Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Gefahr von Dengue-FieberExperte warnt vor Ausbreitung der Tigermücke in NRW

Lesezeit 3 Minuten
Eine weibliche Asiatische Tigermücke (Aedes albopicts).

Eine weibliche Asiatische Tigermücke (Aedes albopicts).  

Invasive Insektenarten stellen uns vor neue Herausforderungen. Welche gesundheitlichen Risiken sind damit verbunden?

Sie ist nur etwa einen Zentimeter groß, Körper und Beine sind auffällig schwarz-weiß-gemustert. Ursprünglich ist das Insekt in den tropischen Wäldern von Vietnam, Laos und Kambodscha beheimatet. Doch jetzt wurden erste Exemplare auch in Kerpen, Brühl und Rösrath gesichtet. Die Tiere sind nicht nur besonders lästig, weil sie auch tagsüber stechen. Sie können auch gefährlich sein. In Asien übertragen sie unter anderem das Dengue-Fieber. „Die voranschreitende Erderhitzung wirkt sich auf Ökosysteme aus und verändern diese zunehmend schneller“, sagte der Insektenforscher Thomas Hörren dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Stetig neu auftretende invasive Arten könnten viele Risiken für die Natur und die menschliche Gesundheit mit sich bringen.

Dengue-Fieber: Einmal eingeschleppt drohen etliche Folgeinfektionen

In Deutschland steigt die Zahl der Dengue-Fieber-Fälle derzeit an. Im Jahr 2024 wurde 1232 Erkrankungen gemeldet. Die meisten Betroffenen haben sich bei einer Tropenreise infiziert. Doch mittlerweile gibt es in vielen Regionen in Europa sogenannte autochthone Infektionen. Am Gardasee in Italien, an der Costa Blanca in Spanien und in der französischen Normandie stecken sich Personen an ihrem Heimatort mit Dengue an. Ein einziges Einschleppungsevent reiche aus, um etliche Folgeinfektionen auszulösen, befürchten Virologen.

Die Asiatische Tigermücke kam wahrscheinlich mit dem Handelsverkehr nach Europa. Wegen der steigenden Temperaturen fühlen sich die Insekten mittlerweile auch in Deutschland wohl. Die Tiere gelten aus robust, können auch kalte Winter überleben. Die Eier werden beispielsweise in Pfützen, Wasserresten in Blumenvasen, Eimern oder Regentonnen abgelegt.

In NRW leben rund 20.000 Insektenarten. Etwa 140 können Krankheiten auf den Menschen übertragen. Eingewanderte Insekten können auch für Flora und Fauna gefährlich sein. So befürchten Landwirte die Invasion des Japan-Käfers und der Maiswurzelbohrer, die Ernten vernichten können. Die Asiatische Hornisse bedroht die Honig-Produktion, weil sie sich unter anderem von heimischen Bienen ernährt. „Invasive Insektenarten spielen zunehmend eine Rolle bei uns“, sagt Thomas Hörren. „Um zu verstehen, welche Arten bei uns auftauchen und wie sie Ökosysteme oder unsere Gesundheit beeinflussen könnten, braucht es ein Insekten-Monitoring.“

Ein Pilotversuch, bei dem in NRW an mehr als 100 Standorten Insekten gezählt und registriert wurden, stellte man allerdings 2022 ein. Das Land verzichtet damit auf die Erhebung wichtiger Daten, die der präventiven Arbeit im Gesundheitswesen nutzen könnten. „Es ist grob fahrlässig, wenn Umwelt- und Gesundheitsschutz nicht zusammen betrachtet werden“, so Hörren.

Insektenforscher Thomas Hörren.

Insektenforscher Thomas Hörren sagt: „Es ist grob fahrlässig, wenn Umwelt- und Gesundheitsschutz nicht zusammen betrachtet werden.“

Die Grünen im Düsseldorfer Landtag setzen sich für eine bessere Vernetzung der Bereiche ein. Mit der Veranstaltung „Asiatische Tigermücke im Anflug?  Anforderungen an Umwelt- und Gesundheitspolitik“ will die Fraktion in dieser Woche auf Herausforderungen aufmerksam machen, die das vermehrte Auftreten invasiver Arten mit sich bringen. „Nur wenn wir unsere Ökosysteme schützen, können wir auch unsere eigene Gesundheit bewahren“, sagt die Sprecherin für Gesundheitspolitik Meral Thoms.

Es gibt immer weniger Insekten

Invasive Arten könnten nicht nur negative Auswirkungen auf die Biodiversität, sondern auch weitreichende Folgen für die Landwirtschaft und letztlich die Ernährungssicherheit haben. „Es ist daher von entscheidender Bedeutung, ein effektives Monitoring dieser Arten zu etablieren und dann schnell und gezielt auf mögliche Risiken zu reagieren“, warnt Volkhard Wille, Sprecher für Natur- und Umweltschutz der Grünen.

Insekten sind mit mehr als 34.000 Arten in Deutschland die artenreichste Gruppe von Lebewesen. Wissenschaftliche Untersuchungen des entomologischen Vereins Krefeld hatten ergeben, dass die Masse der fliegenden Insekten in den vergangenen 25 Jahren um zirka 80 Prozent abgenommen hat. Zu den Hauptgründen des Rückganges zählt der Verlust von Lebensraum durch die Flächenversiegelung und die Industrialisierung der Landwirtschaft. „Die Wiederaufnahme des Insekten-Monitorings wäre auch ein wirksames Instrument, um dem Artenstreben mit gezielten Maßnahmen entgegenwirken zu können“, sagt Thomas Hörren.