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SchlammverkrustetHaus der Geschichte zeigt Überbleibsel der NRW-Flutkatastrophe

Lesezeit 3 Minuten

Die Gläser stammen aus der „Frischeküche“ in Bad Münstereifel, die Stiefel der Feuerwehr Kall tragen noch Spuren des Einsatzes.

Düsseldorf/Kall/Bad Münstereifel – Sie fanden große Beachtung bei der Eröffnung der Ausstellung „Unser Land“ im Düsseldorfer Haus der Geschichte, in der sich auf einer 1200 Quadratmeter großen Etage das 75-jährige Bestehen des Landes Nordrhein-Westfalen widerspiegelt. Es handelt sich um ein paar schlammverkrustete Stiefel des Löschzuges Kall, die in der schlimmen Flutnacht zum 15. Juli und den Tagen des Aufräumens danach getragen wurden.

Sie sollen Zeugnis von der Heftigkeit des Unwetters und dem unermüdlichem Einsatzwillen der Feuerwehren bei dieser noch nicht erlebten Hochwasser-Katastrophe geben.

„Zeitzeugen“ der Katastrophe

Die Präsentation der Einsatzstiefel der Kaller Wehr in Düsseldorf hatte deren Leiter Harald Heinen organisiert. Der Landesgeschäftsführer des Verbandes der Feuerwehren (VdF) NRW, Christoph Schöneborn, hatte Heinen kontaktiert, nachdem das Haus der Geschichte vor der Eröffnung der Ausstellung beim VdF nach verschmutzten Einsatzstiefeln gefragt hatte, um diese als „Zeitzeugen“ der Katastrophe in der Ausstellung dauerhaft zu zeigen.

Kalls Wehrleiter Harald Heinen schaute sich die dreckigen Stiefel und verschmutzten Gläser aus der Eifel an.

Beim Löschzug waren derartige schlammverkrustete Stiefel, die die Einsatzkräfte in der Nacht bei Menschenrettungen und anschließenden Aufräumarbeiten getragen hatten, vielfach vorhanden. Ein Kurier eilte von der Wuppertaler VdF-Geschäftsstelle schon einen Tag später eigens nach Kall, um das jetzt ausgestellte Stiefelpaar nach Düsseldorf zu bringen. Dort ist es nun in einer schicken Glasvitrine, zusammen mit zwei verschmutzten Gläsern, einem Stein und Fotos vom zerstörten Bad Münstereifel zu sehen.

Überreste aus einem überschwemmten Lokal

Harald Heinen war als Leiter der Feuerwehr Kall zur Eröffnung der Ausstellung eingeladen worden. Er konnte in Düsseldorf feststellen, dass die Hochwasser-Zeugen aus dem Kreis Euskirchen große Beachtung fanden und den über Tage geforderten Einsatzkräften großer Respekt gezollt wurde.

Die beiden Gläser stammen aus der „Frischeküche“ von Ralf Hürten, die direkt am Zwentibold-Brunnen in Bad Münstereifel liegt. Als das Wasser kam, hatte er die letzten Gäste schnell rauskomplimentiert. „Der Bon mit der letzten Bestellung, einer Paella, hängt noch in der Küche“, erzählte Hürten dieser Zeitung. S

eine Ex-Schwägerin sei Sekretärin im Haus der Geschichte in Bonn und habe angefragt, ob das Museum für die Ausstellung etwas aus seinem Lokal verwenden dürfe. Mitgenommen wurden neben den beiden Weingläsern auch eine Weinflasche, ein Eichenlohestuhl, eine alte Geldkassette sowie ein Sparschäler.

Ausstellung noch bis Mai 2022 im Haus der Geschichte

Hürten war ohnehin überrascht, dass so viele seiner Gläser noch ganz waren und die Flut überlebt hatten. Und auch einige seiner Weinflaschen wurden nicht zerstört. Da er sie nicht mehr ausschenken darf, hat auch er nun Flutwein anzubieten. „Der Drehverschluss oder der Korken ist schließlich okay“, erklärt er.

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Natürlich plant der Münstereifeler Gastronom auch seine Zukunft. Ostern 2022 möchte er „Die Frischeküche“ wieder eröffnen. Im Rahmen des geplanten Weihnachtsmarktes möchte er sich auch einbringen und wieder außer Haus liefern. „Während der Corona-Zeit waren wir mit unseren Tapas ganz erfolgreich“, erzählt er.

Die Ausstellung „Unser Land. 75 Jahre Nordrhein-Westfalen“ ist noch bis zum 23. Mai 2022 im Haus der Geschichte in Düsseldorf zu sehen.