Markus Söder will das Isar 2 in Eigenregie weiterbetreiben. Das wäre rechtswidrig und ist das Gegenteil dessen, was er früher gesagt hat.
Kommentar zur AKW-IdeeDie Methode Markus Söder durchschaut jeder Viertklässler
Wer Markus Söder beim Politikmachen zuschaut, der ist nur noch über eines erstaunt: über seinen Mangel an Schamgefühl. Das gilt einmal mehr für den Vorstoß des bayerischen Ministerpräsidenten, das Atomkraftwerk Isar 2 künftig in der Regie des Landes zu betreiben.
Gewiss ist es erklärungsbedürftig, ausgerechnet im Frühjahr 2023 aus der Atomenergie auszusteigen, wie es jetzt geschieht. Immerhin ist Energie seit dem russischen Angriff auf die Ukraine knapp, die Preise sind hoch. Ferner ist die Gefahr, die von Atomkraftwerken ausgeht, theoretisch, während die Gefahr, die von Kohlekraftwerken ausgeht, praktisch ist. Sie zerstören das Klima.
Atomkraft ja, Atommüll nein
Nur kann Söder Isar 2 nicht in Landesregie überführen, weil das Bundessache ist. Überdies hat der CSU-Politiker längst signalisiert, dass er eines nicht im eigenen Land haben will: den Atommüll. Söder war es, der nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima mit Rücktritt drohte, sollte der Atomausstieg nicht 2022 wirksam werden, sondern später.
Söder war es auch, der im Juli 2019 einen Baum umarmte und so die Grünen umwarb, um im Juli 2022 für klimaschädlichen Fleischkonsum zu werben mit der lächerlichen Begründung, Deutschland sei „keine Brokkoli-Republik“. Nicht zu vergessen: die Corona-Pandemie. Da spielte der Regierungschef anfangs im Team Sicherheit und später im Team Freiheit.
Die Methode Söder durchschaut jeder Viertklässler: Er spitzt die ihm jeweils opportune Position ins Extrem zu – hat aber kein Problem damit, die gegenteilige Position bald ebenfalls ins Extrem zuzuspitzen. Neben dem Mangel an Schamgefühl erstaunt deshalb noch etwas anderes: dass Markus Söder mit dieser Methode bis heute durchkommt.