demonstranten

Am Morgen hatte das Staatsfernsehen berichtet, dass bereits 26 Demonstranten getötet worden seien. Zudem habe es mehr als 3700 Festnahmen gegeben. Befürchtet wurde, dass es nun noch viele weitere zivile Todesopfer geben könnte. Offiziellen Angaben zufolge starben auch mindestens 18 Sicherheitskräfte.

Unabhängige kasachische Nachrichtenkanäle veröffentlichten am Vormittag Videos von Rauch, der aus Gebäuden stieg und berichteten von Schussgeräuschen in Almaty. Präsident Tokajew erklärte, insgesamt 20 000 „Banditen“ hätten die Wirtschaftsmetropole angegriffen.

Er bezeichnete Demonstranten auch als „Terroristen“ und als aus dem Ausland gesteuert. Dafür gibt es keine Belege.

Scharfe Kritik aus Deutschland

Bundesjustizminister Marco Buschmann verurteilte Tokajews Schießbefehl scharf. „Wer ohne Vorwarnung auf Demonstranten schießen lässt, um zu töten, hat den Kreis zivilisierter Staaten verlassen“, schrieb der FDP-Politiker am Freitag auf Twitter.

Auslöser der Unruhen in der Ex-Sowjetrepublik war Unmut über gestiegene Treibstoffpreise. Sie schlugen aber schnell in teils gewaltsame Proteste gegen die Regierung um. Als Reaktion entließ Tokajew die Regierung und verhängte einen landesweiten Ausnahmezustand. Auf seine Bitte griff zudem ein von Russland geführtes Militärbündnis ein. International löste das auch Sorge aus.

Tokajew kündigte an, dass in einigen Regionen Kasachstans, wo die Lage stabil sei, die Internetverbindung wiederhergestellt werden solle. Auch der Ausnahmezustand solle in solchen Landesteilen schrittweise wieder aufgehoben werden.

Der Staatschef hatte als Konsequenz der Proteste bereits Reformen in Aussicht gestellt. Am kommenden Dienstag wolle er neue Entscheidungen bekanntgeben.

Russland meldet „volle Kontrolle“ über Flughafen in Almaty

Unterdessen teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit, dass russische Soldaten den Flughafen in Almaty „unter volle Kontrolle“ gebracht hätten. Sie hätten unmittelbar nach ihrer Ankunft damit begonnen, „die ihnen übertragenen Aufgaben zu erfüllen“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.

Man sei dabei gemeinsam mit kasachischen Sicherheitskräften vorgegangen. Der Airport war zeitweise von Demonstranten besetzt gewesen.

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Die russischen Soldaten sind Teil einer sogenannten Friedenstruppe der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit. Dem Militärbündnis gehören neben Russland und Kasachstan auch Armenien, Belarus, Kirgistan und Tadschikistan an.

Auch diese Staaten schickten Soldaten. Die Organisation sprach von insgesamt etwa 2500 ausländischen Soldaten, die die kasachischen Sicherheitskräfte unterstützen sollten. (dpa)