Kommentar zum Tod des Wagner-ChefsRache an Prigoschin: die Methode Putin

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Russlands Präsident Wladimir Putin und Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin, hier noch gemeinsam bei einem Termin im September 2010. Die Wagner-Kämpfer standen in Russlands Dienst, nach dem Aufstand gegen Putin und dem Tod Prigoschins gibt es neue Fragen.

Russlands Präsident Wladimir Putin und Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin, hier noch gemeinsam bei einem Termin im September 2010. Die Wagner-Kämpfer standen in Russlands Dienst, nach dem Aufstand gegen Putin und dem Tod Prigoschins gibt es neue Fragen. (Archivbild)

Dass der Wagnerchef Jewgeni Prigoschin auf Putins Befehl getötet wurde, ist wahrscheinlich. Aber Klarheit gibt es nicht. Schließlich gehört Angst zu Putins Methode.

Letzte Klarheit herrscht nicht. Aber das macht die Nachrichten paradoxerweise umso glaubwürdiger. Schließlich gehört es zur Methode des Kreml und des dortigen Herrschers Wladimir Putin, selbst begangene Grausamkeiten stets ein bisschen im Unklaren zu lassen – um Angst und Horror in Russland und der Welt zu vergrößern.

Die Botschaft aus dem Kreml ist klar: Wladimir Putin lässt sich Zeit

Nahezu sicher ist jedenfalls, dass der Chef der Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, tot ist. Und sehr wahrscheinlich, dass er gewaltsam ums Leben kam, auf Putins Geheiß. Damit tritt anscheinend ein, womit nach der gescheiterten Wagner-Revolte Ende Juni alle gerechnet hatten. Ins Bild passt zugleich, dass der Chef der russischen Luft- und Raumfahrttruppen, General Sergej Surowikin, fast zeitgleich abgesetzt wurde.

Er war ein Verbündeter Prigoschins und offenbar auch ein Mitwisser. Die Botschaft ist eindeutig: Der Kremlherrscher lässt sich Zeit. Doch dann schlägt er umso entschlossener und ohne Rücksicht auf andere Menschenleben zu.

Das Leben und der Tod des nicht minder kriminellen Prigoschin zeigen erneut, dass Russland nicht nur eine Diktatur ist. Es ist eine mafiöse Diktatur, in der Gegner brutal weggesperrt oder vergiftet werden, aus Fenstern oder in Flugzeugen vom Himmel fallen. Der Wagner-Boss hatte Putin herausgefordert. Darum musste er wohl sterben. Noch verrückter als sein Putschversuch war Prigoschins Annahme, er könne risikolos in Russland bleiben.

Was die aktuellen Ereignisse für das System Putin bedeuten, wird sich erst noch zeigen müssen. Wenn richtig war, dass der Putschversuch seine Macht bedrohte, dann legt das mutmaßliche Attentat das Gegenteil nahe. Entscheidend für den russischen Präsidenten dürfte jedoch sein, wie der Krieg gegen die Ukraine ausgeht. Und womöglich kommende Putschisten wissen jetzt: Sie müssen es richtig machen.

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