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MedienberichteHaftbefehl wegen Nord-Stream-Explosionen erlassen – aber Verdächtiger entkommt

Lesezeit 3 Minuten
Das Nord Stream 1-Gasleck in der Ostsee, fotografiert aus einem Flugzeug der schwedischen Küstenwache. (Archiv)

Das Nord Stream 1-Gasleck in der Ostsee, fotografiert aus einem Flugzeug der schwedischen Küstenwache. (Archiv)

Der Generalbundesanwalt hat offenbar Haftbefehl gegen einen ukrainischen Taucher erlassen. Eine Festnahme gelang bisher aber nicht.

Der Generalbundesanwalt hat einem Medienbericht zufolge wegen der Explosionen an den Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 Haftbefehl gegen einen Ukrainer beantragt. Wie ARD, „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) und „Die Zeit“ am Mittwoch berichteten, steht der zuletzt in Polen lebende Mann im Verdacht, an den mutmaßlichen Anschlägen im Jahr 2022 beteiligt gewesen zu sein. Kurz darauf bestätigte die Staatsanwaltschaft in Polen von der Bundesanwaltschaft einen Europäischen Haftbefehl erhalten zu haben.

Nord Stream: Ukrainischer Taucher soll an Anschlag beteiligt gewesen sein

Der Haftbefehl wurde den Berichten zufolge bereits im Juni beantragt, bislang gelang es polnischen Behörden jedoch nicht, den Mann festzunehmen. Eine Sprecherin des Generalbundesanwalts wollte die Angaben auf Anfrage nicht kommentieren. „Ich bitte um Verständnis, dass wir Medienberichterstattung grundsätzlich nicht kommentieren und uns auch prinzipiell nicht zu Haftbefehlen äußern“, sagte sie lediglich.

Den Medienberichten zufolge gehen die deutschen Ermittler davon aus, dass der Ukrainer einer der Taucher war, die Sprengsätze an den Nord-Stream-Pipelines platzierten. In einem Telefonat mit den Medien zeigte sich der Mann überrascht von dem Vorwurf und bestritt, an dem Vorfall beteiligt gewesen zu sein.

Verdächtiger soll Polen vor drohender Festnahme verlassen haben

Einem Bericht des „Spiegel“ zufolge soll es sich bei dem Verdächtigen um den ukrainischen Staatsbürger Wolodymyr Z. handeln. Nach Informationen des Hamburger Nachrichtenmagazins habe sich Z. zuletzt in Polen aufgehalten, soll das Land mittlerweile aber verlassen haben. Der Verdächtige sei möglicherweise gewarnt worden, berichtete der „Spiegel“ unter Bezug auf Sicherheitskreise weiter.

Die polnischen Behörden würden zudem weiterhin „ausgesprochen wenig Interesse“ an einer Aufklärung des Sprengstoffanschlags zeigen, hieß es weiter. Spuren, die in das Land geführt hätten, seien von polnischen Offiziellen öffentlich in Zweifel gezogen worden. Zudem habe der Geheimdienst des Nachbarlandes eine Liste mit angeblichen Tätern nach Berlin geschickt, die dort als „Fährte angesehen“ werde, hieß es weiter.

Nord-Stream-Explosion: Weitere mutmaßliche Tatbeteiligte identifiziert

Im September 2022 – inmitten geopolitischer Spannungen rund um Russlands Einmarsch in die Ukraine – waren an den beiden Nord-Stream-Pipelines vor der dänischen Insel Bornholm und der südschwedischen Küste vier große Gaslecks entdeckt worden. Kurz zuvor hatten seismische Institute zwei Unterwasserexplosionen aufgezeichnet. Die Leitungen waren für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden. Zum Zeitpunkt der Explosionen waren sie nicht in Betrieb, enthielten aber Gas.

In Deutschland, Dänemark und Schweden wurden Ermittlungen eingeleitet, die in Deutschland von der Bundespolizei und dem Bundeskriminalamt im Auftrag des Generalbundesanwalts geführt werden.

Den deutschen Ermittlern gelang es den Recherchen von ARD, „SZ“ und „Die Zeit“ offenbar auch, einen weiteren Mann und eine Frau aus der Ukraine zu identifizieren, die ebenfalls mit den mutmaßlichen Anschlägen zu tun haben sollen. Es handelt sich demnach ebenfalls um Taucher. Dem Bericht zufolge liegt gegen sie bislang jedoch kein Haftbefehl vor. (das/afp)