110 Jahre Behrensbau - warum die Ausstellung über das historisch bedeutsame Gebäude in Düsseldorf so sehenswert ist.
Neue Ausstellung im Behrensbau in DüsseldorfIm Haus der Geschichte NRW dreht sich jetzt alles um Peter Behrens und sein Gebäude
Das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalens – es ist selbst als Gebäude ein geschichtsträchtiger Ort. Sein Sitz ist das Düsseldorfer Mannesmannufer mit Blick auf den Rheinbogen, von hier aus haben die Röhrenwerke ihre Reise in den Olymp eines international aktiven Unternehmens begonnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg residierte die britische Militärregierung am Rheinufer, 1946 zog die erste nordrhein-westfälische Landesregierung hier ein.
In einigen Jahren soll an diesem Ort das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalens dauerhaft als zeithistorisches Museum öffnen – die Gegenstände für die Dauerausstellung werden derzeit gesammelt, doch bevor sie präsentiert werden können, müssen die Bauarbeiter noch mal ran. 2019 hat die Landesregierung beschlossen, das Haus dieser museal-pädagogischen Aufgabe zuzuführen, und als Vorgeschmack gibt es von nun bis in den November hinein eine Ausstellung zu sehen, die im noch unfertig sanierten Gebäude dessen eigene Historie beschreibt. Hier kreuzten sich schließlich nicht allein Wirtschafts- und Politikgeschichte in einer für Nordrhein-Westfalen bedeutsamen Intensität – auch in architektonischer Hinsicht ist das Haus ein Juwel.
In nur zwei Jahren von der Planung bis zum Einzug der Hauptverwaltung der Mannesmannröhren-Werke-AG im Dezember 1912 hat es Peter Behrens errichtet. Der 1868 in Hamburg geborene Architekt ist neben seinem Gebäude der eigentliche Star der Ausstellung, die ihn als Universaltalent präsentiert: Behrens war nicht allein ein Pionier des modernen Bauens und der Architektur der Neuen Sachlichkeit, die bis hin zu Walter Gropius‘ Bauhaus führte. Vielmehr liegen seine Ursprünge in der Bildenden Kunst, in der Mitbegründung des Deutschen Werkbundes und im Design.
Abneigung gegen alles Ornamentale und Überflüssige
Von ihm stammt das ikonische Firmenlogo AEG, denn für die „Allgemeine Elektricitätsgesellschaft“ entwarf er nicht allein den Schriftzug für die drei Buchstaben, sondern auch Lampen und Heizstrahler, Küchengegenstände wie Teekessel sowie Wanduhren in derselben Anmutung, durch die auch seine Architektur besticht – mit einer Vorliebe für strenge Geometrie und Ordnung, und gleichzeitig mit einer Abneigung gegen alles Ornamentale und Überflüssige.
Behrens‘ Weg vom Bildenden Künstler und typografischen Gestalter bis hin zum Erbauer der Mannesmann-Zentrale am Rheinufer bildet den einen Strang der Ausstellung – wobei sein Verhältnis zum Nationalsozialismus ein wenig zu kurz kommt.
Die Rolle der „Mannesmänner“ verdeutlicht ein Audiodokument einer ehemaligen Zwangsarbeiterin in der NS-Zeit
Als zweiter roter Faden zieht sich der Behrensbau selbst durch die Schau – wobei hier die Rolle der „Mannesmänner“ in der Nazi-Zeit etwa durch das Audiodokument einer ehemaligen Zwangsarbeiterin deutlicher wird. Ein Fahrrad aus den frühen Jahren zeigt, wofür der Konzern weltweite Bedeutung erlangte, nämlich durch die Erfindung der nahtlosen Röhre. Weniger erfolgreich war sein später Flirt mit der Welt der modernen Kommunikation, wie die Übernahmeschlacht mit Vodafone im Jahr 2000 zeigt.
Nicht allein Düsseldorfer und nordrhein-westfälische Geschichte wird also mit dieser Schau geschrieben – vor allem führt sie am Ende vor, wie sich das Bundesland in der globalisierten Welt bewegt. Man darf neugierig sein, wie all das fortgesponnen wird, wenn das Haus der Geschichte nach der Sanierung auf lange Sicht öffnet.
Die Ausstellung "110 Jahre Behrensbau - Architektur und Geschichte", läuft bis zum 5. November 2023, Haus der Geschichte NRW, Mannesmannufer 2, 40213 Düsseldorf, Dienstag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Samstag, Sonntag und feiertags 10 bis 18 Uhr, Montag geschlossen
Das Programm rund um die Schau hält viele interessante Termine vor, zum Beispiel zu Pfingsten: Am 28. Mai und 29. Mai jeweils von 13 bis 17 Uhr wird ein Lego-Workshop für Kinder angeboten, „Build it like Behrens“. Um Anmeldung wird gebeten, gerne vorab per E-Mail oder unter Tel. +49 211 513 613-33. Weitere Infos zur Ausstellung und zum Programm finden Sie hier.