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Marschflugkörper für die UkraineTaurus ohne Reichweitenlimit? – „Wir dürfen ruhig mal führen“

Lesezeit 3 Minuten
Die von der Bundeswehr herausgegebene Aufnahme zeigt einen Lenkflugkörper Taurus,der im Rahmen der Übung „Two Oceans“ über See abgefeuert wurde.

Ein Taurus-Marschflugkörper im Einsatz bei einem Manöver.

In die Diskussion um die Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper kommt Bewegung. Die Bundesregierung prüft eine Abgabe – unter Bedingungen.

Die Bundesregierung hat Medienberichten zufolge eine Prüfung eingeleitet, wie Deutschland in den kommenden Monaten Marschflugkörper vom Typ Taurus an die Ukraine liefern kann. Die Bundeswehr verfügt über etwa 600 Taurus, von denen ein Teil zunächst durch die Rüstungsindustrie wiederaufbereitet werden müssten. Wie viel Zeit dies in Anspruch nimmt, ist nicht bekannt.

Die Ukraine hatte Deutschland bereits vor mehreren Wochen um Taurus-Marschflugkörper gebeten, um russische Munitionsdepots, Kommandoposten und Logistiklinien anzugreifen. Berlin zögerte bisher aber, da auch die USA keine Raketen mit größerer Reichweite liefern wollten. Hinzu kommt die Sorge, dass die Ukraine mit Taurus bis nach Moskau schießen könnte. Zumindest diese Befürchtung scheint ausgeräumt, da man in Berlin laut „Spiegel“ eine technische Limitierung der Reichweite zur Bedingung machen will.

Taurus für die Ukraine: Sorge vor Angriffen auf Moskau

„Technisch ist es kein Problem, die Reichweite von Taurus zu begrenzen“, so Fabian Hoffmann, Experte für Raketentechnologie an der Universität von Oslo. „Dazu muss der Hersteller den Code der Navigationssoftware so umschreiben, dass die Luftlinie vom Startpunkt zum Ziel beispielsweise nicht mehr als 300 Kilometer beträgt“, sagt er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Er geht davon aus, dass auch Großbritannien und Frankreich die Reichweite der Storm Shadow vor einigen Monaten begrenzt haben.

Beide Staaten hatten der Ukraine bereits vor Monaten Marschflugkörper geliefert, die eine ähnliche Reichweite wie Taurus haben, aber auf etwa 250 Kilometer begrenzt wurden. Hoffmann zufolge setzt das ukrainische Militär etwa 75 Marschflugkörper im Monat ein. Er schätzt, dass der Ukraine ab Oktober die Storm Shadow ausgehen könnten. Die Anpassungen am Taurus brauche aber Zeit, gibt er zu bedenken.

Taurus-Lieferungen: Strack-Zimmermann mahnt zur Eile

Aus diesem Grund warnt die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), die Taurus-Lieferung durch eine Begrenzung der Reichweite zu verzögern.

„Auf eine technische Veränderung der Taurus, mit der etwa die Flugweite eingeschränkt wird, sollte man verzichten“, sagte Strack-Zimmermann dem RND. „Der Umbau kostet Zeit, die die Ukraine nicht hat. Das Bundeskanzleramt sollte also schnell prüfen, und sich dabei daran erinnern, dass 1000 Kilometer östlich von uns die Hölle auf Erden ist.“ Auf die USA zu warten, sei nicht nötig. „Wir dürfen ruhig mal führen“, sagt sie.

CDU-Politiker Kiesewetter: Taurus könnte Ukraine bei Rückeroberung der Krim helfen

Die Taurus-Marschflugkörper haben eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern. Ob es sich um 600 oder gar 700 Kilometern handelt, ist vom Hersteller nicht öffentlich gemacht worden. „Insbesondere wäre es damit möglich, die Versorgungslinien der Russen zur und auf der Krim abzuschneiden, um so die russischen Soldaten zum Aufgeben zu zwingen“, sagt CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter dem RND. „Ohne großes Blutvergießen könnte die Ukraine die Krim befreien.“ Auch er lehnt eine Beschränkung der Reichweite aus Zeitgründen ab.

Laut Experte Hoffmann hängt die Reichweite von der Flugbahn ab: Aus 5000 Metern abgefeuert fliegt Taurus deutlich weiter als aus der niedrigen Höhe, von der die Ukraine derzeit mit Storm Shadow angreift. Nur unter Idealbedingungen hält er eine Reichweite von 700 Kilometern für realistisch, mit denen die Ukraine den Kreml unter Beschuss nehmen könnte.

Strack-Zimmermann und Kiesewetter sehen kein Problem darin, dass die Ukraine mit Taurus bis nach Russland schießen könnte. „Das ist völkerrechtskonform“, sagt die FDP-Politikerin. „Es geht dabei ausschließlich um militärische Ziele, der Beschuss ziviler Ziele bleibt ausgeschlossen.“ Beide Politiker verweisen darauf, dass sich die Ukraine in der Vergangenheit an alle Auflagen gehalten hat, die der Westen im Zusammenhang mit Waffenlieferungen gestellt ha

. Bislang habe sich Kiew immer an Vereinbarungen und Vorgaben gehalten, sagt Kiesewetter, obwohl einige Beschränkungen militärstrategisch unsinnig seien, aber die Ukraine nun einmal auf die kontinuierliche Unterstützung angewiesen sei. „Wenn Deutschland als Vorgabe macht, dass kein russisches Territorium angegriffen wird, wird sich die Ukraine daran halten“, sagt der CDU-Politiker.