Dem Parteivorsitzenden der CDU, Friedrich Merz, bescheinigt der Journalistenverband „wenig Souveränität“.
DJV mit Kritik„Dass Frau Merz Journalisten Benimmregeln beibringt, ist eine Unverschämtheit“
Der Deutsche Journalistenverband (DJV) hat Friedrich Merz‘ Ehefrau Charlotte scharf kritisiert. Sie hatte sich beim Parteitag der CDU in Berlin einen Reporter der satirischen „heute show“ (ZDF) vorgeknöpft. „Dass sich der Vorsitzende der größten Partei im Bundestag von Bodyguards gegenüber Journalisten abschirmen lässt, zeugt von wenig Souveränität. Dass seine Ehefrau den Journalisten Benimmregeln beibringen will, ist eine Unverschämtheit“, so DJV-Sprecher Hendrik Zörner gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Für die „heute show“ war Reporter Lutz van der Horst in Adiletten beim CDU-Parteitag aufgetaucht, um Delegierte nach ihrem Verständnis von deutscher Leitkultur zu fragen. Der Beitrag wurde am Freitagabend im ZDF gezeigt.
Zunächst interviewt van der Horst unter anderem CDU-Schatzmeisterin Julia Klöckner und Paul Ziemiak, den Generalsekretär der NRW-CDU. Den befragt van der Horst zum deutschen Phänomen der „Übergangsjacke“ und lässt ihn – mehr schlecht als recht Schiller rezitieren („den Dolch im Gewande“).
Friedrich Merz kommt mit Personenschützern
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) reagiert souverän, antwortet ironisch, man müsse mit dem Parteitag mal wieder allen auf den Wecker gehen. In der nächsten Szene nähert sich van der Horst dann Friedrich Merz – und wird von dessen Personenschützern abgedrängt.
„Herr Merz, es geht um Leitkultur. Das bedeutet doch auch zu antworten, wenn man was gefragt wird“, so van der Horst. Merz entschwindet, seine Frau Charlotte kommt zurück, tippt van der Horst von hinten an die Schulter drückt sein Mikrofon nach, drängt ihn etwas nach hinten und sagt: „Leitkultur bedeutet als allererstes zu fragen, ob man eine Antwort geben möchte.“ Dann wendet sie sich lächelnd ab. „Die Umgangsregeln zwischen Politikern und Journalisten leiten sich nicht von dem ab, was die CDU als Leitkultur definieren will“, so DJV-Sprecher Zörner.
Richterin Merz bekomme im Gerichtssaal manchmal Grüße an ihren Mann
Charlotte Merz ist Vorsitzende Richterin und Direktorin des Amtsgerichts Arnsberg. In einem langen Interview mit BILD berichtete sie vor gut zwei Wochen, dass Verfahrensbeteiligte manchmal zu ihr kämen und zum Beispiel „schönen Gruß an Ihren Mann“ sagen würden.
Nach 30 Berufsjahren schaffe sie es inzwischen, „souverän mit solchen Situationen umzugehen“, so Charlotte Merz zu BILD. Auch mit Briefen an ihren Mann, die in ihrem Büro landen: „Ich lese kurz drüber, und wenn kein gerichtlicher Zusammenhang erkennbar ist, werfe ich sie weg. Wer meinem Mann eine Botschaft zukommen lassen möchte, soll sich an ihn wenden.“