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Kölner Handelsexperte Kehrl warnt„Jeder zehnte Laden macht nicht wieder auf"

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Foto Kehrl

Der Kölner CDU-Landtagsabgeordnete und Unternehmer Oliver Kehrl betreibt in Köln ein Modegeschäft.

Köln – Oliver Kehrl ist Landtagsabgeordneter aus Köln und Beauftragter für Handel und vitale Innenstädte der CDU-Fraktion.Die Pandemie drückt dem Handel die Luft ab – sterben jetzt die Innenstädte?Das müssen wir verhindern. Es gibt Schätzungen, nach denen landesweit bis zu zehn Prozent der Ladenlokale leer stehen könnten. Wir müssen den Strukturwandel jetzt für einen Neustart nutzen. Mit Ein-Euro-Läden lockt man keine Kunden an. Wenn das Umfeld attraktiver wird, kehren auch die Fachgeschäfte zurück.

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Für viele Händler sind die Innenstadtlagen schlicht zu teuer…Das liegt auch daran, dass die Verkaufsflächen meist zu groß sind. Oft würde es ausreichen, sich auf das Erdgeschoss zu beschränken. Die oberen Etagen könnten dann anderweitig genutzt werden, zum Beispiel durch Gastronomie oder Co-Working-Spaces. In einer lebendigen Innenstadt wollen viele Menschen leben und arbeiten. Aber wir brauchen mehr innovative Nutzungen. Warum soll nicht auch eine Senioreneinrichtung mitten in der City liegen, oder ein Handwerksbetrieb?

Bislang dauert es Jahre, bis aus einem Kaufhaus ein Café werden kann…Ja, das wollen wir mit der Innovationsklausel in der Landesbauordnung ändern. Nutzungsänderungen müssen schneller und unbürokratischer umgesetzt werden können. Wir brauchen zudem ein digitales Leerstandskataster, damit wir in den Städten ein strategisches Ansiedlungsmanagement einführen können. Wir sind dafür, dass es City-Manager gibt, deren Arbeit vom Land gefördert wird.

City-Manager können auch nicht verhindern, dass die Menschen immer mehr im Internet bestellen, oder?Die sinnlichen Erfahrungen bei einem Einkaufsbummel kann der Internetkauf nicht ersetzen. Die Leute wollen das Leder der Handtasche riechen, das neueste iPhone in der Hand halten und die luftige Seidenbluse anprobieren. Bei den Preisen brauchen wir faire Bedingungen: Es kann nicht sein, dass der Onlinehandel günstiger ist, weil die Fahrer für Dumping-Löhnen arbeiten.

Wie können die Zentren in den Stadtteilen attraktiver werden?Zum Beispiel, indem man Straßen in Fußgängerzonen mit Außengastronomie umwandelt. Sauberkeit und Sicherheit sind wichtige Faktoren. Die Landesregierung hat den Innenstadtfonds jetzt verstetigt und um weitere 30 Millionen Euro aufgestockt, um ad-hoc-Maßnahmen zu finanzieren. Wenn die Menschen die Geschäftsstraße als ihr Wohnzimmer erleben, wird es auch genug Kundenströme geben.