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Nicht nur in Köln fehlen LokführerDie Bahnbranche in NRW sucht Fachkräfte – Jobmesse am Freitag in Essen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Lokführer steigt in einen Triebwagen.

Berufseinsteiger gesucht: Die Eisenbahnverkehrsunternehmen in NRW suchen nicht nur Lokführerinnen und Lokführer

Alleine 20.000 Stellen werden frei, weil Menschen altersbedingt ausscheiden. Schulabgänger sind ebenso gefragt wie Quereinsteiger.

In den kommenden sechs Jahren benötigt die Bahnbranche in NRW insgesamt 45.000 neue Fachkräfte. 20.000 Stellen in der Bahnbranche werden nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen frei, weil Menschen altersbedingt ausscheiden. 25.000 neue Jobs müssen für die Mobilitätswende geschaffen werden. Da ist es bitter nötig, dass die Unternehmen und Verkehrsverbünde ihre Kräfte bündeln und vereint gegen Personalmangel ankämpfen.

Landesinitiative trägt Früchte

Vor einem Jahr hat die Landesregierung rund sechs Millionen Euro in eine Beschäftigungsoffensive gesteckt, die nach Angaben von Fokus Bahn NRW erste Früchte trägt. „In diesem Jahr werden durch unternehmensübergreifende Kurse über 350 Lokführerinnen und Lokführer qualifiziert“, sagt Projektleiter Heinrich Brüggemann. Der Personalbedarf werde im kommenden Jahr aber keinesfalls geringer sein. Das Ziel: Bis Ende 2025 sollen 800 neue Lokführerinnen und Lokführer in NRW unterwegs sein.

Seit 2019 kooperieren elf Nahverkehrsbahnen, die Verkehrsverbünde und das Verkehrsministerium unter dem Dach von Fokus Bahn NRW. Gemeinsam wollen sie der Personalnot entgegenwirken, weil die alle Verkehrsunternehmen gleichermaßen trifft, auch wenn sie bei Ausschreibungen von Fahrleistungen im Regionalverkehr des bevölkerungsreichsten Bundeslands Konkurrenten sind.

Zu den Verkehrsunternehmen zählen neben DB Regio NRW die Eurobahn, National Express, die Regiobahn, die Rhein-Ruhr-Bahn, Vias, TRI, die Westfalen- und die Rurtalbahn, Nord-West-Bahn und Transregio. Und alle suchen Personal.

Erstmals machen sie das auf einer eigenen Jobmesse unter dem Titel „Karriere Schiene“. Die Messe im Colosseum-Theater in Essen wendet sich am Freitag, 23. August, nicht nur an Schulabgänger auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Auch über die Möglichkeiten des Quereinstiegs aus fachfremden Berufen informieren die Verkehrsunternehmen und die Bildungseinrichtungen. Gesucht werden Fahrpersonal, Kundenbetreuer im Zug und Disponenten.

Ab 13 Uhr ist die Jobmesse für Interessenten an den Bahnberufen geöffnet. Kostenlos und unverbindlich anmelden kann man sich auf der Homepage von Fokus Bahn NRW. Weitere „Karrieretage“ sollen am 12. September in Wuppertal und am 28. November in Dortmund folgen.

20 Prozent der Lokführer gehen bis 2027 in den Ruhestand

„Bis 2027 werden allein in NRW 20 Prozent der rund 3000 Lokführerinnen und Lokführer in den Ruhestand gehen“, sagt Brüggemann. „Vor allem aber haben die deutlich gestiegene Fluktuation und die massiv erhöhte Krankenquote in diesem Beruf Auswirkungen, die so nicht vorhersehbar waren.“ Hintergrund seien Belastungen für das Fahrpersonal und in der Bereitstellung der Züge durch die vielen Baustellen im Netz. Die Infrastruktur in NRW sei sehr störungsanfällig. „Die Tarifabschlüsse, die Mitarbeitenden mehr Freizeit ermöglichen, werden den Bedarf noch einmal um einige Hundert Lokführerinnen und Lokführer erhöhen“, so Brüggemann.

„Karriere Schiene“ soll nicht nur eine Jobmesse, sondern auch ein Branchentreff sein. Am Vormittag soll es einen Austausch zwischen den Vertretern der Bahnunternehmen, Bildungsträgern und Arbeitsagenturen geben, zu dem auch Verkehrspolitiker und -politikerinnen eingeladen sind. „Wenn wir die Mobilitätswende wollen, müssen wir ganzheitlich denken“, sagt Brüggemann. Man müsse „die drei großen Themen“ – Finanzierung des Deutschlandtickets und bessere Angebote, Erhalt und Modernisierung der Infrastruktur und die Suche nach neuem Personal – „gleichberechtigt diskutieren und bearbeiten.“

Trotz der Ankündigung der Deutschen Bahn, nach dem neuen Milliardenverlust in der Halbjahresbilanz in den kommenden fünf Jahren 30.000 Jobs in erster Linie in der Verwaltung zu streichen, sucht der Konzern auch unabhängig von der Karrieremesse in Essen zum Beginn des Ausbildungsjahres noch kurzentschlossene Auszubildende und junge Menschen, die sich für ein duales Studium interessieren.

In Köln sind noch Plätze für angehende Lokführerinnen und Lokführer, Konstruktionsmechaniker, Gleisbauer und Elektroniker frei. Duale Studiengänge werden in Köln (Bauingenieurwesen), Düsseldorf (Nachrichten- und Kommunikationstechnik) und Duisburg (Elektrotechnik und Vermessung/Geoinformatik) angeboten. Nach einem erfolgreichen Abschluss ist laut Bahn eine unbefristete Übernahme garantiert.