Der Fall eines jungen US-Soldaten gibt seit seinem Verschwinden im Juli Rätsel auf.
Rätsel um verirrte US-GeiselKim Jong Un gibt erstmals Auskunft über vermissten US-Soldaten
Kim Jong Un lässt keine Gelegenheit aus, den Erzfeind USA in der Weltöffentlichkeit schlecht aussehen zu lassen. Jüngstes Opfer seiner Propagandashow ist ein US-Soldat, der im vergangenen Monat aus Südkorea nach Nordkorea geflohen ist.
Erstmals hat sich Nordkoreas Machtapparat zum Verbleib des jungen US-Soldaten Travis King geäußert, der vor einem Monat unerlaubt die innerkoreanische Grenze übertreten hatte. Er habe bei Ermittlungen zugegeben, illegal nach Nordkorea eingedrungen zu sein, berichteten die staatlich kontrollierten Medien des abgeschotteten Landes am Mittwoch. Er sei aus Verärgerung über „die unmenschliche Behandlung und die rassistische Diskriminierung in der US-Armee“ nach Nordkorea übergetreten.
Nordkorea: US-Soldat floh angeblich vor Rassismus und Unmenschlichkeit
Nach Darstellung Pjöngjangs und dem Regime von Kim Jong Un äußerte der Mann den Wunsch, in Nordkorea oder einem Drittland Zuflucht zu suchen, weil er „desillusioniert wegen der ungleichen amerikanischen Gesellschaft“ sei. Der Soldat sollte in der vergangenen Woche nach einer Schlägerei, einer Auseinandersetzung mit der Polizei und einem Gefängnisaufenthalt in Südkorea in die USA geflogen werden.
Der Fall des Soldaten gibt seit seinem Verschwinden im Juli Rätsel auf. Über seine Motive und Pläne war zunächst nichts bekannt.
Kim Jong Un nutzt US-Geisel Travis Kingzur Propaganda
Nach Angaben der US-Streitkräfte in Südkorea hatte er an einer kommerziellen Tour entlang des südkoreanischen Teils der entmilitarisierten Zone teilgenommen und dann die Grenze zu Nordkorea absichtlich übertreten. Wie das US-Verteidigungsministerium später mitteilte, hätte der Soldat eigentlich nach Hause zurückkehren sollen. In Südkorea hatte er demnach wegen einer Straftat eine gewisse Zeit in einer Haftanstalt verbracht. Nach dem Übertritt nach Nordkorea versicherte das Pentagon, den US-Soldaten nach Hause holen zu wollen.
Die sogenannte entmilitarisierte Zone trennt die beiden koreanischen Staaten voneinander. In den vergangenen Jahrzehnten überquerten mehrfach US-Amerikaner die Grenze zu Nordkorea ohne Erlaubnis. Dort wurden sie meist zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und erst nach langen Verhandlungen wieder freigelassen. (mbr/dpa)