Unterstützer von Alexej Nawalny gucken besorgt auf die Lage, seit Tagen fehlt der Kontakt zum Kreml-Kritiker.
„Sehr gefährliche Situation“Putin-Kritiker Nawalny wohl aus Gefängnis an „unbekannten“ Ort gebracht
Der in Russland inhaftierte Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ist nach Angaben seiner Unterstützer aus dem Gefängnis nahe Moskau an einen unbekannten Ort gebracht worden. Ein Gericht habe Nawalnys Anwalt mitgeteilt, dass der Kreml-Kritiker „die Region Wladimir verlassen“ habe, in der er inhaftiert gewesen sei, teilte Nawalnys im Exil lebende Sprecherin Kira Jarmisch am Freitag (15. Dezember) im Onlinedienst X, vormals Twitter, mit. „Es ist nicht klar, wohin genau“, fügte sie hinzu.
„Wir wissen nicht, wo er ist. Aber er ist allein mit den Menschen, die einst versucht haben, ihn zu töten“, hatte Jarmisch zuvor bereits gewarnt. Es sei eine „sehr gefährliche Situation“ für Nawalny, sagte sie zudem der russischen Zeitung „Moscow Times“.
Nawalny weiterhin verschwunden: „Er ist allein mit den Menschen, die einst versucht haben, ihn zu töten“
Nawalny war den Angaben seiner Sprecherin zufolge bereits am Dienstag nicht per Video zu einer Gerichtsverhandlung in der Stadt Kowrow zugeschaltet worden. Ein Mitarbeiter des Straflagers IK-6 habe gesagt, dass der Gefangene – so wörtlich – „die Kolonie verlassen“ habe. „Wohin sie ihn verlegt haben, weiß er angeblich nicht“, berichtet Jarmysch.
Nawalnys Angehörige haben nun seit dem 6. Dezember nichts mehr von dem Oppositionellen gehört. Im Sommer war Nawalnys Haftstrafe auf 19 Jahre erhöht worden. Ein Gericht ordnete zudem seine Überführung in ein Gefängnis mit schärferen Haftbedingungen an. Überführungen von einer Strafanstalt zur anderen dauern in Russland häufig mehrere Wochen.
Nawalny schärfster Kritiker von Wladimir Putin in Russland
Nawalny gilt als schärfster innenpolitischer Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Nach einem Giftanschlag, für den er den Kreml verantwortlich macht, war er zu seiner Behandlung nach Deutschland ausgereist. Im Januar 2021 kehrte Nawalny nach Russland zurück und wurde sofort verhaftet.
Die deutsche Bundesregierung reagierte am Mittwoch auf Nawalnys Verschwinden und zeigte sich „zutiefst besorgt“. Wegen des Gesundheitszustands und der „unmenschlichen“ Haftbedingungen Nawalnys gebe es Anlass zur Sorge, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. (das/afp)