Verzeichnete 2022 noch rund die Hälfte der Kliniken ein negatives Jahresergebnis, wird dieser Anteil wohl auf über drei Viertel steigen.
„Droht ein Rekordjahr zu werden“Krankenhausgesellschaft erwartet 2024 Rekordzahl bei Klinikinsolvenzen
Im kommenden Jahr werden in Deutschland nach Einschätzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) so viele Kliniken wie nie zuvor in die Zahlungsunfähigkeit rutschen. „Wir verzeichnen aktuell deutlich mehr Insolvenzen als üblich, und das Jahr 2024 droht ein Rekordinsolvenzjahr zu werden“, sagte Verbandschef Gerald Gaß dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). 2023 gab es nach seinen Angaben fast 40 Insolvenzen. „Für das Jahr 2024 laufen wir Gefahr, dass sich diese Zahl wegen der absehbar starken Personalkostenentwicklung noch verdoppelt“, warnte der Verbandschef und verwies auf das aktuelle Krankenhausbarometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI). Die jährlich durchgeführte Repräsentativbefragung der Allgemeinkrankenhäuser in Deutschland liegt dem RND vorab vor.
Verzeichnete 2022 noch rund die Hälfte der Kliniken (54 Prozent) ein negatives Jahresergebnis, wird dieser Anteil im laufenden Jahr laut Krankenhausbarometer auf über drei Viertel (78 Prozent) steigen. Der Anteil der Häuser mit einem Überschuss sinkt von 35 auf nur noch 7 Prozent. Für 2024 gehen laut Umfrage 71 Prozent der Krankenhäuser davon aus, dass sich die Situation eher noch weiter verschlechtern wird. Nur 4 Prozent erwarten eine Verbesserung „Das sind die schlechtesten Werte seit Einführung des Krankenhausbarometers im Jahre 2000?, sagte Gaß. Fast kein Krankenhaus könne seine Ausgaben noch aus den laufenden Einnahmen decken, warnte der Verbandschef und sprach von einer dramatischen Lage.
Bis Ende des Jahres fehlten den Kliniken insgesamt 10 Milliarden Euro
Gaß forderte erneut einen Inflationsausgleich für die Krankenhäuser. Kliniken dürften ihre Preise nicht eigenverantwortlich an die Inflation anpassen, hätten aber dieselben erhöhten Ausgaben wie andere Wirtschaftszweige, beklagte er. „Diese Schieflage führt vermehrt zu Insolvenzen und Schließungen“, warnte Gaß. Bis Ende des Jahres fehlten den Kliniken insgesamt 10 Milliarden Euro. Das könne und werde für immer mehr Krankenhäuser nicht mehr lange gutgehen. Die Politik müsse dringend handeln, forderte der Verbandschef.
Die Krankenhausgesellschaft warnte in diesem Zusammenhang vor einem Scheitern der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Krankenhausreform. Das hätte verheerende Folgen, so der Verbandschef. „Wir erwarten maßgebliche Weichenstellungen zur Reform im ersten Quartal des neuen Jahres. Lauterbach muss jetzt handeln und auch für die Krankenhäuser wirtschaftliche Stabilität und Planungssicherheit schaffen“, mahnte der Verbandschef.
Personalengpässe in der Pflege wachsen weiter
Die Umfrage zeigt zudem, dass die Personalengpässe in der Pflege weiter wachsen. So gehen 90 Prozent der Kliniken davon aus, dass sie aufgrund sinkender Bewerberzahlen für Ausbildungsplätze ihren Bedarf an Pflegepersonal nicht mehr decken können. Bestätigt fühlen können sich durch die Umfrage zudem die Kritiker der neuen generalistischen Pflegeausbildung, bei der die Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammen gelehrt werden: So berichten insgesamt 53 Prozent der Kliniken von einem deutlichen oder leichten Anstieg der Abbrüche. Als Hauptgründe wurden neben „falschen Erwartungen an den Pflegberuf“ (37 Prozent) auch eine zu hohe psychische Belastung in der Ausbildung (31 Prozent) und eine fachliche Überforderung (29 Prozent) angegeben.
Die Ergebnisse des Krankenhausbarometers 2023 beruhen auf der schriftlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe von zugelassenen Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten in Deutschland, die von Mitte April bis Ende Juni 2023 durchgeführt worden ist. Beteiligt haben sich insgesamt 388 Krankenhäuser. (rnd)