In Seeon treffen Markus Söder und Friedrich Merz aufeinander und wollen Einigkeit vermitteln. Zwei Szenen sorgen für Zweifel – und Häme.
Kuriose Szenen beim Spitzentreffen„Markus Söder ist und bleibt der beste Wahlkämpfer – gegen Friedrich Merz“
Die Parteichefs von CDU und CSU haben sich knapp sieben Wochen vor der Wahl zum Spitzentreffen im bayerischen Kloster Seeon zusammengefunden und Bedingungen an künftige Koalitionspartner formuliert. CSU-Chef Markus Söder sagte dem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz dafür die „hundertprozentige Unterstützung“ seiner Partei zu.
Ein Regierungswechsel nach der Wahl allein reiche nicht, erklärte Söder zudem. Es müsse einen „Richtungswechsel“ geben – auch, um ein weiteres Erstarken von Rechtspopulisten zu verhindern. Merz ließ unterdessen auf Nachfrage abermals offen, mit welcher Partei die Union nach der Wahl koalieren wolle – laut aktuellen Umfrage wäre eine Mehrheit mit der SPD oder den Grünen denkbar.
Friedrich Merz lässt Markus Söder im Regen stehen
Der CDU-Chef sagte aber auch: „Mein Abstand zu den Grünen ist noch größer geworden, nachdem ich mich mit den Folgen der Wirtschaftspolitik von Herrn Habeck beschäftigt habe.“ Beide Unionschefs versuchten, bei der gemeinsamen Pressekonferenz die große Geschlossenheit der Unionsparteien hervorzuheben. Doch gleich zwei Szenen vom Mittwoch ließen daran prompt wieder Zweifel aufkommen.
Zunächst ließ Merz seinen bayrischen Unionskollegen nämlich wortwörtlich im Regen stehen. Nach seiner Ankunft in Seeon blieb der Kanzlerkandidat in seinem Fahrzeug sitzen, um zu telefonieren – Söder musste zusammen mit seinem Berliner Statthalter Alexander Dobrindt und CSU-Generalsekretär Martin Huber mehr als zehn Minuten warten – mit Regenschirm im Schmuddelwetter.
Markus Söder kontert Friedrich Merz: „Bis jetzt war’s schön“
„So! Ist der überhaupt im Auto?“, fragte Söder irgendwann. Dann erschien Merz doch noch – und begrüßte Söder mit breitem Grinsen und der Frage: „Was ist das denn mit dem weiß-blauen Himmel?“ Die Antwort von Söder kam prompt: „Bis jetzt war’s schön“, entgegnete der CSU-Chef. Es folgten Lachen und Schulterklopfen.
Während die Parteispitzen versuchten, ihre Geschlossenheit zu betonen, wurde am Mittwoch offensichtlich, dass es in der Union durchaus auch knirscht. Am Vorabend des Spitzentreffens hatte Daniel Günther, CDU-Ministerpräsident aus Schleswig-Holstein, Söder in ungewohnt deutlichen Worten nahegelegt, seine notorischen Attacken auf die Grünen sein zu lassen und „einfach mal den Mund zu halten“.
Streit mit Daniel Günther: „Ich glaube, da gibt’s eine Menge vor Ort zu tun“
Söder ließ das nicht auf sich sitzen. Die Worte von Günther seien „irrelevant“, erklärte Bayerns Ministerpräsident am Mittwoch. Schleswig-Holstein sei „sehr klein“ und „sehr hoch verschuldet“ und es gebe „viele Skandale“ in dem Land. „Ich glaube, da gibt’s eine Menge vor Ort zu tun“, kanzelte Söder den Unionskollegen ab.
Der offen ausgetragene Zwist unter den Ministerpräsidenten sollte schließlich auch Merz noch beschäftigten, der bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Söder nach dem Disput gefragt wurde. Und dann folgte die nächste kuriose Szene. „Wie beurteilen Sie das Scharmützel?“, wurde Merz gefragt. „Ich gehe davon aus, dass sich Markus Söder und Daniel Günther nach wie vor freundlich begegnen“, setzte Merz an, doch Söder fiel dem Kanzlerkandidaten prompt mit einem demonstrativ ungläubig eingeschobenen „Echt?“ ins Wort.
Markus Söder fällt Friedrich Merz ins Wort
Merz lachte verlegen – und antwortete: „Ich gehe davon aus, dass ihr das tut …“ Von Söder folgte der nächste Zwischenruf, ehe Merz seinen Satz vollenden konnte: „Ich seh’ den selten“, frotzelte der Franke. Der CDU-Chef reagierte diesmal nicht, sondern brachte seinen begonnenen Satz zu Ende: „… und dass wir uns wirklich auf die wichtigen Themen konzentrieren“, hieß es von Merz.
Und so bekam die betonte Geschlossenheit zwischen dem CDU-Chef und seinem bayrischen Kollegen, der bereits im letzten Bundestagswahlkampf nicht unbedingt der größte Unterstützer von CDU-Kandidat Armin Laschet gewesen war, ein paar Kratzer auf offener Bühne.
Kuriose Szenen von Merz und Söder sorgen für Spott von Ricarda Lang
Insbesondere in den sozialen Netzwerken sorgten die Szenen für entsprechende Häme – Videos von den kuriosen Situationen machten schnell die Runde. Und auch die von Söder so gerne gescholtenen Grünen ließen sich die Vorlage nicht entgehen.
„Markus Söder ist und bleibt der beste Wahlkämpfer – gegen Friedrich Merz“, schrieb die ehemalige Parteichefin Ricarda Lang amüsiert im sozialen Netzwerk X. Seit ihrem Rücktritt sorgt Lang immer wieder mit spitzen Kommentaren in den sozialen Netzwerken für Wirbel und oftmals auch Belustigung – auch Söder ist dabei immer wieder Thema.
Also legte Lang auch am Mittwoch noch einmal nach. „Wenn ich 1 € hätte für jedes Mal, wenn mir Unionskollegen auf den Fluren des Bundestags sagen, wie sehr sie sich heimlich über jeden einzelnen Tweet zu Markus Söder freuen … könnte ich mir schon fast ’nen TeamHabeck-Pulli kaufen“, witzelte Lang weiter bei X – und spielt damit auch auf die im Online-Shop der Grünen für den stolzen Preis von 89 Euro erhältliche Kleidung an.