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Nahost-NewsblogErneut massive israelische Bombardierungen in Beirut – Viele Tote nach Angriff im Westjordanland

Lesezeit 19 Minuten
Flammen steigen nach israelischen Luftangriffen in Dahieh bei Beirut auf.

Flammen steigen nach israelischen Luftangriffen in Dahieh bei Beirut auf.

Nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel ist die Lage in Nahost eskaliert. Die Entwicklungen in Israel, Gaza und dem Iran im Newsblog.

Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen der Hamas Israel. Sie richteten ein beispielloses Blutbad an und nahmen zahlreiche Geiseln. Israel antwortete mit einem Krieg im Gazastreifen. Inzwischen ist die humanitäre Lage dort katastrophal, Israels Vorgehen steht international in der Kritik.

Die laufenden Entwicklungen in unserem Newsblog.


Freitag, 4. Oktober

Alles zum Thema Nahostkonflikt

+++ Erneut schwere israelische Luftangriffe in Beirut +++

Die libanesische Hauptstadt Beirut ist in der Nacht erneut Ziel massiver Bombardierungen des israelischen Militärs geworden. Unbestätigten Berichten zufolge galt der Luftangriff Haschim Safi al-Din, Chef des Exekutivrats der Hisbollah-Miliz. Er wird als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des kürzlich bei einem israelischen Luftangriff in Beirut getöteten Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah gehandelt. Israel habe gegen Mitternacht ein Treffen der Hisbollah-Führung, bei dem auch Safi al-Din dabei gewesen sei, in einem unterirdischen Bunker bombardiert, meldete die „New York Times“ unter Berufung auf drei israelische Beamte. Ob Safi al-Din zu der Zeit tatsächlich in dem Bunker war, sei noch unklar. Von Israels Armee gab es zu dem nächtlichen Luftangriff zunächst keine Angaben.

Er erfolgte laut libanesischen Sicherheitskreisen erneut in südlichen Vororten, die vor allem von der Hisbollah kontrolliert werden. Auf Videoaufnahmen waren Detonationen über der Stadt zu hören, gewaltige Flammen und Rauchschwaden stiegen in den Nachthimmel auf. Israels Militär hatte die Bewohner bestimmter Gebäude in den südlichen Vororten in arabischer Sprache zur Evakuierung aufgefordert. Die Angriffe ereigneten sich, während Israels Truppen und Panzer zugleich gegen die Hisbollah im Südlibanon kämpfen. Erklärtes Ziel Israels ist es, die proiranische Schiitenmiliz von der Grenze zu vertreiben, damit rund 60.000 evakuierte Israelis in ihre Häuser zurückkehren können.

+++ Viele Tote bei israelischem Luftangriff im Westjordanland +++

Derweil geht Israels Militär auch im besetzten Westjordanland verstärkt gegen seine Feinde vor. Bei dem Angriff eines israelischen Kampfflugzeugs auf ein Café in der Stadt Tulkarm im Norden des Westjordanlandes wurden laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium in Ramallah mindestens 18 Menschen getötet. Die Zahl der Verletzten war zunächst unklar. Es war der erste Luftangriff dieser Art seit Jahren im Westjordanland. Nach Angaben der israelischen Armee galt er dem Chef der islamistischen Hamas in Tulkarm, Sahi Jasser Abd al-Rasegh Ufi. Palästinensischen Medien zufolge wurde der Anführer der örtlichen Sektion der Terrororganisation Islamischer Dschihad, Gaith Radwan, bei dem Luftangriff getötet.

Donnerstag, 3. Oktober

+++ Pentagon: Beraten mit Israel über Reaktion auf Angriff Irans +++

Die US-Regierung ist weiter mit Israel über eine Reaktion auf den iranischen Raketenangriff im Gespräch. „Wir erörtern mit ihnen, wie eine Reaktion auf den Iran aussehen könnte. Aber hier Details zu erläutern, wie mögliche Ziele aussehen könnten, halte ich nicht für sinnvoll oder wirklich hilfreich“, sagte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh auf die Frage, ob iranische Ölanlagen ein mögliches Ziel seien.

US-Präsident Joe Biden hatte zuvor gesagt, dass die USA über ihre Haltung zu einem möglichen israelischen Angriff auf iranische Ölanlagen diskutieren. Die Äußerung führte prompt zu Verunsicherung an den Märkten.

Singh wurde in der Pressekonferenz mehrfach nach den Beziehungen zwischen den USA und Israel befragt. „Wir werden nicht über jede einzelne Operation, die sie jeden Tag durchführen, informiert“, sagte Singh mit Blick auf Israel. So seien die USA von der Tötung des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah überrascht worden. Aber US-Verteidigungsminister Lloyd Austin würde regelmäßig mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant sprechen. „Wir werden bei jeder Reaktion Israels auf den Iran Teil dieser Gespräche sein.“

+++ Biden: Gespräche mit Israel über mögliche Angriffe auf iranische Ölanlagen +++

Die US-Regierung führt nach den Worten von Präsident Joe Biden Gespräche mit Israel über mögliche Angriffe auf die Ölinfrastruktur des Iran. Auf die Frage, ob er israelischen Attacken auf iranische Ölanlagen zustimmen würde, sagte Biden am Donnerstag: „Wir führen darüber Gespräche.“ Dann fuhr der Präsident mit einem Satz fort, den er nicht beendete: „Ich denke das wäre ein bisschen ...wie auch immer.“

Der Ölpreis zog nach diesen Äußerungen sofort an. Die internationale Referenzsorte Brent legte an den Märkten um vier Prozent zu, die US-Rohölsorte WTI um fünf Prozent.

Kurz zuvor hatte Biden gesagt, er gehe nicht davon aus, dass die Antwort Israels auf den iranischen Raketenangriff noch am Donnerstag erfolgen werde. Am Mittwoch hatte der Präsident erklärt, ein etwaiger Angriff Israels auf iranische Atomanlagen werde von den USA nicht unterstützt.

+++ Israel: 200 Raketen vom Libanon auf den Norden abgeschossen +++

Israel ist erneut massiv aus dem Libanon mit Raketen beschossen worden. Binnen eines Tages seien rund 200 Geschosse und einige Drohnen gezählt worden, die von der Schiitenmiliz Hisbollah auf den Norden Israels abgefeuert worden seien.

In vielen Ortschaften heulten immer wieder die Sirenen des Luftalarms. Ein Teil der Geschosse sei abgefangen worden, ein anderer über unbewohntem Gebiet niedergegangen. Über mögliche Opfer oder größere Schäden wurde zunächst nichts mitgeteilt.

Erklärtes Ziel Israels ist es, die Schiitenmiliz Hisbollah von der Grenze zu vertreiben, damit rund 60.000 evakuierte Israelis in ihre Häuser zurückkehren können. Die israelische Armee setzte ihrerseits die massiven Luftangriffe auf die Hisbollah im Libanon fort, auch in Wohngebieten der Hauptstadt Beirut. Wie viele Opfer es dabei gab, war zunächst nicht bekannt.

+++ Pistorius betont Israels Recht auf „Schläge auf Territorium des Gegners“ +++

Nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel hat Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) das Recht Israels auf „Schläge auf das Territorium des Gegners“ betont. „Israel hat das Recht auf Selbstverteidigung. Das beinhaltet auch Schläge auf das Territorium des Gegners, des Angreifers“, sagte Pistorius am Mittwochabend im französischen Sender LCI auf die Frage eines Journalisten, ob es Selbstverteidigung sei, „wenn Israel den Iran bombardiert“.

Alle gemeinsam würden daran arbeiten, „dass ein Gegenschlag Israels, der vermutlich kommen wird, moderat bleibt“, sagte Pistorius weiter. Anderenfalls sei zu fürchten, „dass die Lage in der Region weiter eskaliert und am Ende die ganze Region noch instabiler wird als sie es heute schon ist“, sagte er. Pistorius hatte in Paris seinen französischen Amtskollegen Sébastien Lecornu mit dem Großen Verdienstkreuz ausgezeichnet.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte nach den iranischen Angriffen erklärt, der Iran habe „einen großen Fehler gemacht“ und werde „dafür bezahlen“. Zum Zeitpunkt und Ausmaß eines möglichen Vergeltungsangriffs auf den Iran machte Israel zunächst keine Angaben.

+++ Libanesische Armee meldet erste Todesopfer und schießt zurück +++

Nach dem Tod eines zweiten libanesischen Soldaten hat die Armee des Landes nach eigenen Angaben in Richtung der israelischen Armee zurückgefeuert. „Ein Soldat wurde getötet, nachdem der israelische Feind in der Region von Bint Dschbeil im Süden einen Militärposten ins Visier genommen hatte, und das militärische Personal hat die Schüsse erwidert“, erklärte die libanesische Armee am Donnerstag. Ein Militärvertreter, es sei das erste Mal seit Oktober 2023, dass die libanesische Armee israelisches Feuer erwidert habe.

Zuvor hatte die libanesische Armee bereits den Tod eines ihrer Soldaten gemeldet, der an einem Rettungseinsatz des Roten Kreuzes im Südlibanon beteiligt gewesen sei.

Israel geht seit Tagen mit massiven Luftangriffen gegen die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden dabei schon mehr als 1000 Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben.

+++ Iran bestellt deutschen Gesandten wegen Kritik an Angriff auf Israel ein +++

Der Iran hat am Donnerstag wegen Kritik an seinem Raketenangriff auf Israel die diplomatischen Vertreter von Deutschland und Österreich einbestellt. Mit den Einbestellungen habe das Land auf „inakzeptable Maßnahmen“ der beiden EU-Länder reagiert, berichtete die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna. Am Mittwoch hatte das Auswärtige Amt in Berlin den iranischen Geschäftsträger einbestellt, um den iranischen Raketenangriff auf Israel vom Dienstagabend „aufs Allerschärfste“ zu verurteilen.

Der Iran hatte Israel am Dienstagabend zum zweiten Mal binnen sechs Monaten mit Raketen angegriffen. Nach Angaben der israelischen Armee wurde ein Großteil der rund 200 Raketen abgefangen, die Schäden blieben begrenzt. Israel kündigte Vergeltung an.

Die Attacke sei „durch nichts zu rechtfertigen“ und „vollkommen grundlos“, betonte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin mit Blick auf den iranischen Raketenangriff. Der Iran wurde demnach über den Geschäftsträger aufgefordert, weitere Angriffe auf Israel „auch über seine Verbündeten“ zu unterlassen.

+++ Israels Armee gibt Tötung von drei ranghohen Hamas-Vertretern im Gazastreifen bekannt +++

Israels Armee hat bei einem Luftangriff im Gazastreifen vor drei Monaten nach eigenen Angaben drei ranghohe Vertreter der radikalislamischen Hamas getötet. Unter den Getöteten sei der damalige Regierungschef der Hamas im Gazastreifen, Rauhi Muschtaha, gewesen, teilte die israelische Armee am Donnerstag mit. Außerdem seien der Kommandeur Sami Udeh und das Hamas-Politbüro-Mitglied Sameh al-Siradsch getötet worden.

Muschtaha sei einer der ranghöchsten Hamas-Funktionäre gewesen und habe „direkten Einfluss auf Entscheidungen“ zum Einsatz von Hamas-Kämpfern gehabt, hieß es in der Erklärung der israelischen Armee. Demnach war Muschtaha die „rechte Hand“ des aktuellen Hamas-Chefs Jahja Sinwar.

2015 setzten die USA Muschtaha auf ihre Terrorliste. Das US-Außenministerium stufte ihn als „besonders ausgewiesenen internationalen Terroristen“ ein, eine Liste, auf der auch Sinwar steht. Beide Hamas-Funktionäre waren 1988 wegen „terroristischer Aktivitäten“ von Israel verhaftet worden. 2011 waren sie im Rahmen eines Gefangenenaustauschs wieder freigelassen worden.

Muschtaha war laut der Denkfabrik European Council on Foreign Relations (ECFR) im Hamas-Politbüro auch für Finanzen zuständig. Al-Siradsch war im Hamas-Politbüro den israelischen Angaben zufolge für Sicherheitsfragen zuständig. Udeh leitete demnach die Hamas-Behörde für innere Sicherheit.

Mittwoch, 2. Oktober

+++ Drei Tote bei mutmaßlich israelischem Angriff in Syrien +++

Bei einem Angriff auf Syriens Hauptstadt Damaskus sind nach syrischen Berichten drei Menschen getötet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, ein israelischer Angriff habe ein Wohngebäude getroffen. Dabei seien auch drei Menschen verletzt worden. Das israelische Militär äußerte sich, wie in solchen Fällen üblich, nicht dazu.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte den Angriff und berichtete zunächst von mindestens zwei Toten. Unter den Opfern soll auch der Schwiegersohn des vom israelischen Militär getöteten Ex-Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah gewesen sein, wie es hieß. Das dreistöckige Gebäude wurde der Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien zufolge von Mitgliedern der proiranischen Hisbollah und der iranischen Revolutionsgarden genutzt.

+++ Israel: 140 Raketen auf Norden des Landes abgeschossen +++

Der Norden Israels ist nach Angaben der israelischen Armee mit rund 140 Raketen aus dem Libanon angegriffen worden. Rund 40 Geschosse seien gegen Mittag auf die Gegend um die Stadt Safed, 70 Raketen auf Ortschaften in Westgaliläa nördlich der Hafenstadt Haifa und 30 weitere auf Orte des Oberen Galiläa direkt an der Grenze gerichtet gewesen. In Westgaliläa sei eine Person durch Glassplitter leicht verletzt worden.

Ein Teil der Geschosse sei von der Raketenabwehr abgefangen worden, andere Geschosse seien in offenem Gelände eingeschlagen. Über weitere Opfer oder Schäden wurde zunächst nichts mitgeteilt.

+++ Hamas reklamiert Terroranschlag auf Tel Aviv für sich +++

Die islamistische Hamas hat den Terroranschlag von Dienstagabend in Tel Aviv mit sieben Toten und 17 Verletzten für sich reklamiert. In einer Erklärung teilte die Terrororganisation mit, die beiden Täter aus der Stadt Hebron im israelisch besetzten Westjordanland seien ihre Mitglieder gewesen. Zugleich drohte die Hamas weitere Terroranschläge an.

Die beiden Männer, die erschossen wurden, hatten ihre Opfer in einer Stadtbahn und an einer Haltestelle in Jaffa, dem arabisch geprägten Stadtteil der Küstenmetropole, umgebracht. Einer von ihnen hatte ein Schnellfeuergewehr, der andere ein Messer. Bei den Opfern handelte es sich den Angaben zufolge um Fahrgäste der Bahn und Passanten.

+++ Biden lehnt Angriffe auf iranische Atomanlagen ab +++

US-Präsident Joe Biden hat sich nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel gegen eine Attacke auf iranische Atomanlagen ausgesprochen. „Die Antwort ist nein“, sagte Biden auf die entsprechende Frage eines Reporters vor dem Abflug in den US-Bundesstaat South Carolina. Israel habe aber ein Recht, auf den Angriff zu reagieren. Biden sagte außerdem, dass es weitere Sanktionen geben werde. Biden hatte bereits zuvor dafür geworben, die Reaktion auf den iranischen Raketenangriff gut abzuwägen

Zuvor nahm Biden an einem Gespräch der Gruppe sieben großer demokratischer Industrienationen (G7) teil. In der Schalte sei auch über neue Sanktionen gesprochen worden, teilte das Weiße Haus mit. Man arbeite an einem gemeinsamen Statement. „Präsident Biden brachte die volle Solidarität und Unterstützung der Vereinigten Staaten für Israel und sein Volk zum Ausdruck und bekräftigte das eiserne Engagement der Vereinigten Staaten für die Sicherheit Israels.“

+++ G7 verurteilen iranischen Angriff auf Israel +++

Die Staats- und Regierungschefs der sieben großen westlichen Industrienationen (G7) haben den iranischen Angriff auf Israel entschieden verurteilt. Sie zeigten sich besorgt über die Eskalation und bekräftigten, dass ein Konflikt in der gesamten Region in niemandes Interesse liege, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung nach einer Videokonferenz. Sie betonten zudem, dass eine diplomatische Lösung noch immer möglich sei und sie sich gemeinsam für einen Abbau der Spannungen in Nahost einsetzen wollten.

Die Gruppe der Sieben (G7) ist ein informelles Forum der Staats- und Regierungschefs sieben großer Industriestaaten. Dazu gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA. Italien hat gegenwärtig den G7-Vorsitz inne.

+++ Acht israelische Soldaten im Libanon getötet +++

Bei Kämpfen mit der Schiitenmiliz Hisbollah im Südlibanon sind insgesamt acht israelische Soldaten getötet worden. Weitere sieben Soldaten seien zum Teil schwer verwundet worden, teilte die Armee weiter mit. Es habe sich um zwei verschiedene Gefechte gehandelt. Die Armee hatte zuvor zunächst nur von einem getöteten Soldaten berichtet.

Die Hisbollah-Miliz zerstörte nach eigenen Angaben drei israelische Kampfpanzer, die auf den libanesischen Ort Marun al-Ras vorgerückt seien. Dafür gab es aus Israel zunächst keine Bestätigung. Die Angaben beider Seiten ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

+++ USA: Neue UN-Sanktionen gegen Iran nötig +++

Nach dem Raketenangriff des Irans auf Israel haben die Vereinigten Staaten zusätzliche Sanktionen gegen Teheran gefordert. „Mir fällt kein drastischeres Beispiel staatlicher Unterstützung des Terrorismus ein, als der Abschuss ballistischer Raketen, um den Tod eines Terroristenführers zu rächen“, sagte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield bei einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen.

„Das ist nicht vertretbar und inakzeptabel, und wir als Mitglieder des Sicherheitsrates haben die kollektive Verantwortung, zusätzliche Sanktionen gegen die Iranischen Revolutionsgarden zu verhängen, weil sie den Terrorismus unterstützten und so viele Resolutionen dieses Rates missachten“, so Thomas-Greenfield weiter.

Die USA unterstützten das Recht Israels, sich zu verteidigen, in vollem Maße, sagte die Botschafterin. „Natürlich ist es wichtig, wie Israel sich verteidigt. Wir machen weiterhin deutlich, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, um den Schaden für die Zivilbevölkerung so gering wie möglich zu halten.“

+++ Guterres: Brände in Nahost sind zu Inferno geworden +++

UN-Generalsekretär António Guterres fordert die Konfliktparteien in Nahost erneut zu einer Waffenruhe auf. „Die wütenden Brände im Nahen Osten entwickeln sich rasch zu einem Inferno“, sagte Guterres bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. Es habe eine dramatische Eskalation gegeben, so der UN-Chef - in der Folge erwähnte er die israelischen Angriffe im Libanon, die Raketen der Hisbollah-Miliz auf Israel und die Attacke des Irans auf Israel. Letztere verurteilte er scharf. „Dieser tödliche Teufelskreis der gegenseitigen Gewalt muss beendet werden. Die Zeit läuft uns davon.“

Guterres ging nicht darauf ein, dass Israel ihn zuvor zur „unerwünschten Person“ erklärt und dies unter anderem damit begründet hatte, dass der Generalsekretär den iranischen Raketenangriff nicht eindeutig verurteilt hatte. Zudem behauptete der israelische Außenminister Israel Katz, Guterres habe das Massaker der Hamas am 7. Oktober des Vorjahres im Süden Israels nicht verurteilt. Auch habe er keine Anstrengungen unternommen, die Hamas zu einer Terrororganisation zu erklären.

Der UN-Chef hatte die verheerende Terrorattacke der Hamas viele Male scharf verurteilt. Um eine Gruppe zu einer Terrororganisation zu erklären, braucht es eine entsprechende Resolution des UN-Sicherheitsrates, über den Guterres keine Macht hat.

+++ Tote und Verletzte bei israelischem Angriff im Gazastreifen +++

Bei einem Angriff der israelischen Armee sind im Zentrum des Gazastreifens nach palästinensischen Angaben drei Menschen getötet und mindestens 15 verletzt worden. Palästinensische Angaben machen in der Regel keinen Unterschied zwischen zivilen und militärischen Opfern.

Die Armee teilte mit, sie habe eine Kommandozentrale der Hamas in dem ehemaligen Gebäude einer Mädchenschule in dem Ort Nuseirat angegriffen. Zuvor seien Vorsichtsmaßnahmen ergriffen worden, um Zivilisten möglichst zu schonen.

+++ Festnahmen nach Explosionen nahe israelischer Botschaft +++

Nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel ist es in der Nähe der israelischen Botschaft in Kopenhagen zu zwei mutmaßlich von Handgranaten ausgelösten Explosionen gekommen. Die Polizei nahm Ermittlungen auch zur Frage auf, ob es eine mögliche Verbindung zur Botschaft gibt. Das Gebäude liegt wie mehrere andere Landesvertretungen in Hellerup im Norden des Großraums Kopenhagen. Verletzt wurde nach Polizeiangaben niemand.

„Wir sind schockiert über die Explosionen in der Nähe der Botschaft früher am Tag“, teilte die israelische Botschaft auf Facebook mit. Man habe volles Vertrauen in die dänische Polizei.

Bisherigen Erkenntnissen zufolge wurden bei den nächtlichen Taten zwei Handgranaten eingesetzt, wie Jens Jespersen von der Kopenhagener Polizei sagte. Drei jüngere Schweden im Alter von 15 bis 20 Jahren seien festgenommen worden. Zwei von ihnen seien am Kopenhagener Hauptbahnhof in einem Zug Richtung Padborg - einem Ort an der deutsch-dänischen Grenze - gefasst worden.

Mit Sicherheit könne man noch nicht sagen, ob die Botschaft Ziel der Taten gewesen sei oder nicht, sagte Jespersen. An einem Gebäude rund 100 Meter von der Botschaft entfernt seien Schäden entstanden.

+++ Erstmals Verluste für Israel bei Kämpfen im Libanon +++

Mit Sicherheit könne man noch nicht sagen, ob die Botschaft Ziel der Taten gewesen sei oder nicht, sagte Jespersen. An einem Gebäude rund 100 Meter von der Botschaft entfernt seien Schäden entstanden.

Erstmals seit dem Beginn der israelischen Bodenoffensive im Libanon ist es zu Kämpfen am Boden und Verlusten für die israelischen Streitkräfte gekommen. Ein 22-jähriger Soldat im Range eines Hauptmanns sei im Südlibanon im Kampf gefallen, teilte das israelische Militär mit. Über mögliche Verletzte machte es zunächst keine Angaben. Zuvor hatte die proiranische Hisbollah-Miliz direkte Kämpfe mit israelischen Bodentruppen beim libanesischen Ort Udaissa gemeldet.

Ihrer Darstellung zufolge haben die Israelis versucht, in den Ort unmittelbar an der Grenze zu Israel einzudringen. Mitglieder der Schiitenmiliz hätten im Morgengrauen mit den Kräften der israelischen Infanterie „gekämpft“ und sie zum Rückzug gezwungen. Über mögliche eigene Verluste machte die Hisbollah keine Angaben.

Nach israelischer Darstellung setzte die Armee ihre gezielten Operationen zur Ausschaltung von Hisbollah-Kämpfern und zur Zerstörung ihrer militärischen Infrastruktur an mehreren Stellen des Südlibanons fort. Die Mitteilung erwähnte neben Bombardierungen mit Präzisionsmunition erstmals auch Nahkampf-Einsätze. Durch Luftangriffe seien 150 Hisbollah-Ziele – Kommandozentralen, Waffenlager und Raketenabschussrampen - vernichtet worden.

Am Dienstag waren erstmals seit fast zwei Jahrzehnten israelische Bodentruppen wieder in den Libanon eingerückt. Bald ein Jahr nach Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober verlagert sich der Schwerpunkt der Kämpfe in Richtung des nördlichen Nachbarlandes.

+++ Israel erklärt UN-Generalsekretär zur „unerwünschten Person“ +++

Israel hat UN-Generalsekretär António Guterres zur „unerwünschten Person“ erklärt. „Jeder, der den Iran für seinen heimtückischen Angriff auf Israel nicht eindeutig zu verurteilen imstande ist, (...) verdient es nicht, seinen Fuß auf israelischen Boden zu setzen“, schrieb der israelische Außenminister Israel Katz auf der Plattform X.

Guterres habe auch das Massaker der Hamas am 7. Oktober des Vorjahres im Süden Israels nicht verurteilt und keine Bemühungen unternommen, um die Hamas zur Terrororganisation zu erklären, behauptete Katz. Die Erklärung zur „unerwünschten Person“ durch ein Land bedeutet, dass die betreffende Person nicht in dieses Land einreisen kann.

+++ Jubel bei Demo in Berlin nach Raketenangriff auf Israel +++

Bei einer propalästinensischen Demonstration in Berlin-Wedding ist nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel Jubel ausgebrochen. „Raketen auf Israel abgeschossen“, rief ein Mann, woraufhin zahlreiche Demonstrierende trommelten, jubelten und zum Teil klatschten. Es waren auch die Rufe „Widerstand“ und „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) zu hören. Mehrere Teilnehmer der Kundgebung schwenkten Palästinensertücher sowie die palästinensische und die libanesische Flagge, wie auf dem Video eines dpa-Reporters zu sehen ist.

Ein Sprecher der Berliner Polizei teilte mit, er könne Berichte über Jubel „weder bestätigen noch dementieren“. Für den Abend waren in Berlin zwei propalästinensische Demonstrationen geplant, eine am Leopoldplatz in Wedding und eine am Kottbusser Tor in Kreuzberg. Eine Bilanz der Demonstrationen teilte die Polizei zunächst nicht mit.

+++ Medien: Diplomaten fliehen auf Jachten aus dem Libanon +++

Auf der Flucht aus dem Libanon nehmen Bürger des Landes und Angehörige anderer Staaten nach Medienberichten auch den Seeweg auf die Mittelmeerinsel Zypern. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Zyperns CNA und der zyprische Rundfunk RIK berichteten, kamen in den vergangenen Tagen in den Jachthäfen von Agia Napa und Larnaka täglich Luxusboote aus dem Libanon an.

An Bord seien auch Diplomaten und andere Beschäftigte ausländischer Botschaften im Libanon. Sie wollten der Situation in dem Land nach Verschärfung des Konflikts zwischen der Hisbollah-Miliz und Israel entkommen. Viele Flüge aus der libanesischen Hauptstadt Beirut wurden gestrichen oder sind ausgebucht. Eine Überfahrt von Beirut in das rund 180 Kilometer entfernte Agia Napa soll den Medienberichten zufolge 1000 bis 1500 Euro pro Person kosten. Dort seien bislang rund 30 Boote angekommen.

+++ Teheran warnt USA vor „Eingreifen“ +++

Nach den iranischen Raketenangriffen auf Israel hat der Iran laut Außenminister Abbas Aragtschi die USA vor einem Eingreifen in den Konflikt gewarnt. „Wir haben (...) die US-Streitkräfte gewarnt, sich aus dieser Angelegenheit herauszuhalten und nicht einzugreifen“, sagte Aragtschi dem iranischen Staatsfernsehen. Andernfalls werde die US-Armee mit einer „harten Antwort durch uns rechnen müssen“.

Der Chefdiplomat fügte an, dass die Mitteilung über die Schweizer Botschaft in Teheran übermittelt worden sei. Washington und Teheran unterhalten infolge der islamischen Revolution im Iran im Jahr 1979 seit Jahrzehnten keine direkten diplomatischen Beziehungen mehr.

Vor den Angriffen auf Israel habe es indes „keinen Austausch von Nachrichten“ mit den USA gegeben, fügte Aragtschi an.

+++ Sicherheitsstufe für Jerusalem und Tel Aviv gelockert +++

Nach dem massiven Raketenbeschuss aus dem Iran am Dienstagabend hat sich die Lage in Israel in der Nacht leicht entspannt. Das Heimatfrontkommando lockerte seine Beschränkungen für Teile des Landes, darunter Jerusalem und Tel Aviv, wie die israelische Armee in der Nacht mitteilte. Auch der Luftraum über Israel und Jordanien wurde laut Berichten in der Nacht wieder geöffnet

+++ Ein Palästinenser stirbt durch iranischen Angriff +++

Es sei „eine große Anzahl“ iranischer Raketen abgefangen worden, teilte die israelische Armee nach dem Angriff mit. Es habe aber auch ein paar „Einschläge“ im Zentrum und im Süden des Landes gegeben, sagte Armeesprecher Hagari. Die Opferbilanz belief sich nach ersten Informationen auf einen durch herabstürzende Raketenteile getöteten 38-jährigen Palästinenser im Westjordanland sowie zwei leicht Verletzte im Raum Tel Aviv.

+++ Iran droht Israel bei Vergeltung mit weiteren Angriffen +++

Der Iran hat Israel im Falle einer Vergeltungsmaßnahme nach seinem Raketenangriff gedroht. „In diesem Fall wird unsere Antwort stärker und kräftiger ausfallen“, schrieb der iranische Außenminister Abbas Araghchi auf der Plattform X. „Unsere Aktion ist abgeschlossen, es sei denn, das israelische Regime beschließt, zu weiteren Vergeltungsmaßnahmen aufzurufen.“

Sein Land habe mit dem Angriff vom Dienstagabend Selbstverteidigung gemäß der UN-Charta ausgeübt und ausschließlich Militär- und Sicherheitseinrichtungen angegriffen, „die für den Völkermord in #Gaza und im #Libanon verantwortlich sind“. Der Iran habe dies getan, „nachdem wir fast zwei Monate lang enorme Zurückhaltung geübt haben, um Raum für eine Waffenruhe in Gaza zu schaffen“. Die Unterstützer Israels hätten jetzt eine größere Verantwortung, „die Kriegstreiber in Tel Aviv zu zügeln, anstatt sich an deren Wahnsinn zu beteiligen“.

Israel hatte nach den iranischen Angriffen bereits Vergeltung angekündigt.

+++ Israelische Armee greift Hisbollah-Ziele in Beirut an +++

Nach den Raketenangriffen des Iran auf Israel hat die israelische Armee Ziele der libanesischen Hisbollah-Miliz in Beirut angegriffen. Es würden „terroristische Ziele der Hisbollah“ in der libanesischen Hauptstadt angegriffen, erklärte das israelische Militär am Mittwoch. Aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, dass die israelische Armee zwei Angriffe im Süden der Hauptstadt Beirut ausgeführt habe. Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP hörten Explosionen aus der Gegend und sahen Rauch aufsteigen.

+++ Macron verurteilt iranische Angriffe auf Israel +++

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die iranischen Raketenangriffe auf Israel „aufs Schärfste“ kritisiert. Frankreich habe am Dienstag seine „militärischen Mittel“ im Nahen Osten mobilisiert, um die „iranische Bedrohung abzuwehren“, erklärte der Elysée-Palast. Macron forderte zudem, dass die libanesische Hisbollah-Miliz ihre „terroristischen Aktionen gegen Israel und seine Bevölkerung“ einstellt.

Frankreich sei der Sicherheit Israels verpflichtet. Macron rief Israel jedoch auf, seine Militäreinsätze „so schnell wie möglich“ zu beenden. Alle an der „Krise im Nahen Osten beteiligten Akteure“ sollten „größte Zurückhaltung üben“, fuhr er fort.