Der einstige Kanzler Gerhard Schröder trat 1963 in die SPD ein. Jetzt wurde der „Freund“ Wladimir Putins dafür geehrt. Die Ehrenden üben sich in einem Anstand, den der Geehrte schmerzlich vermissen lässt, kommentiert Markus Decker.
Kommentar zum umstrittenen Altkanzler60 Jahre Schröder in der SPD: Eine unmögliche Ehrung
Am Freitag hat die SPD ihren ehemaligen Kanzler geehrt. Gerhard Schröder gehört der Partei seit 60 Jahren an. Da steht ihm eine Ehrung zu. Der Ortsverein des 79-Jährigen erwog, auf die Ehrung zu verzichten. Daraufhin sprang Hannovers langjähriger Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg in die Bresche, den Schröder 1971 als Juso-Chef der Stadt ablöste. Dieser Freundschaftsdienst zeigt schon, wie unmöglich die Ehrung ist.
Natürlich hat Schröder Verdienste, nicht allein um die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, sondern ebenso um das sogenannte Gemeinwesen. Er war niedersächsischer Ministerpräsident und Regierungschef. Und er hat Mut bewiesen, etwa als er die bis heute umstrittenen Hartz-Gesetze durchfocht oder laut Nein sagte zum Angriff der USA auf den Irak. Der Gegenwind war erheblich. Andere wären eingeknickt oder hätten sich von vornherein weggeduckt. Schröder nicht.
Schröder nennt den eiskalten Massenmörder Putin seinen Freund
Wahr ist aber auch, dass derselbe Mann den eiskalten Massenmörder Wladimir Putin seinen Freund nennt und mit Russland weiterhin geschäftlich in Verbindung steht. Das wiegt schwerer. Dabei sitzt Schröder einem doppelten Missverständnis auf: dass man Politisches und Persönliches auch dann noch trennen könne, wenn es um Hunderttausende Menschenleben geht – und dass Putin Freundschaft sucht. Eher dürfte er Schröder für einen nützlichen Idioten halten. Dass der das Spiel nicht durchblickt, ist mindestens tragisch.
Ist die Ehrung Schröders deshalb falsch? Wenn man sie von außen betrachtet: Ja. Wenn man sie aus der Warte der Ehrenden betrachtet, vielleicht nicht. Sie versuchen, sich in einem menschlichen Anstand zu üben, an dem es der Geehrte schmerzlich vermissen lässt. Das kann man in immer gnadenloseren Zeiten auch ein bisschen positiv sehen.