Kommentar zu Racial-Profiling-StudieSeehofers Weigerung ist haarsträubend
- Racial Profiling sei gar nicht erlaubt, sagt Innenminister Horst Seehofer als Begründung dafür, warum er keine Studie zu Racial Profiling bei der Polizei möchte.
- Damit negiert er Erfahrungen zahlreicher Menschen mit Migrationshintergrund willentlich und wissentlich.
- Ein Kommentar.
Vor gut einer Woche schilderte der einstige Grünen-Chef Cem Özdemir, wie das war, als er 1994 als frisch gewählter Abgeordneter mit dem Zug von Stuttgart nach Bonn fuhr, direkt hinter einer saufenden Menschengruppe: Die Polizisten nahmen nur ihn in Augenschein.
Er schilderte auch, dass junge Menschen mit Migrationshintergrund heute Ähnliches erleben. Wer „fremd“ aussieht, wird kontrolliert – das ist Racial Profiling. Innenminister Horst Seehofer (CSU) weigert sich jedoch, das Phänomen untersuchen zu lassen – mit der haarsträubenden Begründung, Racial Profiling sei gar nicht erlaubt. Tatsächlich gibt es kaum einen Menschen mit Migrationshintergrund, dem Racial Profiling noch nicht begegnet ist. Was der Minister behauptet, steht also in krassem Gegensatz zur Erfahrung vieler Bürger. Er negiert diese Erfahrung willentlich und wissentlich.
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Ohnehin ist der Satz, etwas finde nicht statt, weil es verboten sei, absurd. In Berlin wurde ein Polizist suspendiert, weil er Details aus den Ermittlungen zum Anschlag auf dem Breitscheidplatz an AfD-nahe Gesinnungsgenossen weitergegeben haben soll. In Hessens Polizei fliegen rechtsextremistische Chatgruppen auf. Nichts davon ist erlaubt. Und doch ist es Realität. Gegen einen zuweilen von links geäußerten Generalverdacht gegen die Polizei und die Generalabsolution durch Innenminister und Gewerkschafter könnte eines helfen: Wissen durch Wissenschaft. Dass Seehofer Behauptungen ohne Wissen aufstellt und das Wissen sogar verweigert, spricht für sich.