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Talk bei „frank&frei“Bettina Böttinger spricht über den Tod von geliebten Tieren

Lesezeit 5 Minuten
Bettina Böttinger mit ihren zwei Dackeln Finchen (links) und Ilse

Bettina Böttinger mit ihren zwei Dackeln Finchen (links) und Ilse

Im Talk von „frank&frei“ ist am Donnerstag Moderatorin Bettina Böttinger zu Gast. Es geht um den Tod von Haustieren. Es gibt noch Tickets.

Frau Böttinger, Sie sind verheiratet, haben einen großen Freundes- und Bekanntenkreis, einen gewaltigen Aktionsradius - wofür dann auch noch Haustiere?

Ein Haustier ist – wenn es nicht gerade krank ist – Garant für Freude pur und relativiert vieles, was sich im Leben an Problemen vor einem auftut.

Wie kommt das?

Ich spreche jetzt mal konkret von mir und meinen zwei Hunden, genauer zwei Dackeln. Das sind heutzutage ja meist keine Gebrauchshunde für die Jagd mehr. Es geht um die Kommunikation mit einem Wesen, das seine Menschen – wenn die nicht alles falsch machen in Erziehung und Haltung – vorbehaltlos akzeptiert.

Das könnte das Vorurteil bedienen, Hunde würden gehalten wegen ihres sprichwörtlichen Gehorsams.

Ein Vorurteil, sagen Sie. Richtig! Und eine sehr vereinfachende Sicht. Hunde sind durchaus eigenwillig. Davon könnte ich als Dackel-Besitzerin viel erzählen. Damit gut umzugehen, gehört zur Verantwortung, die ich als Tierhalterin übernommen habe, und zwar für viele Jahre. Das ist ganz wichtig. Machen Sie sich einmal klar, dass die Lebenserwartung eines Haustiers so lang sein kann wie die Zeit, bis ein Kind erwachsen ist.

Aber da gibt es dann schon noch einen fundamentalen Unterschied, oder?

In der Tat. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Mensch und Hund halten sich dann doch eher in Grenzen.

Plötzlich stirbt das Tier, das dich so lang begleitet hat, und damit stirbt natürlich auch ein Teil deines eigenen Lebens.
Bettina Böttinger

Insgesamt ist die Lebensspanne von Haustieren kürzer als die von Menschen. Das heißt, man ist irgendwann mit dem Sterben von Haustieren konfrontiert. Darum soll es diesmal im Talk bei „frank&frei“ gehen. Sie mussten auch selbst schon von geliebten Tieren Abschied nehmen. Welche Erfahrungen haben Sie da gemacht?

Dackel werden im Durchschnitt um die 15 Jahre alt. Meine kleine Ilse ist jetzt der vierte Hund, den ich habe. Ihre Vorgänger habe ich zu Hause sterben lassen.

Bettina Böttinger hat ihre Hunde zu Hause einschläfern lassen

Die Hunde wurden eingeschläfert?

Ja. Dafür kam die Tierärztin jeweils zu uns. Das Ganze war für mich sehr traurig, für die Dackel war es nicht schmerzhaft. Wichtig ist es, sich als Tierhalter klarzumachen, dass die Endlichkeit uns einholt, dass sie immer da ist. Plötzlich stirbt das Tier, das dich so lang begleitet hat, und damit stirbt natürlich auch ein Teil deines eigenen Lebens. Wenn ich auf der Straße oder im Park alte Menschen sehe, die dann auch ein älteres Tier bei sich haben, hat das für mich etwas sehr Berührendes – diese Gemeinsamkeit, dieses geteilte Altwerden.

Eine Gemeinsamkeit, die jüngere Menschen so kaum empfinden werden.

Auch als junger Mensch weiß ich: Wenn ich ein Haustier habe, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach vor mir sterben. Aber dieser Moment liegt irgendwann in einer fernen Zukunft. Anders ist das, wenn wir selbst alt sind: Wir altern gemeinsam, wir gehen den letzten Weg gemeinsam. Und dann müssen wir loslassen können. Wir müssen mit der Einsamkeit umgehen können, die auf den Tod folgt. Übrigens können auch Tiere sehr einsam sein.

Als der Tierbestatter fragte, „wünschen Sie eine Aufbahrung?“, da haben wir uns wirklich nicht mehr halten können.

All das hätten Sie auch über den Abschied von einem Angehörigen oder einem guten Freund, einer Freundin sagen können.

Der Umgang mit dem Tod ist ja auch vergleichbar. Ich habe da allerdings, bezogen auf Tiere, auch mal eine – ehrlich gesagt – aberwitzige Erfahrung gemacht.

Erzählen Sie!

Meine Frau hatte einen sogenannten Kampfhund namens Davy. Als er starb, war klar: So ein großes Tier können wir schlecht im Garten vergraben. Also kam der Tierbestatter. Schwarzer Anzug, gemessener Ton, alles sehr stilvoll – ich musste gleich an Christoph Kuckelkorn denken. Aber als er dann fragte, „wünschen Sie eine Aufbahrung?“, da haben wir uns wirklich nicht mehr halten können. Ich verstehe schon, dass Menschen so etwas brauchen, aber für mich war das drüber. Später habe ich beim Steinmetz einen kleinen Grabstein anfertigen lassen, der jetzt auf Davys Urnengrab in meinem Garten steht.

Das dann doch...

... Ja. Und trotzdem sage ich: Es muss schon irgendwo noch Grenzen geben.

Ich habe die eiserne Regel: Kein Fleisch von Tieren essen, die durch den Schlachthof getrieben worden sind.
Bettina Böttinger

Manche würden sagen, die Grenzen sind so oder so falsch gesetzt: Wir machen ein großes Gewese um Haustiere, verschließen aber die Augen vor dem Umgang mit Zuchtgeflügel, Schweinen, Rindern und anderen Schlachttieren. Sind Sie eigentlich Vegetarierin?

Ne, ich habe aber die eiserne Regel: kein Fleisch von Tieren essen, die durch den Schlachthof getrieben wurden. Praktischerweise haben wir bei uns noch einen Dorfmetzger, der selber schlachtet.

Aber Sie empfinden das Schlachten und Essen von Tieren nicht als Widerspruch zum Halten eines Haustiers?

Ganz ehrlich? Nein, dafür ist ein gutes Stück Fleisch einfach zu lecker. Ich finde es aber schon wichtig, dass die Zartheit und die Zuneigung zu einem Haustier abstrahlt auf das Zusammenleben auch unter Menschen. Haustiere nehmen in unserer Gesellschaft viel Raum ein – keine Frage. Aber das ist ein positiv besetzter Raum. Und nochmal ganz ehrlich: Wenn ich im Moment die Zeitung lese und im Fernsehen die Nachrichten sehe, wo einem angst und bange wird, dann tut es mir gut und erleichtert Seele und Herz, wenn ich meine Dackel im Garten herumspringen sehe.


Bettina Böttinger, geb. 1956, ist TV-Moderatorin und Produzentin. Bis 2023 hatte sie im WDR-Fernsehen ihre Talkshow „Kölner Treff“. Böttinger lebt mit ihrer Frau und den Dackeln Finchen und Ilse in der Voreifel und in Köln.