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Nach nur sechs Wochen im AmtGroßbritannien spekuliert über Nachfolger für Truss

Lesezeit 3 Minuten
Liz Truss 050922

Liz Truss (l.) und Rishi Sunak

London – Nach nur sechs Wochen im Amt kämpft die britische Premierministerin Liz Truss bereits um ihr politisches Überleben. Die Chefin der regierenden Tories betont zwar, ihre Konservativen noch in die nächste Parlamentswahl in zwei Jahren führen zu wollen - doch mögliche Nachfolger stehen schon bereit.

Rishi Sunak

Bei der Mitgliederbefragung im Sommer war der ehemalige Finanzminister gegen Truss deutlich unterlegen. Allerdings hatte er vor den Steuerplänen, die erst die Wirtschaft und dann Truss ins Schleudern brachten, wiederholt gewarnt. Mit dem Wissen, dass er Recht hatte, dürfte Sunak gestärkt in eine neue Bewerbung um das Amt des Parteichefs und damit auch Premierministers gehen.

Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage hat der 42-Jährige die besten Zustimmungswerte unter den möglichen Nachfolgern. Allerdings tragen ihm einige Mitglieder seine Rolle bei der Kabinetts-Revolte nach, die zum Sturz von Truss' Vorgänger Boris Johnson führte. Zudem schadeten Fragen zu seinem beträchtlichen Privatvermögen und Steuertricks seiner Familie dem Ruf des ersten hinduistischen Finanzministers Großbritanniens.

Boris Johnson

Auch der erst im September abgetretene Premier ist der Umfrage zufolge deutlich populärer als Truss. Allerdings hat auch nur einer von zehn Briten laut YouGov eine positive Meinung von der Premierministerin. Bei den Wählern der Konservativen Partei liegt dieser Prozentsatz bei 20 Prozent. Dagegen konnte sich ein Drittel der Befragten eine Rückkehr Johnsons ins Amt vorstellen.

So wird nun - ermutigt durch mehrere starke Andeutungen von Johnson selbst - über ein mögliches Comeback des 58-Jährigen spekuliert. Allerdings denken nicht wenige, dass die von Skandalen geprägte dreijährige Amtszeit Johnsons noch nicht lange genug zurückliegt für eine erneute Kandidatur.

Jeremy Hunt

Der neue Finanzminister Hunt hat nach eigener Aussage kein Interesse an einer erneuten Kandidatur um den Parteivorsitz. Dennoch könnte sich der frühere Geschäftsmann, der die Unterstützung des zentristischen Flügels der Partei genießt, als kompetenter Einheitskandidat erweisen.

Nach seinem Auftritt am Montag, bei dem er das Steuerpaket von Truss fast vollständig kippte, wurde er von einigen schon als „De-facto“-Premier bezeichnet. Der 55-jährige frühere Außen- und Gesundheitsminister war nicht nur in diesem Jahr, sondern auch schon 2019 im Rennen um den Parteivorsitz unterlegen. Hunt, der fließend Japanisch spricht, gilt als besonders belastbar, jedoch wenig charismatisch.

Penny Mordaunt

Mordaunt, die am Montag im Auftrag von Truss Fragen der Opposition zu dem Steuer- und Wirtschaftsdebakel beantworten musste, gilt als gute Rednerin. 2019 wurde die Brexit-Befürworterin die erste britische Verteidigungsministerin. Einige sehen in der 49-jährigen Reservistin der Royal Navy eine mögliche Kompromisskandidatin für den Vorsitz der zerstrittenen Tories.

Truss muss sich Fragen der Parlamentarier stellen

Die britische Premierministerin Liz Truss muss sich am Mittwoch erstmals seit der demütigenden Abkehr von ihrer Steuerpolitik den Fragen der Abgeordneten im Unterhaus stellen. Für Truss steht dabei viel auf dem Spiel. Ein schwacher Auftritt könnte die angeschlagene Regierungschefin weiter schwächen, so die Erwartung.

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Die Opposition hatte am Montag bereits vergeblich gefordert, Truss solle Rede und Antwort stehen. Dass die Premierministerin stattdessen ihren neuen Finanzminister Jeremy Hunt vorschickte und wortlos im Parlament zuhörte, wie er ihre geplanten Steuererleichterungen fast komplett zurücknahm, brachte ihr schwere Kritik ein. Die 180-Grad-Wende in der Steuerpolitik galt als unausweichlich, nachdem die ohne Gegenfinanzierung vorgestellten Erleichterungen schwere Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst hatten. Ex-Finanzminister Kwasi Kwarteng musste deshalb am vergangenen Freitag seinen Stuhl räumen.

Auch die Regierungschefin gilt sechs Wochen nach ihrem Amtsantritt bereits als so gut wie erledigt. Umfragen zufolge haben 80 Prozent der Briten eine negative Meinung von der konservativen Politikerin. Mehr als die Hälfte der Mitglieder der Konservativen wünscht sich ihren Rücktritt. Die Partei liegt in der Wählergunst inzwischen weit hinter Labour zurück.