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Wirre Vorwürfe in Videos
Mutmaßlicher Attentäter von Magdeburg hatte Kontakt zu Kölner Staatsanwaltschaft

Lesezeit 3 Minuten
Ein Polizist steht hinter einer Absperrung am Magdeburger Weihnachtsmarkt. Am Vorabend war ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. Es gab mehrere Tote und Verletzte.

Ein Polizist steht hinter einer Absperrung am Magdeburger Weihnachtsmarkt. Am Vorabend war ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. Es gab mehrere Tote und Verletzte.

Der mutmaßliche Täter von Magdeburg veröffentlichte nach der tödlichen Fahrt über den Weihnachtsmarkt einige Videos bei X.

Am Tag nach dem tödlichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am Freitagabend kommen immer mehr Details über den Täter ans Tageslicht. Taleb A. inszenierte sich in den sozialen Netzwerken als radikaler Islam-Kritiker und veröffentlichte noch kurz nach seiner Todesfahrt über den Alten Markt in Magdeburg mehrere Videos auf seinem X-Account.

Dort erhebt der saudische Arzt, der in Bernburg zwischen Magdeburg und Leipzig gearbeitet hat, schwere Vorwürfe gegen deutsche Behörden, darunter auch die Staatsanwaltschaft in Köln. Mehrmals ist in den Videos ein Schriftstück der Kölner Behörde zu sehen. Taleb A. erhebt dort auch Vorwürfe gegen einen in Köln ansässigen Verein, der in der Flüchtlingshilfe aktiv sein soll.

Mutmaßlicher Attentäter hatte Kontakt zur Staatsanwaltschaft in Köln

Der mutmaßliche Attentäter hatte nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ tatsächlich voriges Jahr schriftlichen Kontakt mit der Staatsanwaltschaft in Köln. Im Februar 2023 soll Taleb A. demnach eine Kölnerin wegen Untreue angezeigt haben, Hintergrund soll ein angeblich gestohlener USB-Stick sein.

Die Staatsanwaltschaft lehnte weitere Ermittlungen allerdings ab – und teilte A. dies auch im März 2023 mit. Dies bestätigte Ulrich Bremer, der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Samstagvormittag.

Staatsanwaltschaft in Köln lehnte Ermittlungen ab

Am Freitag behauptete Taleb A. dann in seinen jüngsten Videos, der USB-Stick sei ihm von deutschen Behörden gestohlen worden und warf der Bundesrepublik vor, er dürfe keine Kamera an seinem Briefkasten installieren oder eine Waffe tragen. Von Sozialismus in Deutschland war in den wirren Videos aus dem X-Profil mitunter die Sprache.

Spezialkräfte der Polizei stehen vor einem Mehrfamilienhaus, das in Zusammenhang mit einer Attacke auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stehen soll. Taleb A. arbeitete in Bernburg als Arzt.

Spezialkräfte der Polizei stehen vor einem Mehrfamilienhaus, das in Zusammenhang mit einer Attacke auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stehen soll. Taleb A. arbeitete in Bernburg als Arzt.

Im Ablehnungsbescheid der Behörde heißt es einleitend, ein Strafverfahren setze unter anderem voraus, dass die Aufklärung des angezeigten Sachverhalts „grundsätzlich möglich“ erscheint. Offenbar sah die Staatsanwaltschaft dies bei den Anschuldigungen von Taleb A. nicht. Er habe keine „tauglichen Beweismittel“ vorgelegt, begründet die Behörde ihre Entscheidung. Auch sonst seien Beweismittel „nicht ersichtlich“, heißt es in dem Ablehnungsbescheid. Die Einleitung von Ermittlungen komme daher nicht in Betracht.

Videos bei X veröffentlicht: Taleb A. ist AfD-Anhänger und Musk-Fan

Taleb A. macht in seinen Videos die deutschen Behörden, insbesondere auch die Polizei, für die angebliche Unterstützung einer Islamisierung in Deutschland verantwortlich. Der Arzt, das geht aus seinem X-Profil und einem früheren Interview hervor, ist ein Anhänger der AfD und von Tech-Milliardär Elon Musk, der noch wenige Stunden vor dem Attentat eine Wahlempfehlung für die in Teilen rechtsradikale Partei ausgesprochen hatte.

Nur die AfD könne Deutschland noch „retten“ befand Musk. Bei der Veröffentlichung seiner jüngsten Statements bezog Taleb A. sich auf ein Video von Musk, in dem der auf eine Kolumne aus Großbritannien reagiert, in der seine Festnahme gefordert wird. Dort, so seine Kritiker, hatte Musk im Spätsommer mit Beiträgen bei X schwere Krawalle befeuert. Auch lobende Beiträge zu AfD-Chefin Alice Weidel finden sich auf dem Profil des mutmaßlichen Attentäters.