In NRW gehen insgesamt die Anmeldungen in Kitas zurück. Eine Entspannung der Lage ist aber insgesamt noch in weiter Ferne.
Babyboom ist vorbeiAuch in Köln erstmals wieder weniger Kita-Anmeldungen

Gummistiefel von Kindern befinden sich in einem rollbaren Ständer, der im Eingangsbereich eines Kindergartens steht.
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Der Rückgang bei den Geburtenzahlen in NRW macht sich jetzt bei den Anmeldungen an den Kitas bemerkbar: Zum ersten Mal seit Bestehen des U3-Rechtsanspruches im Jahr 2013 gehen die Zahlen der Betreuungsplätze im Land zurück. Die kommunalen Jugendämter haben für das kommende Jahr genau 216.162 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren angemeldet – das sind 4923 Plätze weniger als im laufenden Jahr. Das geht aus einem Bericht hervor, den NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) jetzt im Landtag vorgestellt hat. „Hintergrund der Entwicklung sind rückläufige Geburtenzahlen seit 2022“, sagte eine Ministeriumssprecherin.
Nach dem Ende der Pandemie waren in NRW deutlich weniger Kinder auf die Welt gekommen als in den Vorjahren. 2023 wurden etwa 156.300 Kinder geboren, das waren im Vergleich zum Vorjahr 8200 beziehungsweise fünf Prozent weniger Kinder. Bereits im Jahr 2022 hatte es einen Geburtenrückgang von 6,2 Prozent gegeben. Aktuell bewegt sich die Geburtenzahl etwa auf dem Niveau von 2014. In Köln wurde zuletzt ein Geburtenrückgang von 4,6 Prozent gemeldet.
In Ballungsräumen kaum Entspannung
Eine Entspannung der Situation ist aber vor allem in den Ballungsräumen noch kaum zu spüren. In Köln wurden für das neue Kita-Jahr 2025/2026 insgesamt 42.920 Plätze angemeldet, davon 31.946 Ü3-Plätze und 10.974 U3-Plätze. Zum Vergleich: Im laufenden Kita-Jahr sind es insgesamt 42.982 Plätze. Der Rückgang ist also nur marginal.
Bei Kita-Personal hat es landesweit deutliche Zuwächse gegeben. So arbeiteten im Jahr 2024 rund 144.610 Personen in den Kitas - 4000 mehr als im Vorjahr. „Das ist eine gute Nachricht, und sie zeigt, dass es richtig ist, dass die Landesregierung es zum zentralen Ziel gemacht hat, das Bildungs- und Betreuungsangebot zu stabilisieren und hier in der frühkindlichen Bildung für Verlässlichkeit zu sorgen“, sagte die Ministeriumssprecherin. Die schwarz-grüne Landesregierung habe in den vergangenen Jahren „kontinuierlich“ in das System der frühkindlichen Bildung investiert: „Insgesamt 6,5 Milliarden Euro nehmen wir für Kinder und Jugendliche im Haushaltsjahr 2025 in die Hand, allein für den Ausbau und den Erhalt von Kita-Plätzen waren es Haushaltsjahr 2024 insgesamt 200 Millionen Euro.“

NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) kündigte an, NRW werde das System trotz des rückläufigen Platzbedarfs weiter ausbauen.
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NRW werde das System trotz des rückläufigen Platzbedarfs weiter ausbauen, hieß es. „Auch wenn die Anmeldungen in diesem Jahr nicht so hoch sind wie in den Vorjahren, darf das den Blick darauf nicht verstellen, dass wir weiterhin ein Mehr an Betreuungskapazitäten brauchen“, sagte die Paul-Sprecherin.
Die Opposition warf Familienminister Paul vor, zu zögerlich zu sein. „Während Ministerin Paul die Hände in den Schoß legt, kämpfen Eltern verzweifelt um Betreuungsplätze, Unternehmen stehen vor unplanbaren Ausfällen und Träger geraten in finanzielle Not. Die Kindertagespflege bleibt unterfinanziert – das ist politischer Stillstand mit katastrophalen Folgen“, kritisiert Marcel Hafke, familienpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion NRW. Die Träger würden auch aus Angst vor finanzieller Unsicherheit keine neuen Plätze beantragen.
Dennis Maelzer, Kita-Experte der SPD, sieht das ähnlich. Die Kita-Landschaft in NRW befinde sich im Rückbau: „Das bedeutet nicht nur Stillstand, sondern de facto sogar einen Rückschritt. Vereinbarkeit von Familie und Beruf rückt in NRW in immer weitere Ferne“, sagte Maelzer. Alle Studien würden zeigen, dass der Platzbedarf größer sei als das Angebot. Der demografische Wandel dürfe nicht zum Alibi für nachlassende Anstrengungen bei Kita-Ausbau werden.